Hi zusammen,
irgendwie habe ich nun den ganzen REC Abgleich mit den vielfältigen Einstellmöglichkeiten doch noch "hintricksen" können, daß man das lassen kann.
Aufnahme hat bei mir eh nur untergeordnete Priorität, weil ich neue Aufnahmen ausnahmslos entweder auf dem Eumig FL-1000 oder auf dem Revox B215 mache und daher alle anderen Decks "lediglich" der Wiedergabe dienen.
Die diversen Frequenzgangschriebe spare ich mir an dieser Stelle, die sehen nicht weiter spektakulär aus. Zudem mußte ich ja damals im Rahmen meiner Einstellarbeiten am Revox B710 auch feststellen, daß FG-Schriebe nur bedingt eine Aussage über den Klang zulassen.
Zur Erinnerung:
Die Frequenzgänge des B710 waren deutlich welliger als die des B215, ohne daß das B710 aber deswegen hörbar schlechter geklungen hätte. Bei etlichen anderen Decks die nachfolgten, habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Zunächst stellte sich ein Schock ein, ob der Messungen und
später dann das Aha-Erlebnis, daß die Dinger bei Weitem nicht so miserabel geklungen hätten, als man das vom FG hätte eigentlich vermuten müssen.
Gut. Jürgen (ich meine "JayKuDo"), Du hattest noch nach einer Einschätzung gefragt.
Das Deck steht seit gestern im Regal und ich konnte es gestern mal probehören im Vergleich zum B710 und dann auch im Vergleich zu einem Deck einer ähnlicheren Klasse (Onkyo TA-2040).
Zunächst aber mal ein paar allgemeine Sachen:
Allgemeiner Eindruck / Ausstattung:
Über Optik läßt sich streiten. Ich finde, daß das AL-80 mal ein anderes Design hat, mit seinen von oben zu bedienenden Druckschalterchen.
Es ist ein Kind der 80'er, also darf man hier keinen "Metallpanzer" mehr erwarten. Front ist aus Alu, aber alle Knöpfe aus Plastik und auch recht wackelig - was der Funktion an dieser Stelle ja keinen Abbruch tut.
Es bringt einen integrierten 400Hz Pegeltogenerator mit, womit der REC-Level manuell auf die Bandsorte einstellbar ist. Funktioniert soweit auch ganz ordentlich.
Für mich ganz nützliche Feature: Auto-Rückspulen am Kassettenende, bzw. Auto-Play nach erfolgtem Rückspulen.
Ansonsten das Übliche. Zu erwähnen wären vlt. noch Dolby B+C (für mich irrelevant, ich nehme 100% ohne NR auf) und 4 Bandsorten (Norm, FeCr, Cr, Metall) + BIAS Feinsteller an der Front.
Absolutes optisches Highlight ist die Aussteuerungsanzeige (Peak) per Lichtzeiger. Ob das Sinn macht sei dahin gestellt, aber es ist definitiv was für's Auge - so gaaaaanz anders eben und hübsch türkisfarben beleuchtet.
Laufwerk:
Ein Motor, Single-Capstan, 3 Köpfe, laufwerkstechnisch also eher "Stangenware".
Gleichklaufschwankungen habe ich (nach Ausbau, Reinigung, Ölen des Capstans + neuer Andruckrolle + neuer Riemen) mit 0,1% (DIN bewertet) gemessen. Nach SM sollte es bei 0,05% WRMS liegen, hällt also seine Spec. nicht mehr, wobei m.E.n. 0,1% bei dieser Art Laufwerk gar nicht schlecht sind (ich höre da nichts mehr raus). Man darf das laufwerkstechnisch also sicher vergleichen mit den vielen Decks, in denen diese Sankyo Standard-LW'e verbaut sind. Einfach, recht solide und bzgl. Gleichlauf keine Burner, aber absolut ausreichend.
Der Kopf-Azimut ließ sich problemlos einstellen und zeigt gute Reproduzierbarkeit. Das spricht m.E.n. für eine gelungene Kopf/Brücken Konstruktion.
