In diesem Thread soll es nicht um den allzuoft bekannten Schlagabtausch von theoretischen (Besser-)Lesewissen gehen, sondern um ganz praktische Erfahrungen. Ich habe nicht viele digitale Tonträger, die zugleich als analoge Schallplatten vorliegen, aber mittlerweile doch ein paar exemplarische Beispiele angesammelt. Auf die Idee, diese Vergleiche etwas zu intensivieren brachten mich kürzlich erworbene Reissues auf 180g, die von einem Digitalmaster stammen.
Wie gut ist die Wiedergabequalität eines Plattenspielers? Wie gut ist eine Kopierkette?
Jürgen hat zuweilen schon erwähnt, er nähme dazu "Masterbänder", also hochwertige Tonbandkopien vom Mastertonbändern die er mit einer entsprechenden Schallplatte vergleicht. Da jene Masterbänder nie einen Umschnitt auf Digital oder Elektromechanik durchlaufen mußten, ist hier der klangliche Verlust eher gering. Doch nur wenige können solche Bänder nutzen, denn die Technik wie die Bänder selbst muß man dazu haben.
So kam ich nun auf einen anderen Weg dazu. Ich erwarb zwei Reissues von Depeche Mode auf Vinyl. "Limited Edition - Digitally Remastered on 180g Vinyl" stand auf den Aufklebern. Toll dachte ich. Meine Frau ist großer Depeche-Fan und sie hat fast alle CDs davon. Bei der aktuellen Ausgabe "Sounds of the Universe" von 2009 gab es auch ein Doppelalbum mit zusätzlich beigelegter CD. Beim Abspielen der Platten war ich jedoch etwas enttäuscht. Von leichten Verwellungen abgesehen ist die Platte an sich eine perfekte Pressung, absolut frei von Laufgeräuschen, pure Musik wie von einer CD. Und damit sind wir schon beim Causus Knacktus. Ich verglich die Platte mit der parallel laufenden CD. Zunächst schien beim Gesang auf Platte ein wenig mehr Brillianz, doch das war nur ein hörphysiologisches Artefakt. Nachdem ich die Wiedergabepegel exakt aneinander angeglichen hatte, stellte ich fest, das die Platte spektral und dynamisch exakt das gleiche Klangbild wie von der CD wiedergibt. Ich mußte nach mehrmaligen hin- und herschalten ungläubig auf die Schalterstellung schauen, da ich nicht mehr wußte, welche Quelle gerade läuft. Die Enttäuschung war nur derer Natur, das man für die gute Pressung offensichtlich nur das schnöde 44kHz-CD-Master auf Vinyl geschnitten hat. Da kann ich dann auch gleich die CD nehmen und deren Vorteile von Bedienungskomfort und Störfreiheit nutzen.
Das Gute wiederum war, ein CD-Player verfärbt bekanntlich vernachlässigbar gering. Mein CD-755 von Denon mit alpha-processing gehört jedenfalls zu den besser klingenden Geräten dieser Spezies. Subjektiv klingt der Player jedenfalls sehr gut wie korrekt. Lediglich das 44kHz-Raster mit 16bit begrenzt die Feindynamik, das hört man am Plattenspieler und auch auf Cassette, welche beide mit diesem Format klanglich unterfordert sind. Doch wie sieht es mit Verfärbungen (spektrale Eigenschaften) aus? Auch hier konnte ich nicht den geringsten Unterschied wahrnehmen. Ergo muß ich daraus schließen, das mein Setup mit TD126/Koshin/MC10SII zumindest recht neutral sein muß. So gesehen hat die 44kHz-Platte auch mal was gutes, denn wenn CD wie Platte vom gleichen Master kommen, fallen auch "Soundings" weg, die verschiedene Masterings mitunter doch haben können.
Ein weiterer, interessanter Test war eine "Dreiecksschaltung". Wiedergabe eines Plattenmitschnitts in o.g. Qualität (wieder Depeche Mode "Music for the Masses") auf einem anderen Cassettendeck (hier KX-670, aufgenommen auf K-560) gegen eine parallel laufende CD. Bei diesem Setup kommt erschwerend hinzu, das die Cassette (SA-X 90 aus dem Jahr 1982) auf einem anderen Deck abgespielt wird. Hier hängt sehr viel von einem einheitlichem Justierzustand ab. Ich war verblüfft, auch hier war kein signifikanter Unterschied zu hören, lediglich etwas mehr Brillianz, was vom leichten 18kHz-Buckel beim Cassettenwiedergabefrequenzgang kommen kann. Das beugt zugleich einem möglichen Höhenabfall in einigen Jahren vor. Sogar über lange Zeit lief das Band praktisch taktgleich mit der CD, was auch von einer sehr korrekten Bandgeschwindigkeit auf beiden Geräten zeugt.
Sicher ist ein 44kHz-Digitaltonträger nicht gerade für eine Beurteilung der feindynamischen Fähigkeiten einer Kette geeignet, aber tonale Abweichungen kann man damit schon gut ausmachen.
Demnächst werden vielleicht von weitere Beispiele von mir folgen. Aber wie sieht es bei Euch aus, habt Ihr auch solche Tests gemacht und was ist Euch dabei aufgefallen?
PS. Da dieses Thema etwas bereichsübergreifend ist, wußte ich es nicht recht einzusortieren und habe es hier eröffnet.