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Eumig FL-1000 zweite Serie und Nachserienmodell

Begonnen von kuni, Mittwoch, 18.März.2015 | 13:12:18 Uhr

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kuni

Hi zusammen,

wie in meinem NOS Teile Thread (http://new-hifi-classic.de/forum/index.php?topic=7401.0) schon erwähnt, habe ich u.A. aus dem Teilelager auch ein komplett neues NOS FL-1000 übernommen, das ich die Tage wieder fit gemacht habe.

Das Gerät wurde in der Zeit nach dem Eumig Konkurs noch nachproduziert, aber obwohl das Gerät nie in Gebrauch war, haben die Gummis im LW natürlich trotzdem über die 30 Jahre ihren Geschmeidigkeit verloren.
Das Gerät hatte schon damals keinen Abgleich mehr erhalten und mußte also von Grund auf neu eingestellt werden.

Einiges fiel mir auf und war mir bislang auch neu:

AW-Print zweite Serie:
In der ersten 1000'er Serie wurde im Löschoszillator auf dem AW-Print eine berüchtigt "ominöse" Glübirne (La100)

als temp. abhängiger Widerstand verbaut.

Das fiese ist, daß es zu dieser Lampe keinerlei Spezifikationen gibt, d.h. ist die futsch, dann war's das mit Aufnahmen.
Zudem hat da auch das Wiener Lager nicht mehr viel hergegeben - einige wenige haben sich noch gefunden, die nun bei mir sind.

Ab den Serien-Nummern 8 204 970 (HighCom Version) und 8 009 637 (Dolby Version) hat Eumig die Schaltung geändert und eine abgeänderte Platine verbaut, u.A. wurde der Oszillator geändert und die Lampe ist entfallen.



Damit ändert sich auch der Abgleich etwas gegenüber dem Ablauf im SM, ist aber recht einfach nachzuvollziehen auch wenn sich dooferweise viele Bezeichnungen der Bauteile geändert haben.

Hauptprint High-Com Nachserienmodell:
Meines Wissens nach wurden alle 1000'er mit Pertinax-Platinen geliefert.
Jener ehemalige Eumig Mitarbeiter, der nach dem Konkurs das Teilelager übernommen hatte, hatte sich damals dann wohl selbstständig gemacht und den Service der Geräte für eine ganze Weile weiter betrieben. Schließlich wurden die aller meißten FL-1000 an Rundfunkstationen in den USA verkauft, liefen dort noch immer und brauchten halt hin und wieder Service, den er dann wohl übernommen hat.

Das Lager gab dann irgendwann keine Hauptplatinen mehr her, worauf er welche nachfertigen ließ, die dann auf Epoxydharzbasis gefertigt wurden:



Diese sind absichtlich nicht vollständig bestückt (z.B. fehlen R29/31/33), weil man es im ersten Layout mit dem Abgleich etwas zuuuu gut gemeint hatte, was bei genauerem Hinsehen gar nicht notwendig ist.

Diese Platinen wurden dann von der Tochter handbestückt und leiden leider an einigen Stellen an Fehlbestückungen (z.B. 3,3k und 3,9k vertauscht oder 10k anstatt 100k ...), kalten Lötstellen, bzw. Lötaugen, die ganz vergessen wurden zu löten.

Da ist also etwas Sachverstand gefragt. Den Abgleich sollte man ggf. kritisch hinterfragen und die Bestückung ggf. mal kontrollieren.
In meinem Fall waren es 2 vertauschte Widerstände und eine ausgelassene Lötstelle.

NOS Nachserienmodell:

Hier also zum Schluß noch ein paar Bilder eines solchen "Nachseriengeräts" mit neuem AW-Print und nachgefertigtem Hauptprint.
Frisch aus dem Lager, 0km gelaufen und NEEEEUUUUUU   :_yahoo_:







Das Deck hat nach einmaligem Abgleich, ohne sukzessive Nachjustierer- und Optimiererei sofort die 20kHz Marke im Frequenzgang geknackt:



Spielt tatsächlich nochmal einen Tick klarer und dynamsicher als mein anderes FL-1000 (aus der ersten Serie), zwischen Vor- und Hinterband absolut null komma null Unterschied zu hören...  :_good_:
Gruß, Kuni
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gyrator

Hi Kuni,

danke für Deinen Beitrag und überhaupt für das Zusammentragen an Informationen zum FL1000.

Ein wirklich bemerkenswertes und außergewöhnlicher Kassettenrekorder, es ist immer wieder spannend deinen Ausführungen zu folgen.

