Hallo Freunde,
ich möchte an einem Beispiel mal aufzeigen, wie man sich eine Einmessung verhaut ----- oder wie man es besser macht.....
Angenommen den Fall..... man hat eine AS-6002 ersteigert....... und.....
Das Gerät ist wunderbar und die Laufwerksteuerung und VU-Meter funktionieren gut.
Aber:
Die Klangqualität ist außerordentlich mäßig.
Ich habe mir die "Technischen Informationen" besorgt und will mich an die Einmessung wagen.
Da ich aber kein vernünftiges Werkzeug dafür habe (NF-Generator, Audio-Millivoltmeter, Frequenzzähler, Oszilloskop) habe ich es zunächst nach Gehör und dann mit einer mittels PC erstellten Test-CD mit den in der Anleitung geforderten 333Hz und 16kHz sowie einem Computer mit Soundkarte und FFT-Spektrumanalyseprogramm versucht.
Bereits die Ergebnisse "nach Gehör" waren nicht vielversprechend, da man den auftretenden Höhenverlust mit den Trimmkondensatoren scheinbar nicht mehr ausgleichen kann, wenn ich die Kapazität gegen 0 laufen lasse, produziert das Gerät langsam immer mehr dramatische Verzerrungen. Während bei 19cm/s das Ganze noch halbwegs in den Griff zu bekommen ist, geht bei 9,5cm/s praktisch nichts mehr. Ein Blick auf die Köpfe zeigt ferner scheinbar einen ziemlichen Einschliff.
- Doch halt, was besagt eigentlich der Einschliff an den Köpfen..... zuerst einmal nur den Fortschritt eines Verschleißes und nicht mehr.....
Denn so lange eine Einmessung noch einwandfrei zu machen ist, sind die Köpfe in Ordnung
Ein Blick in das Gerät zeigt ferner bzgl. der Bauteile ein uneinheitliches Bild: Vorn im Netzteil werkeln zwei große FRAKOs. Hinten auf der Logikplatine sitzen blaue Philips-Elkos. Auf den Einsteckkarten rechts und der Grundplatte stecken orangefarbene Elkos, deren Hersteller ich nicht ermitteln konnte. Ist das so original? Oder hat hier schon jemand herumgefrickelt?
- ..... die Frakos und auch die blauen Philipse wird ein jeder Techniker auswechseln wollen
Bei den Einmeßversuchen mit PC-Oszilloskop und Testton-CD zeigte sich ferner ein interessantes Bild :-). Das Gerät produziert über Band eine ganze Menge an Obertönen, wenn es doch nur 333Hz speichern soll; und bei 16kHz fällt ihm die Reproduktion spürbar schwer. 13kHz und 10 kHz gehen schon viel besser. Besonders auf dem einen Kanal sieht's düster aus.
Also, liebe Leute, wer könnte mir hier weiterhelfen? Sind die Köpfe hinüber? Wie sehen denn neue/abgedudelte Recovacs aus, damit ich meinen Zustand mal einschätzen kann? Soll ich alle Elkos tauschen? Sind meine Einmessversuche Humbug? Hat jemand von Euch schon mal eine ASC 6000 instandgesetzt? Und was hat man sich eigentlich bei der Platzierung der Einmesstrimmer hinter der Logikplatine gedacht? ;-)
Als Band verwende ich altes BASF LP 35 Ferro LH, das ich 1981 als kleiner Junge für ein Grundig TK 141 gekauft und einmal bespielt hatte und seit dem geduldig auf bessere Zeiten wartete ;-)
Doch halt, Ihr sagt natürlich zu Recht..... so geht dies nicht.....
Denn zuerst wäre einmal zu entscheiden, auf welcher Geschwindigkeit soll die 600x eingemessen werden......
und dann muss man sich entscheiden, welche Qualität soll später meine Einmessung haben.....
Will ich ordentliche Qualität, bleibt mir nur der Weg mir ein Messband zu besorgen...... einiger Maßen kann man sich natürlich auch behelfen mit einem Messband von Bluthard..... soll es aber ganz genau sein, rate ich zu einem Bezugsband der Qualität der ehemaligen EMTEC.....
