Liebe Forumsmitglieder,
es hat etwas gedauert mit der Fortsetzung meines Beitrags zum Austausch der Kondensatoren, aber nun geht's endlich weiter. Hier ein Foto der M-12 Endstufe, bereits ohne Gehäuseverkleidung und ohne Seitenteile.

Bevor man irgendeinen weiteren Eingriff vornimmt, sollte man zuerst die großen Filterkondensatoren entladen.
Sie versorgen zwar ausschließlich die Endstufensektion, bei dem ich nicht mit dem Austausch der Kondensatoren beginne, aber sicher ist sicher, zumal hier gleichgerichtet ca. 95 Volt anliegen. Die Entladung habe ich jeweils kanalseitig direkt an den Gleichrichter-Ausgängen, sie führen direkt zu den Kondensatorgruppen, mit einem 100 Ohm Widerstand vorgenommen. Auch sollte man diese Entladung hintereinander kurzzeitig so etwa zwei- dreimal wiederholen, da sich doch oft wieder ein wenig Spannung ansammelt. Zur Kontrolle der Entladung sollte man stets mit einem Voltmeter nachmessen.

Begonnen habe ich bei der gehäuse-rückseitigen Platine mit der Bezeichnung PB-1131. Sie ist für die Stummschaltung und Schutzschaltung zuständig. Vielleicht wäre hier sogar ein Austausch der Elektrolyt-Kondensatoren nicht unbedingt nötig gewesen, ich denke aber, wenn man die Endstufe eh soweit zerlegt, dann tauscht man gleich alle Elektrolyt-Kondensatoren.

Um zum Entlöten der Kondensatoren an die Unterseite der Platine zu gelangen, muss man, neben dem Entfernen der vier Schrauben, die hinteren vier Zuleitungen ablöten. Danach lässt sich die Platine ausreichend weit nach oben klappen, um an die entsprechenden Lötstellen zu gelangen.

Danach geht der Austausch der Kondensatoren recht flott von der Hand. Obwohl die Polung der Kondensatoren auf der Platine aufgedruckt ist und auch in dem im Service-Manual abgebildeten Platinenlayout erkenntlich ist, mache ich mir zusätzlich immer noch kleine Handskizzen der Platine auf papier, mit Markierung der Polung. Man sollte die Polung der neuen Kondensatoren nach dem Einbau genau überprüfen, am besten zwei- dreimal kontrollieren und auf der Skizze auch danach abhaken.
Nach dem Austausch, der Befestigung der Platine und dem Wieder-Anlöten der rückseitigen Leitungen sieht dies dann so aus:

Bereits hier sind deutlich die Größenunterschiede gegenüber den "alten" Kondensatoren zu erkennen. Es bleibt viel Luft herum um die neuen Kondensatoren. Dies wird im Verlaufe des Austausches etwas später bei den verbleibenden Baugruppen noch deutlicher.
Als nächstes kommt die etwa in Gehäusemitte angeordnete große Platine mit der Bezeichnung PB-1132 an die Reihe. Sie ist für die Spannungsstabilisierung der nachfolgenden Verstärkungsgruppen zuständig.
Um jedoch für den Eingriff genügend Freiraum zum Hantieren zu bekommen, muss man zunächst die Kühlkörper mitsamt Endstufentransistoren vom Hauptgehäuse durch Lösen der entsprechenden Verschraubungen trennen. Auch ist es bereits zu diesem Zeitpunkt notwendig, die zwei kanal-getrennten Verstärkungsplatinen mit der jeweiligen Bezeichnung PB-1133 aus der Endstufe herauszunehmen. Für letzten Punkt lösen wir die beiden Platinen erst von der Befestigung an dem oberen, quer durchlaufenden, Metallprofil. Dazu Lösen wir die insgesamt vier, ich weis die genaue Bezeichnung für diese Art der Befestigung nicht, "Kunststoffnieten" durch Durchdrücken des Kunstoffstiftes.

Unterseitig sind die beiden Platinen "gesteckt", was heißt, dass man sie vorsichtig aus den Steckverbindungen unter leichter wechselnder Kippbewegung ziehend lösen und entnehmen kann.


