Wie angekündigt, hier noch ein paar abschließende Worte zu diesem Projekt:
Eigener Anspruch & finaler Zustand:Nach jahrzehntelanger "Unterbringung" in einem brasilianischen Hühnerstall bei Sommertemperaturen über 40°C, war mir klar, daß aus der Kiste nicht mehr allzuviel heraus zu holen ist. Eine Wiederbelebung schien mir anfänglich eh unwahrscheinlich. Ziel war es also, das Deck für meine Tochter - als "Kinderrekorder" - wieder in einen Zustand zu versetzen, daß man einigermaßen vernünftig damit Musik hören kann. Daß das Deck nicht unbedingt auf "Hifi-Norm"-Niveau liegt, war mir dabei klar.
Dennoch erstaunt es mich unter diesen Umständen heute, daß das Deck doch in einen recht passablen Zustand gekommen ist. Das ist in erster Linie des rein mechanischen Aufbaus und der monströs robusten Konstruktion zu verdanken - aus einer Zeit, als bei Akai "Maschinenbau" noch groß geschrieben wurde.
Ich habe noch nie ein Deck gesehen, bei dem derartig viel Mechanik, Umlenkungen, Gummirädchen, Gegenrädchen und Riemen verbaut waren. Das Fett in den ganzen Teilen hatte sich in vielen Ecken verharzt und die Tragweite dessen ist mir oft erst spät aufgefallen (siehe z.B. unten bzgl. Kopfkonstruktion/Einstellung). Eigentlich hätte man die Mechanik komplett zerlegen und reinigen müssen, ebenso wie etliche der Gummirädchen hätten eigentlich erneuert werden müssen. Auch so war es aber ein irrer Aufwand das Teil zu restaurieren, so daß ich mir diese Zusatzarbeit überall dort erspart habe, wo es nicht unbedingt notwendig war (schlußendlich auch alles eine Frage des Preises, schließlich kostet so'n Gummi um die 6€ und bei der Menge kann sich das summieren ;-)).
Das führt natürlich zwangsweise zu einigen halblebigen Funktionen, die nicht 100% funktionieren:
- Gleichlauf FWD ist zwar ok, aber REV hört man's leicht jaulen.
- Vorwärts spulen geht kraftvoll, aber rückwärts bedarf es einer leichtgängigen Kassettenmechanik.
- Kopfeinstellung ist nur noch mit Kompromissen möglich (wenn die überhaupt jemals besser hinzubekommen gewesen wäre).
Kopfkonstruktion / Einstellung:Ein spezielle Besonderheit des Decks möchte ich nochmal gesondert erwähnen:
Es handelt sich ja um ein Reverse-Deck. Funktionen wie "einmalig Richtung umschalten am Bandende" und "Endlosbetrieb" werden hier vollkommen mechanisch (!!!) gelöst.
Dabei kann das Deck nicht nur in beide Richtungen abspielen, sondern auch aufnehmen. Das ist zur Zeit der Entstehung m.M.n. schon was ganz feines gewesen.
Allerdings zeigt sich auch, daß die aufwendige Kopfverstellung der Pferdefuß des Decks ist und ihm "höhere Weihen" verweigern.
Zwischen FWD und REV Betrieb wird der AW-Kopf vertikal auf die richtigen Spuren verschoben.
Die Kopfeinstellung geschieht mit insgesamt 4 Schrauben: Je eine für Spurlage und Azimut FWD und derer nochmal zwei für den REV Betrieb.
Die Schrauben wirken auf Festanschläge, gegen die sie bei der jeweiligen Umschaltung gedrückt werden.
Soweit ist das clever gemacht, gibt dem AW-Kopf aber etliche Freiheitsgrade. Wenn die Führungen ausgeleiert sind, oder das Fett darin verharzt ist, dann war's das mit der Kopfposition.
Folgendes Bild soll die Freiheitsgrade mal etwas verdeutlichen:
Laut SM soll der Kopf erst mal bzgl. Spurlage eingestellt werden, dann der Azimut - jeweils FWD und REV.
Das Spiel wiederholt man solange, bis man ein Optimum gefunden hat.
Dabei bin ich in eine lustige Falle getappt:
Azimut-Kassette habe ich, aber keine für die Spurlage. Also habe ich mir auf meinem Revox eine Kassette mit 5min 1kHz aufgenommen und zwar auf beiden Seiten an der gleichen Bandstelle.
Damit habe ich dann erst mal Spurlage und Azimut eingestellt und nach finden des Optimums den Azimut nochmal mit der Azimut-Kassette feinjustiert.
Alle nachfolgenden Schritte liefen dann entweder mit Vollspuraufnahme, oder Aufnahme auf genau diesem Deck.
Nachdem ich nun gestern fertig war, habe ich mal eine fremdbespielte Kassette eingelegt und dann erst gemerkt, daß ein Kanal auf der Rückspur liegt.
Sowas merkt man natürlich nicht, wenn man sich ein Spurlagenband selbst macht und auf beiden Seiten das gleiche Signal drauf spielt. Mit unterschiedlichen Frequenzen auf beiden Seiten wäre das nicht passiert !
In Folge fiel das wegen der Vollspur, bzw. wegen der schon bei Aufnahme verschobenen Spuren nicht auf.
Glück nur, daß der PLAY und REC Abgleich unter diesen Umständen ja unabhängig von der konkreten Spurlage sind.
Somit mußte nur die Spurlage nochmal nachgestellt werden.
Doof nur, daß das gar nicht ging.
Grund war verharztes Fett in der Höhenverstellung des TK. Der ganze Kopf mitsamt seinem Anbau sind fest mit einer Achse verbunden, die durch das Chassis in einer Buchse auf- und ab läuft (siehe obiges Bild).
Diese Achse war verharzt, so daß der TK den unteren Anschlag (und damit die korrekte Spurlage) gar nicht erreicht hat.
Nun sieht man auf obigem Bild auch den Hebel ("Lever") der mittels einer Feder auf den TK drückt und ihn so - je nach Bandrichtung - auf den passenden unteren Anschlag drückt.
Theoretisch hätte dieser Hebel den TK doch nach unten drücken können. Leider nicht, wenn dessen Feder auch noch an "Erlahmung" krankt.
Nach säubern, frisch ölen und Einbau einer neuen Feder geht das nun wie es soll.
Das an dieser Stelle nur mal stellvertretend für solche und ähnliche Probleme, die mir im Laufe dieser Restauration begegnet sind ;-))
"Innere" Werte:Nach solchen vorangehenden Diskussionen um den zu Grunde zu legenden Bandfluß ist es immer wieder spannend Frequenzgänge zu messen.
Ok, ok - berauschen tut mich das Ergebnis auch nicht, aber es war doch schön zu sehen, daß die soooooo schlecht für ein Gerät dieser Gattung auch wieder nicht sind.
TDK AD (Dolby aus):

| TDK AD (Dolby ein):

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TDK SA (Dolby aus):

| TDK SA (Dolby ein):

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Zu den FG ohne Dolby:Die Buckel bei 10kHz lassen sich recht leicht erklären.
Im SM ist im Kap. 4 "Frequency Response Adjustment" (BIAS) ist ein Abgleich auf Pegelgleichheit bei 1kHz und 10kHz bei -20dB gefordert. Das gelang mir aber nicht.
Entweder man bekommt die -20dB bei 1kHz und dafür eine Überhöhung bei 10kHz, oder anders herum (eine Delle bei 1kHz und -20dB bei 10kHz).
Dazwischen gibt's sicher irgendwo ein Optimum, aber das scharf einzustellen war nicht möglich. Ich denke da spielen einfach Bauteilealterungen mit.
Zum Schluß entschied ich mich dann schlicht für die mir angenehmere Variante, also eine Höhenbetonung.
Zu den FG mit Dolby:Vergleicht man die Kurven mit und ohne Dolby, dann sieht man im Mittenbereich eine Absenkung. Die möchte ich gar nicht weiter versuchen zu diskutieren, weil ich/wir das damals bei meinem Revox B710 auch schon durchgekaut hatten. Derartige "Soichkurven" (schwäbisch = diejenige Form die der Pinkelstrahl annimmt) im Umfeld von Dolby B betrachte ich mittlerweile als "systemimmanent".
Stromversorgung:Die Sache mit der 220V zu 110V Umsetzung will ich auch nochmal gesondert beschreiben, weil es da auch einen netten "Aha-Effekt" gab.
Im Vorfeld hatte ich ja dazu schon mal in einem eigenen Thread "Step-Down-Trafo - geht's auch billig ?" (
http://new-hifi-classic.de/forum/index.php?topic=5796.0) gefragt.
Habe dann die Finger von diesen Spartrafos gelassen und einen hochwertigen 50VA Vorschalttrafo "Made in Germany" gebraucht und günstig in der Bucht bekommen.
Es blieb das mulmige Gefühl so'n dauernd unter Spannung stehendes Ding hinter dem Schrank im Kinderzimmer zu versenken.
Also habe ich mal gemessen, was der denn an Ruhestrom aufnimmt, wenn das angeschlossene Gerät abgeschalten ist - und siehe da, es sind ganze 50mA.
Das entspricht ganzen 11W (!!!!!) und damit grob 20€ Stromkosten pro Jahr
= inakzeptabel.
Ich war dann schon drauf und dran, die Stromversorgung mit dem Gerät so umzubauen, daß der Trafo primärseitig über den Netzschalter des Decks hätte geschalten werden sollen.
Das hätte irre Arbeit nach sich gezogen:
- Trafo irgendwie hinten am Gerät fest mit dem Gehäuse verbinden.
- Ziemlicher Verdarhtungsaufwand ins Gerät rein und wieder raus.
- Umbau von 1-poligem auf 2-poligen Netzschalter und vor allem erst mal einen bautechnisch passenden 2-poligen Netzschalter finden.
- Ggf. Schutzerdung des Geräts
Seit gestern früh alles Makulatur. Ein Kollege brachte mich auf den Trichter mit einer Master/Slave Steckdosenleiste - die gibt's aktuell bei Conrad im Angebot für schlappe 15€.
Der schon vorhanden Receiver kommt dann in die Master-Dose und schaltet bei seinem eigenen Einschalten dann über die Slave-Dosen alle anderen Quellengeräte ein.
Von diesen Leisten werde ich mir gleich mal ein paar holen, um dann auch gleich das leidige Stand-By Problem unserer Sat-Receiver (in Abhängigkeit eines eingeschaltenen TV's) zu lösen.
Bilder:Zu guter Letzt noch ein paar Bilder des fertigen Zustands:



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So. Wurde mal wieder etwas länger (wie so oft bei mir), aber ich hoffe ich kann dem einen oder anderen eine Anregung und Tips geben.
In diesem Sinne: See you in the next project.....