Notfalls wirklich sich einmal die Mühe machen, die Maschine unter die Arme, und zu einem Forenfreund fahren und dort wenigstens den Weidergabeteil einmal richtig abgleichen..... solch hilfsbereite User soll es wirklich geben..... :flööt:
Zur
Vorgehensweise:
WiedergabeteilDas von Bandmaschinenhersteller benannte Band auf die 600x legen, in diesem Fall das DIN 9 ( NAB 120/3180µs | 250 nWb/m = 0 dB = 775 mV), und per Playback-Level-Poti (R-228 = Links | R-232 = Rechts) die Ausgangsspannung auf 775 mV einstellen. ---- Dabei müssen die Output-Rgler an der Front komplett aufgezogen sein! ---- Mit Umrechnung der jeweiligen Werte (eventuell nötig) kann natürlich auch ein anderes Bezugsband (Pegel/Geschwindigkeit) zur Hilfe genommen werden (zumindestens wenn NAB entzerrt).
Danach geht es an die Einstellung des Wiedergabekopfes, zunächst als Überprüfung des Azimuthwinkels ----- also der Senkrechtstellung der Köpfe zur eigentlichen Magnetspur -----
Hierzu gibt es auf dem Bezugband zwei unterschiedliche Messtöne 1 kHz und 10 kHz, aufgenommen 10 dB unter der Vollaussteuerung.....
Ersterer Ton wird zum Pegelmaximum Abgleich benutzt, Zweiterer zur eigentlichen Einstellung...... Am besten macht man diese Einstellarbeit mittels eines Oszilloskopes.....
Dazu werden beide Kanäle (Rechts und Links) jeweils am Oszilloskop zugleich angeschlossen und die Darstellung auf Zweikanalig x-y eingestellt. Spannungsbereich 0,5V/Device, AC.
(https://magnetofon.de/nhc/Gallery/albums/userpics/normal_IMG_6310.jpg) (https://magnetofon.de/nhc/Gallery/albums/userpics/IMG_6310.jpg) | (https://magnetofon.de/nhc/Gallery/albums/Juergen/Anlage/ReVox/normal_IMG_6424.jpg) (https://magnetofon.de/nhc/Gallery/albums/Juergen/Anlage/ReVox/IMG_6424.jpg) |
Links die Darstellung einer nicht optimalen Lissajous Figur Kopf sollte überprüft werden in der Azimuth-Einstellung Dies geschieht über 2 Schrauben in diesem Fall ( F, G ) | Rechts die Darstellung eines Optimal eingestellten Kopfes |
Ein leichtes bauchig werden oder Schwanken in der Mittelachse ist tollerierbar, aber nicht mehr als im Linken Bild zu sehen.
Sollte diese Einstellung auf diesem Wege nicht zum Erfolg führen, sind weitere Einstellungen an den Köpfen zu überprüfen (in diesem Falle Wiedergabekopf).
Waren wir bis hierhin erfolgreich, wäre meine Vorgehensweise den Wiedergabe-Frequenzgang zu überprüfen...... dazu befindet sich auf den Bezugsbändern ein Frequenzgangteil der mit 20 dB unter Vollaussteuerung aufgenommen wurde...... und folgende Frequenzen enthält.....
1 kHz | 31,5 Hz | 40 | 63 | 125 | 250 | 500 Hz | 1 kHz | 2 | 4 | 8 | 10 | 12,5 | 14 | 16 | 18 | 1 kHz (eventuell auch noch 20 kHz)
...... und würde mir tabellarisch die Ausgangsspannungswerte, in dB bezogen auf 1 kHz, notieren......
Sollte dabei ein deutlicher Hochtonanstieg zu verzeichnen sein, kann dieser
gegebenfalls mittels der Regelspulen L-201 | L-202 justiert werden. Diese bewirken teilsweise ein Playback-EQ, dessen Wirkungsbereich noch geklärt werden muss, und wären dann solchen bezeichneten Trimmern, wenn die Wirkkung nachgewiesen ist, gleich zu setzen. (Die Wirkung ist abhängig des Induktivitätswertes der Spule!)
