Radialstrahler - der Weisheit letzter Schluss???

[Jürgen Heiliger]

Hallo Freunde,

heute möchte ich Euch einmal auf eine Lautsprecherkonstruktion aufmerksam machen, die ich zum erstenmal Mitte der 80er auf einer Hifi-Messe, ich glaube es war in Düsseldorf, sah.

Zunächst konnte ich garnicht glauben das dort überhaupt Töne heraus kommen könnte. :cry: Bestand doch dieser Lautsprecher nur aus einzelnen Metalllamellen, die 360° artig um die Magnete angeordnet waren und zwischen den einzelnen eingespannt waren.

Das sollte funktionieren, fragte ich mich. Und gar mit den Konstruktionen herkömlicher Lautsprecher mithalten können?



Hier einmal die Daten der hier abgebildeten mbl 101E Radialstrahler Reference
System 4-way
Frequency range 24 Hz to 40000 Hz
Impedanz 4 Ohm
SPL 2.83V/ 2p linear/max 82 dB/W/m / 106 dB
Crossover frequencies 105/ 600/ 3500 Hz Linkwitz-Riley 4th order
Acoustic center 114 cm
Power handling continuous 320 W / 500 W peak power 2200 W
Sub-Woofer 300mm, 12� cone (mbl)
Woofer Radial TT100 (mbl)
Midrange Radial MT50/E, CFK (mbl)
Tweeter Radial HT37/E, CFK (mbl)
Finish: Satin: Piano: on request black, silver, veneer
Dimensions (W x D x H) 450 x500 x1700 mm
Weight 80 kg

Wer von Euch durfte dieser Lautsprecherart schon einmal lauschen, bzw. kann mir etwas genaueres zu dieser Technik sagen?

Auf der obengenannten Messe war leider kein vernünftiges Hören möglich, da sämtliche geschlossenen Vorführungen schon ausgebucht waren.


Gruß
Jürgen

PS die Bilder sowie die Daten sind von der MBL-Hompage endliehen.
Hier auch noch 1 interessanter Link zu diesem Thema
http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/archiv/.bin/dump.fcgi/1997/0808/lokales/0022/


Band ab - Band läuft  Dixie Chicks - Live

[RG 9 Jünger]

Hallo Jürgen,
ich konnte sie letztens in Dortmund hören.
Kurzum Klasse, aber irgendwie kommt kein richtiges Stellungsspiel zusammen. Der Klang war schon richtig 3D mäßig, aber bei mir kann ich sagen, wieviel der Sänger wiegt.
Dynamisch hab ich allerdings auch schon besseres Gehört, alles Neutral aber irgendwie nicht fesselnd. (wenn Ihr wisst was ich meine)
Trotzdem sie war ausgeglichen und hatte schöne Klangfarben. Für mich hörte sich das alles nach "Stell sie hin wo Platz ist und gut is" an.
Hatten keinen Sweetspot, überall gleich guter Klang, was für eine Vorführung auf einer Messe schon ziehmlich Beindruckend war.
Bassmäßig lief sie auf der Messe eher Tief aber etwas unkontroliert.
Gehört habe ich sie mit den großen MBL Verstärker und CD-Teilen.
Tauschen gegen meine "Kleine"......................nicht wirklich! (kein Scherz)
Ich ziehe das Gefühl als Zuschauer vor einer Bühne zu stehen dem Gefühl in der Bühne zu stehen vor.

Fazit: Eine sehr gute Box wenn man nicht weiß wohin mit den Dingern. Egal wo sie stehen, man schwimmt in Musik.

Gruß,
Christian

[Jürgen Heiliger]

Hi Christian,

also wenn ich Dich richtig verstehe, etwas für Leute die mehr dem Mehrkanalton verschrieben sind..... ?
Die sich gerne im Klangeschehen befinden?
Dafür aber auf Präzision teilweise zu verzichten bereit sind?