Erfreulich ist, daß die Köpfe nicht per Hubmagnet, sondern per Kurvenscheibe (über den Hauptantrieb) vglw. "soft" hoch/runter gefahren werden.
Aufbau / Abgleich:
Das LW bekommt man recht gut raus (kein Vergleich zum Alpine AL-300, alias Eumig FL-900). Riemenwechsel ist gut zu machen.
An die Hauptplatine kommt man von oben und unten gut zu Servicezwecken ran, aber die anderen Platinchen sind mitunter recht verbaut.
Lediglich die vielen Schalterchen hinter der Front sind schlecht zu erreichen. Aber man muß die ja auch nicht jeden Tag sauber machen.
Super ist, daß es auf der Bestückungsseite an den jeweiligen Testpunkten "Haken" gibt, um die Messpitzen einhängen zu können.
Der Abgleich nach SM ist irgendwie "schräg", weil fast sämtliche Einstellungen bei 400Hz gemacht werden, auch so Sachen wie BIAS.
Alpine wird sich aber schon was bei gedacht haben und das Ergebnis scheint mir soweit auch iO. Alle Einstellungen gingen übrigens weitestgehend problemlos vonstatten, bis auf o.g. Trickserei um den Überband-FG zu begradigen. Übrigens wird keine einzige Einstellung am Line-Out gemessen.
Wer ein Deck sucht um es zu pimpen ist hier genau richtig. Sogar die Wiedergabe-EQ ließe sich pro Bandsorte mit (fest eingelöteten) R's und C's tunen. Aufnahmeseitig gibt es zig Potis um am FG zu "biegen". Ist übrigens auch alles im SM beschrieben, wie man wo welches Bauteil verändern müßte um einen bestimmten Frequenzgangeffekt zu bekommen.
Preise:
AL-80 sind ungewartet (!) in der Bucht um die 60€ zu bekommen. In letzter Zeit gab's immer wieder welche.
Klang & Fazit:
Wiedergabetechnisch (Fremdwiedergabe) muß sich das AL-80 erstaunlicherweise überhaupt nicht hinter einem Revox B710 verstecken. Das Revox klingt insgesamt etwas ausgeglichener, während das Alpine vlt. einen kleinen Tick zu "spitz" ist (das sind Nuancen !). Insgesamt ist das Alpine aber sehr dynamisch mit schöner und transparenter Höhenwiedergabe und klang bei keiner Aufnahme irgendwie muffig oder verhangen. Im Baßbereich meine ich sogar, daß es etwas druckvoller kommt als das B710.
Im Vergleich zum auch wirklich sehr guten Onkyo TA-2040 oder auch Pioneer CT-F650 hat das Alpine leicht die Nase vorn. Da ist es einfach hörbar dynamischer und transparenter, zumal der Antrieb leiser ist.
Bei Eigenwiedergabe werden die Unterschiede zum B710 aber dann doch deutlich. Hier ist das Alpine zwar immer noch sehr gut, aber schon nicht mehr ganz so frisch im Klang. Bei genauem Hinhören in hochtonreichen Passagen merkt man dann doch, daß da so'n leichter "Vorhang" davor ist.
Vergleiche mit Dolby habe ich aus o.g. Gründen nicht gemacht.
Als Fazit bleibt mir - und da bin ich wirklich erstaunt - daß das AL-80 für diesen Preis m.M.n. ein echter Geheimtip sein dürfte.
Mein Akai GXC-760D hatte lang nicht diese klangliche Dynamik und der klangliche Abstand zu den "Großen" (hier namentlich das B710) ist nicht groß, der preisliche Abstand aber erheblich.
Wer minimal wenig ausgeben will, dem sei z.B. ein Onkyo TA-2040 empfohlen (um 1€ in der Bucht zu bekommen), in der 50€ Region ist das AL-80 aber das beste Deck, was mir bisher in die Finger gekommen ist.
Da mein ASC 3001 noch nicht da ist, sähe mein persönliches Ranking aktuell daher wie folgt aus:
(1) Eumig FL-1000 / Revox B215
(2) Revox B710
(3) Alpine AL-80
(4) Onkyo TA-2040 / Pioneer CT-F650