Bitte um Vergebung:
Mal wieder einer meiner Alternativstandpunkte, nein, ein Hinweis auf das, was halt ist und jedem Netzwerk, jeder Datenfernübertragung zugrundeliegt bzw. auch dem alten analogen ARD-Stern zum analogen Programmaustausch quer durch Europa zugrundelag. Die RRG unterhielt mit Unterstützung der Reichspost bereits 1938 ein flächendeckendes Kabelnetz quer durch Germanien, Abbildung in: Handbuch des dt. Rundfunks 1938/39. Kabel und Distanzprobleme scheint also nicht gegeben zu haben. Man wusste bereits damals Bescheid, worauf es ankam (Rudolf Winzheimer, Übertragungstechnik. München
1929. Rechenschieber nicht vergessen...).
Und worauf kommt es an?
Nicht auf Gold, Silber oder Platin, dick oder dünn, skin or bone, sondern auf die Kenntnis der im interessierenden Frequenzbereich relevanten, physikalischen Zusammenhänge und Parameter, die sich seit jenem Urknall, bei dem sich der Himmivatternd als Urheber und Zuschauer des ablaufenden Feuerwerks das letzte Mal (?) seine Ohren zuhalten musste, nicht verändert haben.
Es spielen dabei im Nf-Rahmen die Impedanz auf dem Kabel, ein abschließender Widerstand und eine potenzielle kapazitive Zusatzbelastung (meist in Gestalt von Kabelkapazitäten) eine Rolle, die man aber rechnerisch getrost kalkulieren, sprich berechnen kann. Veränderungen im Kabelaufbau berühren primär Kabalkapizität und Kabelwiderstand, der aber bei amateurüblichen Leitungslängen bis lange
nach dem Einfluss der Kabelkapazität völlig bedeutunglos bleibt. Mit der Senkung der Kabelkapazität stößt man aber schon vergleichsweise bald an prinzipielle Grenzen, weshalb für Hf-Übertragungen (schon in den 1950ern wurden vom Bayerischen Rundfunk, Fernsehen für Mäg Heinzerleins Abfahrtslaufübertragungen ganze Skihänge
bildtauglich hochwertig verdrahtet!) eigene Verfahrensweisen entwickelt wurden, die wir als Breitbandkabel in unseren Häusern liegen haben.
Das Problem der Übertragung beim Amateur sind die recht hohen Quellausgangswiderstände, die man am Ende des Röhrenzeitalters (zur Vermeidung teurer Übertrager) zuließ und nicht zuletzt beim magnetischen Abtaster (wegen dessen dann höherer Ausgangsspannung) auch dankbar mitnahm:
Man ging von Verbrauchereingangswiderständen um 50 kOhm aus, die den Prinzipien der so genannten Spannungsanpassung bei der Breitbandübertragung folgend einen Ausgangswiderstnd von einem Zehntel dieses Wertes, also 5 kOhm, empfehlen. Daraus wurden dann über mathematische Erwägungen unsere 47 kOhm, denen Ausgänge mit 4,7 kOhm gegenüberstehen.
Das ist ein vergleichsweise hoher Ausgangswiderstand, weshalb bereits bei überschaubaren Kabellängen Kabelkapazitäten eine zusätzliche Last bilden können, die den Frequenzgang namentlich oftmals labilerer induktiver Generatoren (vulgo: MM-Systeme) im Höhenbereich verbiegen können. Wenn aber ein MM-System-Hersteller so pfuscht, dass sein MM-System nicht innerhalb der Gegenbenheiten der weiß Gott erreichbaren Amateurspezifikationen (Innenwiderstand von 4,7 kOhm ist im Audiobereich einzuhalten) bleibt, ist ihm nicht zu helfen. Ansonsten ist dies einer der Orte, wo der Amateur mit Kabelverlängerungen vorsichtig sein sollte. Moderne auch amateurgängige Technik hat sich in den letzten 40 Jahren aber auch sukzessive den Usancen im Profilager angepasst und baut, zumindest seit OpAmps niederohmig, hochwertig (Fremspannungsabstand) und kurzschlussfest sind, ebenfalls Ausgänge mit 600 Ohm oder weniger. Damit ist das Problem der Kabelkapazität eigentlich von der vernünftigen, erfolgversprechenden Seite her im Griff. Das gilt übrigens auch für klassische MC-Systeme, die extrem nierohmig sind. Bei den MMs ist da aber nichts zu ändern.
Die analoge Studiotechnik arbeitet heute (übrigens auch bei MIkrofonen) aus genau den geschilderten Gründen mit Ausgangsimpedanzen der Line-Ausgänge von möglichst nicht mehr über 60 Ohm.