Gruß
Jürgen

[RG 9 Jünger]

Hi Jürgen,
haste mal wieder mit ein Paar Worten auf den Punkt gebracht.
Mehr Ganzheitlich als Präzise.
Aber, die Darbietung an sich war schon beeindruckend.
Selbst die Spinne in der Raumecke hatte besten Sound.

Gruß,
Christian

[Jürgen Heiliger]

Hallo Christian,

folgendes Posting habe ich im tonbandinfo:forum gefunden, welches hier genau reinpasst in die Materie und ich nicht vorenthalten möche....

Man muss sich überlegen, was so ein Lautsprecher anstellt, dann sieht man sehr schnell, wo die Ursachen für sein Verhalten zu suchen sind.

Räumliche Tiefe 'erfährt', analysiert der menschliche Gehörssinn (wir lernen das frühkindlich) aus den nicht korrelierten, seitlichen (!) Reflexionen eines Raumes. Sind diese in geeigneter Weise stark, signalisiert unser Ohr, "oha, räumliche Tiefe!!!". Nun ist unser Gehör nicht besonders gut ausgestattet, um Lokalisierungen in den seitlichen Ebenen ("vorne->hinten") zuverlässig durchzuführen, weil dies allein über Klangfarbenveränderungen aufgrund der (individuell!) charakteristischen Ohrmuschelausformung in der Außenohrübertragungsfunktion und damit nicht sehr scharf möglich ist. Es ist demnach ziemlich gleichgültig, woher diese seitlichen Reflexe kommen -das kann auch von vorne sein-, um dem Ohr räumliche Tiefe vorzugaukeln. In dem Moment, in dem es selbst von vorne nicht korrelierte Signale sinnvoller Beschaffenheit hört, sagt es dennoch, "oha, räumliche Tiefe vorhanden!!"

Man muss also seinem zweikanaligen Aufnahmesignal  ausreichend nicht korreliertes Signal zufügen und die Vorstellung räumlicher Tiefe (und damit auch eine gewisse Natürlichkeit) wird sich einstellen.

Dies genau machen die MBL-Dinger, indem sie bestimmte Signalanteile mit einem zeitlichen Versatz über die Wand hinter/seitlich der Box und die Decke des Abhörraumes an den Hörer tragen. Das Signal wird dadurch einerseits ein wenig dekorreliert andererseits kommen die sonst immer aggressiv vorausschreienden Höhen etwas später beim Hörer an, was der auch 'natürlicher' empfindet.
Dieser Sachverhalt (Gruppenlaufzeit) bedürfte eigentlich eigener Diskussion, was ich aber unterlasse, zumal diesbezüglich sehr viel Mist auf dem Markt gehandelt wird. Die Auseinandersetzung würde daher mal wieder lang, was ich euch erspare.

Mit Erlaubnis des Schreibers hier reinkopiert.

Gruß
Jürgen

[Udo (DL 8 WP)]

Hallo zusaamen,

ich denke diese Lautsprecher fallen auch unter die Kategorie der Biegewellenstrahler.
Da gab es nach meiner Erinnerung Ende der 70 -ern, Anfang der 80-er eine weitere schöne Konstruktion dieser Art, nämlich die Ohm F . Muss mal zu Hause nachsehen, denke die wurde mal in irgend einem alten HiFi Jahrbuch getestet.

Beste Grüße,

Udo (DL 8 WP) 

[webstepper]

Hier schon mal ein Bild der Ohm F.

Gruss
Wolfgang

[Jürgen Heiliger]

Hi Udo, Wolfgang,

da mir auch sicherer Quelle bekannt ist, das einer unserer User hier im Forum eine Ohm F besitzt, hoffe ich dass sich dieser auch noch zu Wort meldet.


Enno.....

Gruß
Jürgen

[PeZett]

Hallo Jürgen,

auch mich erinnert diese Konstr. sehr an Biegewellen-Wandler.
Gesehen - JA, Gehört - Nein

Zur Info: so etwas wird immer noch gebaut: http://www.goebel-audio.de/de/Firma/techno.html
und auch in Dortmund sitzt ein kleines Unternehmen, das sich dieser Technik widmet.

