Hallo alle,
auf meinem Tisch war gestern und heute ein wirklich schön erhaltener Luxman R-1500 von unserem user Bödi, den er bei ebay erwarb. Neben den üblichen Krankheiten (Beleuchtung, Drehko, Schalter, Potis und Relaiskontakte) hatte er leider noch den Fehler, daß ihm eine Endstufe durchgebrannt ist. Nun konnte ich ihm dies preiswert reparieren, da ich noch ein recht desolates Opfergerät habe. Bei dem Opfergerät ist leider auch das Holzgehäuse hinten ziemlich zerdetscht - sonst wäre alles ganz einfach gewesen...
Der Verkäufer oder ein anderer Vorbesitzer wollte aus dem holzfolierten Gehäuse ein schwarzes machen, Sprühdose heraus und schwupp di wupp sieht das dann so aus:

Nämlich einfach nur sch...lecht! Also runter mit der Folie! Man sieht hinten im Bild, daß ich da schon etwas angefangen habe - und mich erst dann entschloß das bildlich zu dokumentieren. Hier geht es nun weiter mit den Arbeiten: in der linken Hand das Warmluftgebläse (ein Fön tut es auch) in der rechten den Malerspachtel, aber meist nur mit den Fingern, möglichst in einem Stück das Ganze abziehen.

Die Schmalseite des Gehäuses im Vordergrund hat schon keine Folie mehr, oben wird sie gerade entfernt. Wichtig dabei: den Fön von außen auf die Stelle der Folie richten, die man gerade abziehen will...

So, nun ist die gesamte Folie herunter. Warm ist mir dabei geworden... Ach, ja - zuvor muß man (sofern vorhanden) noch alle Lüftungsgitter abbauen. In diesem Fall war jedes mit vier Stahlklammern befestigt. Diese kann man ziemlich leicht lösen, indem man mit einem kleinen Schlitzschraubendreher unter eine der beiden Klammerstege geht und den Steg hoch hebelt, dann kann man die ganze Klammer abnehmen. Zum Anbau muß die Klammer wieder mit einer Flachzange plan gedrückt werden und dann über den Stumpf gedrückt werden. EEs hält dann wieder wie vorher.

Nun liegt das ganz Gehäuse frei. Ich hatte es zuvor an das Gerät geschraubt, damit ich besser an der Folie ziehen konnte. Das gerätelose Gehäuse wiegt einfach nichts... Es sollte komplett abgeschliffen werden, damit alle Klebereste und Unebenheiten verschwinden.

Solche "Löcher" müssen unbedingt verspachtelt werden, da die Folie sehr dünn ist und jederzeit gut Auskunft über den Untergrund gibt. Also...

Hier also das komplett endgeschliffene und gespachtelte Gehäuse, es besteht übrigens aus nicht besonders hochwertigem 3-fach Multiplex (früher sagte man einfach Sperrholz dazu).

Nun kann es ans folieren gehen. Ich habe übrigens handelsübliche Folie (alkor oder d-c-fix) verwendet, es soll auch besseres geben, ich weiß nur nicht, wo man so etwas in kleinen Mengen preiswert beziehen kann. Ralph (lakritznase) schrieb mal etwas von Laden- und Messebauern...

Das eigentliche Aufbringen der Folie, konnt ich nicht im Bild festhalten -weil ich beide Hände und volle Konzentration benötigte (war ja auch mein "erstes mal"). Wichtig an einem Ende einen exakt winkligen Schnitt an der Folie anbringen (hinten ist ein Gitternetz drauf, daran kann man sich sehr gut orientieren), den dann an einer Seite innen anbringen - und dabei auf exakte Winkligkeit achten, sonst kommt das Muster schief auf das Gerät und das sieht echt blöd aus. Dann etwa 10 cm Schutzpapier abrollen und mit einem Rakel (kostet ca. 2 Euro) von der Mitte nach außen fest anstreichen. Dann langsam weiter rundherum vorarbeiten und dabei stets die Folie mit der linken Hand straff ziehen, damit keine Blasen oder Falten entstehen. Nur die großen Flächen in einem Stück bearbeiten! Am Ende die Folie passend abschneiden, hier kommt es nicht so darauf an, weil das Ende nach innen kommt und nicht sichtbar ist. Zudem schneidet man es am Ende noch mit einem Cutter zurecht. Dann kommen die Kanten dran:

Zunächst mit einem wirklich scharfen Cutter von einer Ecke möglichst gerade nach außen schneiden, von innen! Wenn beide Seiten so bearbeitet sind, kann der Falz angeklebt werden (rakeln!). Unten im oberen Bild zu sehen.
Dann das Seitenteil etwas ankleben (ohne rakeln) und mit dem Cutter einen 45-Grad-Schnitt in die Ecke setzen, Folienrest entfernen und anrakeln. Das Ganze rundherum.

Eventuell vorhandene Hindernisse (hier eine Versteifungsleiste) kann und sollte man mit dem Cutter ausschneiden.

So, nun ist langsam alles rundherum mit Folie beklebt. Ach ja, da waren ja noch die Lüftungsgitter!

Diese kann man mit den Fingern fühlen und dann mit dem Cutter jeweils einen Kreuzschnitt machen.

Dann mit der Cutterspitze am Rand entlang fahren und so die Folie entfernen. Wenn das Gitter wieder drin sitzt, sieht man nichts mehr.

Das ganze dreimal gemacht und schon sieht es wieder vollständig aus.

Seitlich gibt es noch vier Öffnungen für die Gehäuseschrauben, auch die werden ausgeschnitten.

So, nachdem die Gitter wieder befestigt sind, kann das Gehäuse wieder an seinen angestammten Platz und sich dort sehen lassen.

Es ist zwar nicht das Original-Dessin, was Luxman seinerzeit verwendet hat, aber es schuat doch insgesamt wieder recht hübsch aus, oder?

So, nun kann er wieder zurück zu Bödi, der ja nächste Woche mit seinen Retroboxen P-4000 rechnen kann. Dieser Bolide mit immerhin 2 mal 125 W Sinus an 4 Ohm kann es denen richtig besorgen!
Hat sich doch gelohnt - oder was meint Ihr?