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Luxman B-12 Restauration und Austausch Lautsprecher-Relais

Begonnen von BorisK, Sonntag, 26.Juni.2016 | 05:22:40 Uhr

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BorisK

Liebe Forumsmitglieder,

ich möchte hier von meiner Restauration zweier Luxman B-12 Mono-Endstufen berichten und darüber hinaus hoffentlich dem ein oder anderen einen wichtigen Tipp für den Wechsel der Lautsprecher-Relais geben.

Auf den ersten Blick lässt sich noch nicht erahnen, welche Situation sich einem nach Entfernen der vielen Schrauben und schließlich der Verkleidung zeigt.




In Anbetracht des Herstellungsdatums, gegen Ende der 70iger Jahre, und dem mir gebotenen Zustand der Geräte, möchte ich behaupten, dass dort seit ca. 35 Jahren keiner reingeschaut hat. An vielen Stellen fanden sich große Mengen sich bereits zu Netzen organisierenden Staubs, die Treiber- bzw. Endstufentransistoren waren nahezu vollständig umkleidet.






Bei der zweiten Endstufe war es noch etwas schlimmer, sicher, weil sie auf ersterer Stand. Mit einem solch schlechten Zustand beider Endstufen hatte ich wirklich nicht gerechnet, So wurde auch die ursprüngliche Überlegung, beide vielleicht nur mit Pinseln unterschiedlicher Größe sauber ,,auszukehren" schnell verworfen.

Ich zerlegte nun beide Endstufen anhand ihrer Baugruppen, soweit, dass ich auch in alle Ecken und Nischen für die jetzt geplante Nassreinigung heran kam. Ich teilte mir auf diese Art das Vorgehen auch in Arbeitsabschnitte ein, die ich dann zuerst an der ersten, dann an der zweiten Endstufe ausführte. So konnte ich, falls etwas schiefgeht oder ich nicht mehr sicher bin, wie ich die Bauteile fügen muss, jeweils bei der anderen nachschauen. Auch wenn es immer die doppelte Arbeit bei zwei Geräten ist, ist dies anders herum betrachtet ein großer Vorteil und bietet zusätzliche Sicherheit.

Das schwierigste Bauteil bei der Demontage war aufgrund der Verkabelung und des großen Gewichtes der Trafo....






Die Becher-Elkos machten ihrem Namen hier wirklich alle Ehre. Ein paar Bilder hierzu, als Vergleich zur Größe mag die Spule mit dem Lötzinn dienen.






Wichtig für die Restaurierung war natürlich auch das Polieren der Alu-Ringprofile, welche die Treiber- bzw. Endstufentransistoren später wieder schmücken sollen, an ihnen bricht sich das Licht der eingebauten Beleuchtung zwischen den großen Kühlrippen.




Wesentlicher Bestandteil der Restauration war auch der Austausch der nunmehr ca. 35 Jahre alten Elektrolyt-Kondensatoren und der verwendeten Rifa Folienkondensatoren gegen neue Typen.

Über einen Händler in England versuchte ich soweit machbar, für die Elektrolyt-Typen Kondensatoren Austauschtypen des ursprünglich verwendeten Herstellers Nichicon zu verwenden. Wenn die erforderlichen Werte der Kondensatoren nicht mehr von diesem Hersteller zu beziehen waren, kamen Panasonic FM bzw. FC-Typen zum Einsatz.

Einen wichtigen Hinweis möchte ich an dieser Stelle geben, man sollte unbedingt, neben obligatorischem Ziehen des Netzsteckers, vor Beginn von De-/Montage- und Lötarbeiten unbedingt jegliche größeren Elektrolytkondensatoren über einen Widerstand entladen (Auch wenn bei den großen Haupt-Siebkapazitäten bereits ein Widerstand zwischen den Polen angeordnet ist, führe ich auch dort das Prozedere durch).

Situation vor dem Austausch





Nun mit neuen Kondensatoren, deutlich auch der Gewinn an Raum durch die fortschreitende Technik bei der Kondensatorenherstellung. Der Ring um den in der unteren Bildmitte zeigt in etwa den ursprünglichen Durchmesser des alten Kondensators. Der im Bild große obere Kondensator ist noch der ursprünglich eingebaute, auch erkennt man hier auf der Platine noch den Kleber, der diese zusätzlich an Ort und Stelle hielt. Auch dieser Kleber wurde von mir entfernt, was nicht immer einfach war.




Nach kompletten Austausch der Kondensatoren in diesem Bereich sieht es dann so aus:




Hier noch die Folientypen, alt, mit bereits sprödem Gehäuse, zu neu:






Auch die zwei Potentiometer je Endstufe wurden ausgetauscht. Ursprünglich dachte ich wegen der besseren, feinfühligeren Einstellung an Spindel-Potentiometer, aber ich habe mich wegen der Optik doch für die ,,einfachen" entschieden. Hier muss man dann später bei dem Abgleich der Endstufen etwas mehr Geduld bei der Einstellung der Werte aufbringen.

Auch hier alt zu neu:






So sah es dann an den vielen Abenden aus, ich versuchte, wirklich immer einen Arbeitsschritt an beiden Geräten am selben Tag abzuschließen. Abends sollten die Endstufen dann zunächst wieder hübsch in Reihe und Glied stehen. Im Hintergrund sieht man auch die Gehäuseteile der Endstufen, inklusive der massiven Alu-Seitenwangen
.



Die Lautsprecher-Relais tauschte ich, da ich bei ersten Hörtest zumindest bei einer Endstufe bei geringer Lautstärke hin und wieder Ton-Aussetzer hatte, die zuverlässig aufhörten, wenn man die Lautstärke etwas erhöhte oder ein kräftiger Bassimpuls abgespielt wurde. Das ist für mich ein typisches Zeichen nicht mehr richtigen Kontakt herstellender Relais.