Anschließend, nachdem beide Platinen herausgenommen sind, entfernt man als nächstes das Querprofil. Die Reihenfolge, erst die Platinen, dann das Querprofil hat sich am praktischsten herausgestellt, auch wenn so ein direkter Kontakt der Lötstellen mit dem Querprofil nicht ganz zu vermeiden ist. Man muss an dieser Stelle etwas vorsichtig sein.
Nach dem Entfernen der jeweils seitlichen Schrauben lässt sich das Querprofil mit einer Drehung herausnehmen.

Zurück zur Platine PB-1132. Sie ist oben leicht aus den Kunststoffnasen zu lösen, unten ist sie nur in einer Blechabkantung gehalten. Auch lässt sie sich einigermaßen leicht, trotz bestehender Verkabelung, zum Entlöten der Kondensatoren auf ihre Rückseite umdrehen.


Auch hier ging der Austausch der Kondensatoren recht gut, ohne besondere Schwierigkeiten, lediglich die Klebefixierungen einiger Kondensatoren war an manchen Stellen etwas hartnäckig und auch ohne Kondensatoren nicht unbedingt leicht von der Platine zu entfernen. Ging aber mit etwas Aufwand und Geduld dann doch.

Und mit neuer Bestückung. Vielleicht noch folgende Anmerkung: Parallel zu den erwähnten Handskizzen mit Kennzeichnung der Polung der Kondensatoren habe ich die neuen Kondensatoren zudem ausgemessen und mir dies notiert. Ich hatte jeweils eine etwas größere Stückzahl der jeweiligen Typen bestellt und sie dann zum einen auf "Wertmasshaltigkeit" und zum anderen auf Kanalsymmetrie, also möglichst identische Werte bei kanalsymmetrischer Verwendung, hin ausgewählt.
Ausgetauscht sieht es dann folgendermaßen aus:

Anschließend sollte man nochmal und nochmal die korrekte Polung überprüfen, dann kann man die Platine wieder an ihrem Ort befestigen.
Nun zu den eigentlichen zwei Platinen der Endstufe mit der Bezeichnung PB-1133, diese waren ja in einem Schritt vorher ausgebaut worden. Hier haben wir aufgrund nicht vorhandener Verkabelung die größte Bewegungsfreiheit. Zu sehen sind auch die Handskizzen der Polung und Ergebnisse des Ausmessens der neuen Kondensatoren.

Etwas Besonderes stellt der hier jeweils verwendete Bipolare Elektrolyt-Kondensator dar. Der Originaltyp hat die Bauform axial, welcher in mit den erforderlichen Werten und entsprechend guter Qualität nicht mehr zu beziehen ist. Ich verwendete hier daher einen Typ in Radial-Form von Nichicon, wobei ich die Anschlussdrähte entsprechend in Form bringen musste. Natürlich kanalweise schön in gleicher Art gebogen.

Leider habe ich aus irgendeinem Grund versäumt, nach dem Austausch von diesen beiden Platinen Fotos zu machen, wo sie in ihrer Gesamtheit abgebildet sind. So kann ich nun leider nur Ausschnitte zeigen.
Hier sieht man wie ich finde besonders gut, wie sich die Technik in den knapp dreißig Jahren weiter entwickelt hat, der Größenunterschied zwischen den Ur-Kondensatoren zu den neuen Kondensatoren ist doch beträchtlich.

Apropos Mikrofonie-Effekten. Sicher macht eine Fixierung der Kondensatoren auf der Platine Sinn. Im eingelöteten Zustand lassen sie sich ohne Fixierung mit einem Finger sehr leicht um die Lötachse hin und her bewegen. Auch wenn sich die Kondensatoren-Hersteller viel um den unteren Bereich der Kondensatoren, der auf der Platine aufsitzt, Gedanken machen und versuchen bereits hier etwaigen Mikrofonie-Effekten vorzubeugen, sollte man sie zusätzlich stabilisieren. Nun wollte ich die Kondensatoren nicht in ein "Fixierbad" setzen, ich habe sie lediglich gegen eine Bewegung um die Lötachse partiell stabilisiert.

