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Fotoreparaturstory Rotel RA-1312 mit sehr vielen Bildern

Begonnen von Armin777, Montag, 06.April.2009 | 12:52:49 Uhr

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Armin777

Heute hatte ich einen wunderschönen Vollverstärker von Rotel aus dem Jahr 1974, damals der zweitgrößte im Programm, Modell RA-1312 mit 2 mal 110 Watt Sinus und korrekten 19"-Einbaubamessungen.

Das solide Gerät mit knapp 20 kg Gewicht hatte die letzten Jahre in einem Partykeller zugebracht, was er technisch vollkommen unbeeindruckt hinnahm, äußerlich jedoch sehr gelitten hat.

Hier mal ein paar Eindrücke vor der Bearbeitung:





Also zunächst habe ich das Gerät mal bis auf das Chassis zerlegt und alles zum Reinigen gebracht. Die Front kam in ein Waschmittel-Laugebad, die Knöpfe in das Ultraschallbad, ebenfalls mit Waschmittellauge, das Chassis wurde mit Sodareiniger (von Frosch) gereinigt, die Platinen alle mit Preßluft ausgeblasen.





Dann habe ich mich um die Technik gekümmert, alle Schalter und Potentiometer wurden mit den bewährten Mitteln in dieser Reihenfolge behandelt: Objekt reinigen mit Kontakt 390, mehrere Dutzend Male betätigen, dann  mit Kontakt WL ausspülen, mehrere Dutzend Male betätigen und zum Schluss mit Kontakt 61 schützen. Da kratzt nichts mehr und es setzt auch nichts mehr aus...



Dann kam das Relais an die Reihe, weil es bei kleinen Lautstärken schon deutlich hörbar aussetzte. Auslöten, öffnen, Feder aushängen, Kontaktplatte heraus klappen, Ruhekontakte aufbiegen und dann die Kontakte mit Chrompolitur wieder auf Hochglanz polieren.





Nachdem das Relais wieder eingebaut war, kümmerte ich ich auch noch um das extrem aufwendige Alps-Potentiometer für Balance und Lautstärke, man kann es nur reinigen, indem man es auslötet.



Hier nach der Prozedur, wieder eingebaut:



Der Eingangswahlschalter ist ein großer Fünffach-Tastensatz mit gegenseitiger Auslösung, der zum Zwecke der Reinigung ebenfalls ausgebaut werden musste.



nach der Reinigung wieder zusammen gelötet:



Nun wurden noch die Lampen der VU-Meter erneuert, auch die Instrumente mussten dazu geöffnet werden, die Lampen sind direkt unterhalb der Skalen verlötet.



Hier mal ein Blick auf die demontierte Front:



Nun konnte die Front wieder komplett montiert werden, dazu holte ich die 3mm starke Aluplatte aus der lauwarmen Lauge und trocknete sie ab. Dann sprühte ich sie mit einem Intensiv-Reinigungsschaum ein (siehe Bild) und polierte sie snschließend mit einem Mikrofasertuch.



Anschließend kamen die im Ultraschallbad gereinigten Knöpfe wieder an ihren Platz. Rotel hat hier aus dem Vollen gedrehte, riesige Aluknöpfe verwendet, die alle mit Madenschrauben befestigt sind. Das nenne ich Qualität!



Nachdem alles wieder zusammengebaut war, kümmerte ich mich noch um die beschädigten Lautsprecherklemmen, zwei waren ausgebrochen, eine ließ sich nicht mehr öffnen. Ersatz dafür hatte ich am Lager, so etwas gibt es bei Reichelt für wenig Geld, jedoch mußte der Ausschnitt mit einer Feile vergrößert werden.   

Vorher:



Hier die Ausschnitte in der Rückwand,A bereits vergrößert, B kommt noch dran - zum Größenvergleich.



Nun bereits mit neuen Speaker-Terminals:



Auch von innen, wieder alles richtig verlötet:



Vor dem endgültigen Zusamenbau können wir mal ein paar Blicke in dieses sauber aufgebaute Gerät werfen. Hier die kräftige Endstufe mit insgesamt acht TO-3-Transistoren auf groß dimensionierten Kühlblechen:





Und hier ein Blick von unten in das geöffnete Gerät:



Nachdem nun alles wieder zusamengebaut war, präsentierte sich der Rotel in seiner ganzen Pracht, ein würdiger Vertreter der 70er Jahre, wie ich finde:



Im Detail:







Dieser Verstärker bietet keine außergewöhnliche Technik oder Ausstattung, ist aber extrem robust und solide aufgebaut.
Er kann auch von hinten überzeugen:







Immerhin verfügt er über zwei Phonoeingänge, deren Empfindlichkeit in drei Stufen (2/4/8mV) und drei Eingangsimpedanzen (25/50/100kOhm) umgeschaltet werden können, zusätzlich gibt es noch Tuner, zwei mal AUX und zwei Tape-Anschlüsse in DIN und Cinch. Darüber hinaus sind Vorstufenausgung und Endstufeneingang auftrennbar.

Dieses Gerät, welches dem Forumsteilnehmer Olaf gehört, wird ihm noch sehr lange viel Freude bereiten. Er baut sehr viel an DIY-Lautsprechern, wobei der Rotel ein idealer Partner ist, der so schnell nichts übel nimmt.