Bei dem Relais der Luxman B-12 handelt es sich um einen 12V Gleichstrom-Typ in der Ausführung als Zweikanal-Wechsler.

Hier dauerte die Suche nach einem sowohl elektrisch als auch ,,bauphysisch" (Lötstiftabstände, Bauhöhe etc.) passenden Ersatz recht lange.
Das Relais sollte eine ausreichende Schaltleistung haben, ein langlebiges Kontaktmaterial und in die vorhandene Platinenbohrungen für die Lötstifte passen, ich wollte keine zusätzlichen Bohrungen machen oder irgendwelche Übergans-Adapter einbauen.

Schließlich wurde ich bei der Firma Finder und dem dortigen Typ 55.12 fündig.
Dieser entsprach genau den Anforderungen.

Hier zunächst ein Bild des alten Relais, wo ich nachschauen wollte, wie die Kontakte im Hinblick auf Korrosion ausschauen.
Ich hoffe man erkennt auf dem zweiten Bild die dunklen Stellen auf den Kontaktflächen. Mit meinen Mitteln hätte ich sie nicht aufarbeiten können.
Auch wäre fraglich gewesen, wie lange die Kontakte der überholten Relais dann ihren Dienst getan hätten. Wenn man schon so nahe am Ort des Geschehens ist, sollte man lieber neue Relais, wo die Kontaktoberfläche selbstredend wirklich intakt ist, einbauen.

Eins der alten Relais, geöffnet







Eins der neuen bereit für den Einbau. Dies ist dann auch recht zügig erledigt.






Wirklich Mut hat mich die Reinigung der Kühlrippen gekostet. Hier habe ich lange überlegt, wie ich diese ,,waschfähig" machen kann. Gelockert hatte ich die zweiteiligen Kühlrippen bereits..... Es half nichts, die Treiber bzw. Endstufentransistoren mussten herunter, ebenso diese Dioden zur Ruhestromregelung, wo niemals ein Beinchen abreisen darf, weil es die nirgends mehr zu beziehen gibt. Für die Endstufentransistoren gibt es auch keinen originalen Ersatz mehr, und auch noch gepaart...... nicht mehr zu kaufen.

Dann waren sie gelöst, 8 an der Zahl pro Endstufe:





Ganz fein markiert habe ich sie mir natürlich, um später bei der Abfolge der Montage keinen Fehler in der Anordnung und Abfolge zu machen.

So konnte ich die Kühlrippen gut und einfach ganzheitlich reinigen. Nur bei den wirklich scharfen Kannten sollte man etwas Acht geben, habe mich dort verletzt. Später im Betrieb sind sie ja wieder hinter schützendem Lochblech eingesperrt.

Anschließend wurden die Transistoren mit neuen Glimmerscheiben und behutsam beidseitig der Glimmerscheiben aufgebrachter Wärmeleitpaste wieder an ihrer jeweiligen Position eingebaut.
Mit dem Aluring-Profil sieht es schon schick aus. Rechts unten sind die Leuchtzylinder zu erkennen, welche die Transistoren später mit ihrem Licht in warmes Licht tauchen und zur Geltung bringen.





Noch ausgetauscht habe ich die rückseitigen Sicherunghalter für die Schmelzsicherungen der Lautsprecherschutzes.

Somit hätten wir insgesamt an Bauteilen herausgenommen und ausgetauscht dann folgendes (ohne die Glimmerscheiben):





Ich gestehe, ich habe die Luxman Endstufen sehr oft fotografiert. Von ihrem Erscheinungsbild bin ich wirklich sehr  beeindruckt.
Und wenn jetzt aller Schmutz beseitigt ist.....




Nach dem im Service-Manual beschriebenen Abgleich des Offsets und des Ruhestroms durften sie schon einmal kurz aufspielen.




Eine der Endstufen bereits wieder eingehaust mit Blechkleid und Seitenwangen.




Ich kenne ihren Klang, kenne ihn von der Luxman M-12. Auch wenn sie technisch unterschiedlich aufgebaut sind, soweit ich in Erfahrung bringen konnte, auch in grundsätzlichem der Schaltung, so bemerkt man schnell ihre beiderseitige Zugehörigkeit zu der ,,Laboratory Series" von Luxman.

Die Luxman B-12 klingen warm, zeichnet dabei sehr fein, sie machen ebenso wie die M-12 ungeheuren Spaß, grade auch im Bass, besitzen großen Charme und, auch das ist jetzt sicher Geschmackssache, bestechen durch ihre außergewöhnliche Gestalt und ihre sehr hohe Fertigungsqualität und Robustheit.






Ich hoffe, das Lesen des kleinen Beitrags hat etwas Spaß gemacht,

Lieber Dominik, falls Du noch dann und wann reinschaust, ich hoffe, auch Dir konnte ich Deine Zeit etwas versüßen.

Anmerkungen, auch kritische, oder Hinweise, wo ich etwas übersehen habe, nehme ich gerne entgegen.


:_hi_hi_:

Mit besten Grüßen und einer guten Nacht
BorisK

BorisK

Vielleicht als Ergänzung noch eine etwas bessere Aufnahme der beiden B-12.



PS: Ich hatte eine kleine Excel-Tabellenübersicht zu den Kondensatoren erstellt, was eine Bestellung vereinfacht. Wer es haben mag sende gerne eine PM an mich.


Mit Grüßen
BorisK

dirk777

Clatronic Uhrenradio v.d.Hul getuned, Medion USB Plattenspieler mit viel Cardas und noch anderes Geraffel