Die Abweichung darf ± 3 dB über den oben genannten Frequenzgang (bezogen 1 kHz) nicht übersteigen, bei einem guten Heimgerät.
An der Stelle ist der Abgleich/Eimessvorgang für den reinen Wiedergabeteil fertig.
Nun gehen wir an die
Einstellung / Abgleich des Aufnahmeteils.....
Einstellen des Aufnahmekopfes.....
Dazu erst einmal per Signalgenerator (NF), oder selbsterstellter CD, einen 1 kHz Ton auf beide Kanäle in die 600x einspielen ---- Aussteuerungsregler und Masterregler voll aufgezogen ---- die Ausgangsspannung am "Signalgeber" so einstellen, dass am Ausgang der 600x gemessene 77,5 mV (NF-Millivoltmeter) anliegen. Nun die Frequenz auf 10 kHz erhöhen ohne die Spannung zu verändern ......
Nun wieder das Oszilloskop am Ausgang anschließen und mittels Lissajous den Azimuth des Aufnahmekopf überprüfen. Gegebenenfalls per Schraube E und Gewindestift D einstellen.
Einstellen REC-Level......
Dazu nimmt man am besten ein 333 Hz Signal welches mit 775 mV eingespeist, Tapeschalter auf Source (Eingangsregler und Master komplett aufgezogen!), gemessen wird am Ausgang der 600x wieder mittels NF-
Milli
Volt
meter.
Nun die Aufnahme starten und den Tapeschalter auf *Tape* stellen. Nun ist am Ausgang die Spannung über Band zu messen. sollten sich Differenzen ergeben mittels Poti R-143 | R-144 (9,5 cm/s) abgleichen.
Die VU-Meter werden mittels 333 Hz und 2 V Eingangsspannung (Tapeschalter auf Source!) auf +3 dB mittels den Potis R-139 | R-142 abgeglichen.....
Und nun abweichend den ASC Serviceunterlagen weitergehend.......
Vormagnetisierung:
10 kHz / 77,5 mV Eingangsspannung, NF-MVm am Ausgang.......
Aufnahme starten...... den Tapeschalter wieder auf Tape stellen und die Vormagnetisierung mittels der Trimmpotis R-121/123 (9,5 cm/s) oder R-119/124 (19 cm/s) auf Höchstpegel abgleichen.... danach entsprechend der Bandherstellervorgabe, in diesem Fall LPR-35 LH Pro, die Vormagnetisierung weiter erhöhen, bis die "Ausgangsspannung" um 4 dB abgesunken ist. (bei 9,5 cm/s ist dieser Wert -2,5 dB; Messfrequenz aber 6,3 kHz!)
Nun mittels eines eingespielten 16 kHz Ton wird an den trimmbaren Spulen L-101/103 und L-102/104 (Achtung eine der beiden Spulen wirkt als HF-Falle! Es ist also zu prüfen welche der zwei Spulen die zustänige ist, bzw. sein wird) der Höhenfrequenzgang beeinflusst, d.h. begradigt. Es wird also auf geringste Abweichung gegenüber 1 kHz abgeglichen, in der Ausgangsspannung (dB), über Band gemessen.
Somit ist der Einmessvorgang abgeschlossen......
Wer noch etwas feilen mag an der Wiedergabe, wiederhole nochmals die Überprüfung / Einstellung des Aufnahmekopfs.
Und messe dann den Aufnahmefrequenzgang über Band, also auf Hinterbandstellung (Tape) am Ausgang mittels NF-MVm und vergleiche diesen mit dem Wiedergabefrequenzgang aus der Wiedergabeteileinstellung. Abweichungen von 1 dB sind tollerierbar, unter 0,5 dB als gut zu bezeichnen.
Ich hoffe damit einige Unklarheiten beseitigt zu haben.
... Hans - Joachim lebt :_good_:.
Mahlzeit zusammen :_hi_hi_:.
Sehr interessante Gedanken die ich hier von euch Beiden vernehme :__y_e_s:.
MfG
Andreas