Nach Aushärtung des Klebers ist eine Bewegung per "Fingertest" um die Lötachse nicht mehr möglich, in Lötachsenrichtung stabilisieren nach meiner Meinung die Lötpunkte plus das Aufsatzgummi des Kondensators ausreichend.
Noch etwas am Rande, im Zuge des Austauschs der Kondensatoren, habe ich mich auch gleich für den Austausch der Lautsprecher-Relais entschieden, leider in der Abbildung nur im Anschnitt zu sehen. Verwendung fand ein Omron vom Typ G5LE-14 in 12 V Ausführung. Diesen Typ hatte ich, allerdings dort in der 24 V Ausführung, bereits für den Austausch bei dem Luxman L-10 verwendet. Auch hier passt dieser Typ hervorragend.
Tja, anschließend kann man eigentlich wieder Alles zusammenbauen, alle Teile wieder weg-rückwärts zueinander fügen.

Eins vielleicht doch noch. Man sollte, wenn man die Endstufe soweit aus der Wiedergabekette heraus hat, auch die drei Entstörkondensatoren im Bereich der Primärseite des Netzteils überprüfen. Dazu entfernt man am Besten dieses kleine Abdeckblech an der Gehäuseunterseite (muss man für einen Abgleich im Anschluss an die Arbeiten eh). Diese Kondensatoren hatten bei mir nämlich bereits leichte Risse. Zur Verwendung kommen hier 22nF X2 Typen. Leider ist es wegen der vielen Kabelführungen an diesem Ort nicht ganz einfach, man muss mehrfach an unterschiedlichen Stellen die Kabelstränge vorsichtig soweit auseinander drücken (bei mir half dort eine Filmdose recht gut), dass man mit der Lötspitze, ohne etwas in der Umgebung in Mitleidenschaft zu ziehen, bis an die Lötstellen herankommt. Am besten ein Kondensator nach dem anderen austauschen, und, da diese an einer zweiteiligen Lötkontakt-Leiste sitzen, sich unbedingt die Nummer- und Kontaktzuordnung jeweils aufskizzieren.
Im Vordergrund ist einer der alten Entstörkondensator mit Rissen erkennbar, im Hintergrund bereits die neuen Kondensatoren.

Mit Filmdose als Hilfe

Ganz zum guten Schluss sollten man unbedingt den im Service-Manual beschriebenen Abgleich der Endstufe durchführen. Dort im Manual wird nachvollziehbar beschrieben, wie Ruhestrom und Offset zu justieren sind. Dann danach ist die M-12 sicher bereit für die nächsten 30 Jahre!


Ein kleines Fazit. Der Austausch der Elektrolyt-Kondensatoren ging wegen der prinzipiellen Servicefreundlichkeit der M-12 insgesamt recht locker über die Bühne, etwa spannender war sicher die kleine erste Platine, hier war ich mir zu Beginn nicht sicher, ob es ausreichen würde, die hinteren viel Kabelverbindungen zu lösen. Die vorderen Verbindungen zusätzlich zu lösen hätte nicht ein Problem bedeutet, jedoch sind die Kabellängen in solchen Anordnungen immer recht knapp bemessen, was im Umgang nicht wirklich schön ist. Wirkliche einzige nicht ganz so nette Sacher ist der Austausch der Entstörkondensatoren gewesen, das war schon etwas pfriemelig. Die heiße Spitze an so viel Kunststoff vorbeiführen .....
Aus klanglicher Sicht. Von großen klanglichen Veränderungen zu sprechen liegt mit fern, denn dies war auch nicht das Ziel des Austausches der Elektrolyt-Kondensatoren. Keineswegs wollte ich den für mich sehr ansprechende Klangcharakter der Luxman Endstufe verlieren bzw. ihn in irgendeine Richtung delegieren. Zu bemerken ist jedoch eine sehr feine Zunahme an Ruhe, einer Entspanntheit in der Darstellung sowohl ganzheitlich bezogen auf die jeweiligen Frequenzbereiche, als auch auf die Wiedergabe einzelner Instrumente und Stimmen. Ich denke der wesentliche Erfolg des Austausches beruht somit auf der Schaffung einer für die verstärkenden Bauteile optimalen "elektrischen" Umgebung, so wie sie sich die Ingenieure von Luxman bei der Entwicklung erdachten.
Somit war auch die Auswahl der Kondensatoren, die für den Austausch Verwendung fanden, eben sicher genau die treffend richtige. An dieser Stelle möchte ich Dominik für seine Hilfestellung bei der Auswahl noch einmal herzlich danken!
Den Anderen für ihre Beharrlichkeit, dieser abschließende Beitrag von mir ließ ja doch etwas auf sich warten...
Für Rückfragen oder Hinweisen stehe ich immerzu gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße
BorisK