  :drinks:

*mondvogel*

Gruß!
Mario

 
Ist es zu laut - bist du zu alt!

NeNo


Kappa8.2i

Wie immer Armin,sehr schöner Bericht. .,d040
Hast du zufällig einen dieser Knebelknöpfe über und vielleicht auch diese Griffe? Fehlen leider bei meiner Neuerwerbung. :cray:

raetsken

Moin

Meinen Dank an Armin für die klasse Arbeit...

So dachte ich, könnte er mal aussehen- fehlt noch der Tuner, dann ist's sogar fast ein split- receiver :grinser:

@Kappa

Flossen weg von meinen Knöppen, sonst drück ich dir deine Kalodde ein :0keule

Gruss,

ole

*mondvogel*

Mich beruhigt ja schonmal ungemein dass man die Leuchtmittel der VU's wechseln kann, hab mich immer gefragt was wohl ist wenn die mal den Geist aufgeben... Hab auch nie verstanden warum Rotel die VU's nich auch so schön von hinten beleuchtet wie die Skala vom Tuner. Hmm.

@Armin

Kennst du eine Möglichkeit die (vernickelten ?) Griffe vor dem anlaufen zu schützen? Hartwachs fürs Auto? Ich wollt sie nicht unbedingt lackieren oder ähnliches.
Gruß!
Mario

 
Ist es zu laut - bist du zu alt!

Kappa8.2i

Zitat von: raetsken am Dienstag, 07.April.2009 | 00:16:19 Uhr

@Kappa

Flossen weg von meinen Knöppen, sonst drück ich dir deine Kalodde ein :0keule

Gruss,

ole

Wirklich beeindruckend als erster Beitrag!
Wer lesen kann ist klar im Vorteil.Sowie ich das sehe fragte ich Armin ob Er noch Knöpfe/Griffe hat.

UBV

Moin Armin,

wie immer , klasse Beitag ! :__y_e_s:
Zur Reinigung von Fronten lässt sich übrigens auch sehr gut der Bildschirmreiniger SCREEN 99 von Kontakt Chemie verwenden. Dies nur mal als kleiner Hinweis für alle die nicht erst ein Laugebad anrichten wollen.
Gruß Bertram

Rumpel

Tach Armin,

es ist immer wieder eine wahre Freude, Deine Berichte zu lesen. Damit könntest Du glatt eine Vorher/Nachher-Show füllen. Ich zumindest bin immer wieder begeistert von Deinen Ergebnissen.

In diesem Sinne grüßt
Rumpel

Armin777

Zitat von: Kappa8.2i am Dienstag, 07.April.2009 | 09:26:32 Uhr
Wirklich beeindruckend als erster Beitrag!
Wer lesen kann ist klar im Vorteil.Sowie ich das sehe fragte ich Armin ob Er noch Knöpfe/Griffe hat.

Hallo Volker,

nein, leider habe ich so etwas nicht. Derjenige, der Dir mit dem Eindrücken Deiner Kalotte drohte ( :grinser:) ist der Eigentümer des Gerätes - das macht seine scherzhaft gemeinte Aussage vielleicht etwas verständlicher.

Hallo Mario,

die Griffe einzuwachsen ist bestimmt keine schlechte Idee - ich habe sie mit Nevr Dull wieder blank gewienert.

:drinks:

stefan_4711

Wirklich sehr tolle Arbeit. Mal sehen ob ich sowas bei meinen auch hinbekomme.
"... das Auge hört mit ..."     Gruss Stefan

*mondvogel*

Zitat von: Armin777 am Dienstag, 07.April.2009 | 17:06:37 Uhr
- ich habe sie mit Nevr Dull wieder blank gewienert.

:drinks:

Das probier ich auch mal aus, hab mir da ganz schön einen abgebrochen...  :_hi_hi_:
Gruß!
Mario

 
Ist es zu laut - bist du zu alt!

stefan_4711

Hallo Armin,
würde das mit dem Laugenbad auch gerne bei meinem RD-30F (siehe Rotel Thread) durchführen. Gibt es da irgendein Risiko das die aufgedruckte Schrift einen Schaden erleidet oder muss man noch irgend etwas beachten wie z.Bsp. Wassertemperatur oder maximale Länge des Laugenbades usw. ?
"... das Auge hört mit ..."     Gruss Stefan

Armin777

Hallo Stefan,

nein das ist, so weit mir bekannt, nur bei Luxman gefährlich!

:drinks:

stefan_4711

Zitat von: Armin777 am Montag, 20.April.2009 | 18:23:13 Uhr
Hallo Stefan,

nein das ist, so weit mir bekannt, nur bei Luxman gefährlich!

:drinks:

Interessant zu wissen,
hätte ich jetzt nicht vermutet. Bei meinem L-100 ist die Schrift leicht eingraviert und nicht nur Aufgedruckt so wie bei den Rotels.

Was ist das eigentlich für ein Intensiv-Reinigungsschaum den du verwendet hast, muss das auch sein oder reicht das Laugenbad.
"... das Auge hört mit ..."     Gruss Stefan

the ocean


Kappa8.2i

Wann immer möglich lass ich meine Fronten usw über Nacht drinliegen.
Knöpfe sowieso im alten Einmachglas. :grinser: