Moin, moin,
im Geiste bin ich eben meinen Gerätestapel durchgegangen und bei einem eingehakt, das mich in ganz besonderer Weise ärgert: Ein Fidelity.
Fidelity war eine kleine Firma, die Mitte der Achtziger Jahre in Stuttgart den Versuch unternahm, zu bezahlbaren Preisen hochwertige Verstärker zu bauen.
Freunde anspruchsvoller Schaltungstechnik stellen gerne mal in Frage, ob das "hochwertig" gelungen ist. Tests in den einschlägigen Magazinen bescheinigen den Geräten von Stephan Steiner jedoch durchweg (zumindest soweit getestet) "Spitzenklasse". Hannes Knorn, ehemals Mitbegründer von Audiolabor und Entwickler der ES-200, schien die Qualität jedenfalls zu reichen, übernahm er doch den Vertrieb von Fidelity in Österreich.
Und das Preisniveau war dabei zweifellos als "günstig" zu bezeichnen. Die Verarbeitung ist sicherlich hochwertig, lediglich die Ausstattung z.T. mehr als spartanisch: Schutzschaltung? Klangregelung? Was ist das? Technische Daten? Ein Geheimnis. Anleitung? Einseitig. Nach dem Motto: Mit "Power" schaltet man ihn ein, mit "Volume" regelt man die Lautstärke, Lautsprecher und Geräte schließt man auf der Rückseite an. Der Netzstecker gehört in die Steckdose.
Und pompöse Leistung konnte man von Fidelity auch nicht erwarten: "2x 11 Watt Sinusleistung an 4 Ohm Meßwiederstand bei 0,1% Klirr erreicht der Zyrkon im Test, bevor er zu schwingen beginnt. An 8 Ohm erreicht er immerhin 2x 43 Watt." (HiFi Vision 7/92)
Insbesondere im Fehler-Fall erwartete Herr Steiner von seinen Kunden eine gewisse Leidensfähigkeit. Ob es jemals Service-Unterlagen gegeben hat, möchte ich bezweifeln. Und das Abschleifen aller Transistor-Bezeichnungen erleichtert die Wartung der Geräte auch nicht eben. Aber "Highender" sind ja leidensfähig. Jedenfalls, wenn sie hoffen können, damit ein paar Tausender sparen zu können.
Die Produktpalette von Fidelity war übersichtlich. Es gibt zwei Generationen: Die erste mit gern kleinen Gehäusemaßen und grader Frontplatte, die zweite mit Norm-breiten Gehäusen mit abgerundeten Kanten und Lüftungsschlitzen in der Oberseite.
Die Vollverstärker hießen Student, Granat und Zyrkon. Die Vorverstärker waren die Opal, Achat und Sardonyx. Topas und Crysolith hießen die Stereo-Endstufen und Pyrit und Sarder die Mono-Blöcke.
Und warum soll man Fidelity kaufen?
"Klang-Gourmets, denen Musikhören über alles geht und Komfort nur eitlen Tand bedeutet, bietet der Fidelity mehr als nur irgendeine weitere Alternative. Prädikat: besonders wertvoll." (HiFi Vision 7/92)
Man soll nicht, aber man darf kaufen.
Und wenn man einen hat, dann soll der Fidelity auch laufen. Mein Granat tut's nicht. Daher meine Frage: Wisst Ihr, welche Transistoren in welchen Endstufen verbaut worden sind?
Tschüß, Matthias
P.S.: Schaut in die Wiki und ergänzt fleißig.