Ein Dolby A, lieber Jürgen, ist ein schönes Spielzeug, das einem aber der gebogenen Kennlinien wegen auch 'klanglich' heftig auf die Finger klopfen kann, wenn man es nicht im Sinne des Erfinders betreibt.
Ich empfehle dir auf jeden Fall, nach einem zweiten Satz 360, 361 oder 362 (das ist ein Einschub mit zwei Karten Cat22 in einem Gehäuse) Ausschau zu halten, damit ein fest verdrahteter Hinterbandbetrieb möglich ist, mit dem man das einwandfrei inverse Arbeiten der Prozessorgruppen Aufnahme udn Wiedergabe auch akustisch ständig und ohne zusätzlichen Tonkarneval 'während der (Aufnahme-)Fahrt' verfolgen kann. Insofern würde ich an deiner Stelle gar keinen Versuch unternehmen, die 361-Fernbedienungsbuchse mit dem Löschoszillatorkontakt deiner M20 zu verbinden, sondern zunächst vielleicht beim Aufnahme- bzw. Wiedergabebetrieb immer entsprechend umzustöpseln: Das 361 wird so als 360 verwendet.
Hinsichtlich der Pegeljustage empfiehlt sich bei Dolby A das von Valsis ORF-Telcoms bekannte Pegelreduktionsvefahren ausdrücklich nicht, weil das Dolby einerseits anders arbeitet als die Telcoms (Dolby fängt bei 10 dB unterhalb Bezugspegel erst an, auf das Signal einzuwirken, während Telcom von unten bis über VA hinaus ständig beeinflusst) und überdies das Dolby mit Müh und Not (sprich: passenden Normen und Messverfahren) auf eine Rauschminderung von -professionell aggressiver gemessenen- 10 bis 12 dB kommt. Man bleibt also bei 514 nWb/m für VA bei 1,55 V.
Ich nehme an, dass das bei dir stimmt. Dann können wir den Pegelunterschied zwischen der Dolby-Achse 185 nWb/m (diese Magnetisierung sollte dem Dolby-Ton-Pegel entsprechen) und dem germanischen VA-Pegel berechnen:
185 nWb/m : 514 nWb/m = 0,36
Damit entspricht der Dolbypegel einer Nf-Spannung von
1,55 V * 0,36 = 0,558 V
Demnach schließt du deine 361er-Dolbys ans Netz an, verkabelst den übrigens trafogekoppelten, also einwandfrei zu desymmetrierenden Ausgang ordentlich mit deinem Millivoltmeter, schaltest den weißen NR-Schalter (besser) in Stellung "off" (das weiße Licht verlischt, der Knopf steht heraus), drückst den roten Knopf "Rec" und rastest den kleinen schwarzen Druckschalter "Dolby Tone" ein bzw. hältst ihn gedrückt (es gibt beide Bauarten). Damit sollte der typsche Dolby-Ton am Ausgang des 361 liegen. Mit einem geeigneten Werkzeug stellst du jetzt am entsprechenden Wendelpot den Ausgangspegel des Einschubs auf 0,56 V ein. Durch die typische Frequenzmodulation des Dolbytons ist die Millivoltmeteranzeige nicht hundertprozentig pegelstabil, die Einstellung ist aber dennoch ein Kinderspiel.
Das führst du genauso auch beim zweiten Einschub aus.
Wenn der Ausgangspegel auch dieses Einschubs einwandfrei justiert ist, lässt du das Millivoltmeter am Ausgang angeklemmt und nimmst dir den zuerst abgeglichenen Einschub wieder vor, schließt seinen Ausgang symmetrisch mit geeignetem Kabelmaterial an den Eingang des zweiten Einschubs an (bei beiden Einschüben gilt: Für Messungen IMMER"NR OUT"!) und setzst den Dolby-Oszillator des ersten Einschubs in Betrieb. Nun justierst du das Eingangswendelpot des zweiten Einschubs (mit dem Millivoltmeter am Ausgang) so, dass du wieder die 0,56 V am Ausgang erhältst.
Damit ist der zweite Einschub bereits komplett 1:1 kalibriert.