Die Steckverbindungen sollten natürlich möglichst geringe Übergangswiderstande aufweisen, was mit anderen -nun chemischen-Aktivitäten unseres Himmivatternds (weiland, beim Ohrenzuhalten, liegt etwas zurück) zu tun hat. Die Kontakte der Steckerlösungen sollten zur Selbstreinigung von Oxiden befähigt sein bzw. geringst möglich zur Oxidation neigen, was bei fliegenden Aufbauten in der Produktion aber andere Dimensionen erreicht, als im heimischen Wohnzimmer. Diese Forderung dient jedoch nicht dazu, die Orgel der Karmeliterkirche in Straubing auf der Konserve möglichst schön klingen zu lassen, sondern um Übertragungsausfälle zu verhindern, die bei analoger Technik natürlich (und unseligerweise) schleichend kommen können. Bei Mikrofonleitungen, die neben der Nutzmodulation auch noch Phantomspeisung transportieren sollen, ist dem Umstand aufgrund des dort dann fließenden Gleichstroms noch einmal besondere Aufmerksamtkeit zu schenken, die aber im Wohnzimmer mangels Substanz ohne Relevanz ist.
Das ist das Feld, in das von der elektroakustischen Seite her hineinzukonzipieren ist. Ich habe diesen etwas längeren Exkurs auch im Hinblick auf die berühmt-berüchtigten, dieser Tage diskutierten, von 'symptomatischer Seite' stammenden "Tuning-Empfehlungen" zusammengestellt, um den Entstehungsmechanismus von solcherart ziemlich durchgängigem Kokolores zu demaskieren: Es liegt fast allem ein realer Kern zugrunde, der offensichtlich auch einmal von kompetenter Seite einem nicht-kompetenten, aber interessierten Hörer beschrieben, jedoch nicht bis zu dessen völligem Verstehen erklärt worden sein muss. Folge: Schon beim 'Weitererzählen in der Szene' wird das ehedem ernst zu nehmende Ereignis/Phänomen zur klassischen Legende, die die Wiederqualität leider in nichts befördert. Dass andererseits eine nicht notwendigerweise einem fachlichen Ehrgefühl verpflichtete Industrie daran interessiert sein kann, solcherart Legenden wie weiland die der Sybillen in den Kundenkreisen am Leben zu erhalten, versteht sich von selbst.
Der Profi sucht bei seinen Mikrofonübertragungen (Man denke an 'Schuppen' der Dimensionen der Basilika Weingarten oder des Petersdoms, die nicht nur vom Süddeutschen Rundfunk oder der RAI, sondern auch von anderen zu verkabeln waren...) nach einem stabilen, hinreichend niederkapazitiven, bruchfesten Kabel mit einer unter Umständen hf-festen Schirmung und möglichst niedrigem Preis. Wenn man es dann auch noch fast nicht sieht, sobald die "geischtlingen Herrn" lichterglanz- und kamerabegleitet verbeischreiten, ist eigentlich alles gewonnen, was zu gewinnen ist.
Eins fehlt noch, die oben angesprochene Tiefpassformel:
f = 1/(2pi x R x C)
f = frequenz in Hz
pi = Kreiszahl
R = Impedanz auf der Leitung in Ohm
C = der Impedanz parallel liegende Kapazität (Kabel und/oder Eingang) in Farad (ohne zusätzliches H und R)
Hier kann man sich angesichts gegebener Verhältnisse (Geräte und Kabel) genau ausrechnen, wann es ernst wird. Johannes Webers führt das als sehr umsichtiger Altpraktiker entsprechend praxisgerecht in seinen Tonstudiobüchern vor, weshalb man da nachschauen kann. Da, aber nicht nur da: Man kann auch bei den AAAlern nebenan nachschauen, denen manchmal auch ein bissle Bodenhaftung gut tut bzw. täte. Ich fühle mich deshalb veranlasst, dorten mitunter dafür zu sorgen, weil in dieser Welt halt nichts von nichts kömmt.
Ich habe mein obiges Anliegen dort einmal anhand der A77 Lothars, der ja auch in Jürgens Weichbild gehört, exemplifiziert, was vielleicht den einen oder anderen der hier lokalisierten Interessenten ansprechen mag:
http://www.analog-forum.de/wbboard/index.php?page=Thread&threadID=43639Die Bemühung um schöne, noch nach 50 Jahren anhörbare Aufnahmen -genau das sind ja eure Vorlagen, deren Entstehen aber beklemmend wenig diskutiert, vielmehr fast gottgeneriert hingenommen wird, obwohl da Menschen von Fleisch und Muskeln ihre oftmals schmuddeligen Hände im Spiel haben (müssen)-, rangiert auf anderem Terrain. Kabel und Stecker sind da Mittel zum Zweck, aber keine qualitativen Geburtshelfer. Wenn man sie hört, durch Lautsprecher noch dazu, ist etwas falsch(!).
Hans-Joachim
Fettschrift repariert
Jürgen