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Jüngeren Semestern ist Jennifer Warnes vor allem durch ihre Filmmusik- Duette ein Begriff: Sie sang mit Bill Medley "Time Of My Life" für das Tanzmärchen "Dirty Dancing" und "Up Where We Belang" mit Joe Cocker für den Militär-Werbespot "Ein Offizier und Gentleman". Ältere Jahrgänge wissen jedoch sehr wohl, daß die brünette Amerikanerin - die schon 1969 im Musikgeschäft debütierte - ob dieser Edelschnulzen keineswegs als Robin Beck für Fortgeschrittene abgelegt werden darf. Jennifer Warnes ist eine Singer/Songwriterin der Extraklasse, die mehr zu bieten hat als schwülstigen Softpop. Nach "Famous Blue Raincoat" (1987), ihrem hochgelobten Tribut an Leonard Cohen, legt sie mit dem abwechslungsreichen Songreigen des neuen Albums "The Hunter" einmal mehr einen Qualitätsnachweis vor. Die Single "Rock You Gently" wandelt mit soften HipHop-Rhythmen auf den Pfaden von Marvin Gayes "Sexual Healing" - auch textlich, wenngleich die Partnerschaftsberatung hier nicht so direkt zur Sache kommt, sondern mehr den Umweg der Psychoanalyse bemüht. "Big Noise, New York" mit Donald Fagen als Gastsänger erinnert in seiner Easy- Listening-Leichtigkeit und dem geschmackvollen Jazz-Arrangement an Fagens Meisterwerk "The Nightfly". Ohne jeden Kitsch kommen die Balladen "Pretending To Care" und "Lights Of Louisianne" aus, respektabel rockig geriet auch die Coverversion des Waterboys-Hits "The Whole Of The Moon". Höhepunkt aber ist das spannungsgeladene, von Leonard Cohen mitkomponierte "Way Down Deep": Über einem geometrisch strengen, von Paulinho da Costa und Lenny Castro entworfenen Rhythmusgerüst begegnen sich Jennifer Warnes' Gesang, ethnisch phrasierte Begleitstimmen und ein facettenreiches Instrumentarium mit keltischer Appalachian-Fiddle und Lap-Steel-Gitarre - eine Delikatesse und der Anspieltip für Klangfreaks auf dieser CD. Mit "The Hunter" gelang Jennifer Warnes ein Volltreffer im Genre des melodischen Folkpop. © Stereoplay