Nun wird das Millivoltmeter an den Ausgang des ersten Einschubs angeschlossen, während der Ausgang des zweiten Einschubs das Signal für den Abgleich liefert. Ausgang des zweiten an den Eingang des ersten Einschubs. "NR OUT", rote Taste "REC" beim Signallieferanten gedrückt. "Dolby-Tone" beim zweiten Einschub (derjenige ohne Millivoltmeter am Ausgang) drücken und Eingangswendelpot des ersten Einschubs so einstellen, dass am Ausgang des ersten Einschubs 0,56 V stehen.
Wenn dies alles tadellos eingerichtet ist, die Bandmaschine definitiv auf 1,55 V für 514 nWb/m stand, werden die mit der M20 verbundenen Einschübe einen Dolbyeichton an die M20 liefern, der exakt 185 nWb/m entspricht. Vor jeder dolbysierten Aufnahme ist dieser Eichton unbedingt mit etwa 30 s Länge auf das Band aufzunehmen, damit er als 'Achse identischen Pegels' auch bei Wiedergabe die exakt pegelgleiche Ansteuerung der Prozessoren erlaubt. Sofern du deine Einschübe nach meinem Verfahren abgeglichen hast (und die Bandmaschine keinen Mist macht), darf für die Wiedergabe kein Abgleichbedarf bestehen. an kann das über den Daumen ("NR OUT"!) mit den Profischätzeisen kontrollieren: "Dolbypegel auf Dolbypunkt."
Solltest du einen einwandfrei arbeitenden Lichtzeiger oder Fluoreszenzaussteuerungsmesser (1,55V für VA) dein Eigen nennen, kannst du obige Pegeljustage, die gänzlich ohne die 361-internen Profilmessgeräte auskommt, auch damit und namentlich dann erheblich einfacher durchführen, wenn die Gesamtsansteuerung mit einem Mischpult erfolgt.
Der Dolbypegel liegt bei 8,9 dB unter VA (514 nWb/m), was mitunter auf den IRT-kompatiblen Messinstrumenten sogar (als -9 dB) eigens markiert ist. Dies hat zwar weniger mit den Dolbys zu tun, wurde aber genau dafür besonders gerne genützt.
Wenn die Aufnahmemaschine Pegelsteller besitzt (bzw. besäße) müsste erst sie natürlich ihrerseits 'gepegelt' werden. Dolbys bilden eine Einheit mit der Bandmaschine, weshalb zwischen den Rauschminderern und der Bandmaschine nach der Kalibrierung nichts mehr verändert werden darf. Die Aussteuerung der Gesamteinheit erfolgt damit profiüblich über dein Mischpult (mit Pegelmessung) VOR den Aufnahme-Dolbys.
Legt man nach (wiedergabeseitiger) Verkabelung der kompletten Anlage ein 320er-Bezugsband auf die Maschine ("NR OUT"!) so sollte das Profilmessgerät im Einschub bei Wiedergabe des Bezugstons etwa bis zum Anzeigepunkt "DIN" ausschlagen. So es noch funktioniert. Parallaxen sind nicht auszugleichen, schreibt Dolby. Die Genauigkeit meines Abgleichverfahrens liegt aber deutlich über derjenigen via Profilmesswerk.
Man kann beide Einschübe so miteinander verlinken, dass das Drücken eines Dolby-Ton-Knopfes ausreicht, um beide Dolby-Oszillatoren gemeinsam zu aktivieren, was zum Aufnahmen des Dolbytons aufs Band namentlich dann sehr hilfreich ist, wenn der Dolby-Ton-Knopf nicht rastet. Das Linking geschieht über zwei Mono-Kopfhörerstecker, die durch zwei Leitungen (Masse an Masse, Spitze an Spitze) verbunden sind und in den entsprechend markierten Buchsen auf der Rückseite der Einschübe stecken. Man kann so eine beliebige Anzahl von Einschüben verkoppeln.
Die Eingangsbuchsen sind "Line IN", die der Ausgänge -nach obiger Verwendungsempfehlung (also 361 als 360 eigesetzt) und soweit ich mich erinnere- "Monitor out". "Monitor Input Impedance" sollte in der Regel auf 10 kOhm stehen, es sei denn, du verwendetest irgend ein eingangsseitig sehr niederohmiges Gerät beispielsweise der alten IRT-kompatiblen Technik der frühen 1950er (T9, M5, M10 mit Röhrentechnikverstärkern),
Hans-Joachim
P.s.: Der Scan des 360er-Handbuches sollte bereits bei dir sein, wenn er nicht den diversen Forenumzügen im Netz zum Opfer fiel.