Das von PhonoMax beschriebene Prinzip kommt ja, wie bekannt ist, auch in den
Bose-Systemen (allen voran in d. 901) zur Geltung. Bei der 901 macht man das
allerdings mit konventionellen Lautsprechern + Schallführung + Elektronik.
(Aber das ist ja alleseits bekannt...)

Gruss

[Enno]

Hi Udo, Wolfgang,

da mir auch sicherer Quelle bekannt ist, das einer unserer User hier im Forum eine Ohm F besitzt, hoffe ich dass sich dieser auch noch zu Wort meldet.


Enno.....

Gruß
Jürgen

Hallo Jürgen,
ich besitze sogar zwei davon, die ich nicht hergebe...   

Gruß
Enno

[beldin]

Ich erinnere mich dunkel an einen Lautsprechertest in der guten alten HiFi-Stereophonie. Da schnitt die Ohm-F gut ab. Ein sehr interessanter LS, den ich gern mal hören würde....
Sogar lieber hören würde als die MBLs, um die es hier eigentlich ging!

Diese Biegewellen-LS sind sehr interessante Konzepte. Warum sind sie nicht weiter verbreitet und verkümmern iim Exotenstatus?

[jim-ki]

mein onkel hat die ohm-F

[Maxihighend]

Ja schau an.......ein interessanter Fred 

Auf der High End im Jahre 2006 konnte ich eine komplette MBL-Anlage (mit den Radialstrahlern!) hören. Sie ist mir als eine der wenigen "guten" Anlagen in Erinnerung geblieben.

Dass ich sie als gut einschätzte kommt vielleicht nicht von ungefähr. Denn ich betreibe an der Hauptanlage seit einigen Jahren ein Pärchen von German Physiks, und zwar die Borderland in einer älteren Version, jedoch mit update  .

http://www.german-physiks.com/german-physiks-speaker-line/the-borderland-mk-iv.html

Sie ersetzte damals die JBL Ti-5000 und die war sofort vergessen  (sorry Jürgen). Die Borderland besitzt einen sog. DDD-Wandler, der ja auch ein Rundumstrahler ist.
Den Brachialbass der JBL kann sie nicht bieten, aber trotzedem ganz locker die Hosenbeine zum Flattern bringen  .
Immerhin verbergen sich im Inneren zwei Focal-Bässe.

Der Hochtonbereich lässt sich an den WBT-Terminals 3-fach anpassen. Ich könnte beim besten Willen nicht behaupten, dass der Detailreichtum der Musik irgendwie leiden würde. Ich hatte schon vielfältige Elektronik hochwertiger Preisklassen dranhängen und die Unterschiede waren für mich immer nachvollziehbar. Die Box zeigt also schonungslos auf, was die Quelle liefert  .

So wie letztens eine komplette Rega-Kette, aber das ist wieder eine andere G´schicht 

[LeCobra]

Die MBL habe ich mir damals auf der IFA in Berlin angeschaut.
Leider konnte ich die Dinger nicht hören aber sie kommen ziemlich
mächtig daher. Würde mich mal interessieren wie sie sich anhören 

[jan.s]

hallo
laut dem jubilaeums-heft der stereoplay sind die mbl 101 e noch im handel. zum schnaeppchenpreis von 37.800,- 
wirklich schade finde ich, dass die teile im unteren bereich aussehen wie ein ghetto-blaster von jvc da haette man sicher schickere bassreflexoeffnungen bauen koennen. der obere teil hat aber irgendwie einen richtigen maschinen-charme.

habe sie mitte der 80er mal gehoert und fand den klang sehr angenehm. die raeumliche abbildung ist (rundumstrahlertypisch) prima.
ich bin wirklich ein freund von rundumstrahlern. die alten sonab oa5 mk2 kommen an diese klopper sicher nicht drann aber sind auch ne feine sache