Mit sonnigen Grüßen aus Köln

Thomas

kuni

Danke.
Hattest Du nicht mal mit gerätselt, wer die Köpfe für das Eumig hergestellt hat ?
Es hat sich da im Eumig Fundus ein Prüfbericht von Alps gefunden, die waren's also .,045
Gruß, Kuni
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lukas

Auch von mir vielen Dank für deine Bemühungen um das Fl-1000 und dass du hier alles so schön dokumentierst.
Das FL-1000 hatte meines Wissens zu Beginn er Produktion Woelke Köpfe. Spätere Geräte hatten dann diesen Alps-Ferritkopf Doppelkopf, der auch im Fl-900 verwendet wurde. Dieser war wohl weit verbreitet und findet sich reihenweise in anderen Decks: natürlich von Alpine (AL-300, AL-80) aber auch bei Philips oder Grundig (Cf-5500II).

Im Allgemeinen gilt ein Ferritkopf ja als relativ robust gegen Einlaufen. Allerdings musste ich bei meinem AL-300 schon nach wenigen Jahren nicht übermäßig heftiger Benutzung den Ausbruch der Spaltkanten feststellen. Ein nettes Forenmitglied aus dem BMF hat sich dann dieses Kopfs angenommen und ihn wieder so gut wie neu gemacht (u. a. hier nachzulesen: http://forum2.magnetofon.de/board13-verst%C3%A4rker-phono-decks/board55-hilfe/11915-h%C3%B6henverlust/)

Durchaus möglich, dass der Kopf deines alten Fl-1000 nicht mehr 100%ig dem entspricht was du jetzt im Neuen hast.

Viele Grüße
Lukas

kuni

Hi Lukas,

stimmt, das mit dem Woelke Köpfen hatte ich auch mal gehört, wobei die 1000'er, die ich schon hier hatte alle die Alps Köpfe verbaut hatten. Waren halt vlt. alle schon etwas neuer, wobei es immer welche mit der alten AW-Platine (also mit Birne) waren.

Zitat von: lukas am Donnerstag, 19.März.2015 | 17:06:19 Uhr
Ein nettes Forenmitglied aus dem BMF hat sich dann dieses Kopfs angenommen und ihn wieder so gut wie neu gemacht (u. a. hier nachzulesen: http://forum2.magnetofon.de/board13-verst%C3%A4rker-phono-decks/board55-hilfe/11915-h%C3%B6henverlust/)

Durchaus möglich, dass der Kopf deines alten Fl-1000 nicht mehr 100%ig dem entspricht was du jetzt im Neuen hast.

Interessanter Bericht, aber so fein aufgelöste Bilder bekomme ich nicht hin, d.h. so läßt sich der Kopf für mich leider nicht beurteilen.
Rein optisch (mit Lupe) und gefühlt (mit Nagelprobe) kann ich am alten Kopf nichts ungewöhnliches feststellen - sieht für mich neuwertig aus.

Ich konnte nun aber auch nicht wiederstehen und habe den FG des alten Decks nochmal nachgemessen:



NOS Gerät

andres Gerät


Sooo groß ist der Unterschied nun auch nicht. Die etwas ansteigende Kurve im Hochtonbereich kann gut auch von einem leicht anders eingestellten BIAS kommen.
Gruß, Kuni
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lukas

Hi Kuni,

wenn ich mir den Frequenzgang ansehe, glaube ich auch nicht an irgendwelche Höhendämpfung als Ursache für den Klangunterschied. Eher könnte der leichte Abfall unter 100Hz einen Einfluss auf das Klangbild haben.
Die Köpfe ausbauen und unter das Mikroskop zu legen, halte ich für völlig überflüssig. Solange die Höhen nicht merklich nachlassen, würde ich da nichts anrühren. Zumal ein aussagekräftiges Bild eben entsprechende technische Möglichkeiten erfordert, die ein Privater nicht so einfach zur Verfügung hat. Die Gefahr, dass nach dem Wiedereinbau der Köpfe die Kopfgeometrie nicht mehr 100%ig stimmt ist grösser, als der mögliche Informationsgewinn.

Das mit den Woelke Köpfen ist natürlich auch nur Wissen aus 2. Hand. Das stand einst in der Stereoplay 10/97 zu lesen, wo das Deck als HiFi Klassiker gerühmt wurde. Dort ist übrigens auch eine Kontaktadresse zu einem ehemaligen Eumig Entwickler angegeben: Dr. Robert Scheiber, Trotzenbach 18, A-3062 Kirchstetten. Vielleicht weilt dieser Herr noch unter uns, man könnte da viel Info ausgraben.

Viele Grüße
Lukas

kuni

Zitat von: lukas am Freitag, 20.März.2015 | 16:22:52 Uhr
Die Köpfe ausbauen und unter das Mikroskop zu legen, halte ich für völlig überflüssig. Solange die Höhen nicht merklich nachlassen, würde ich da nichts anrühren.

Ja, hatte ich auch nicht vor, zumal die Köpfe bei Eumig ab Werk auf die Kopfbrücke montiert und dort schon ausgerichtet wurden:



Ich messe zwar immer den Azimut nach, aber wirklich grob daneben war da noch kein 1000'er - ergo kann man die Kopfstellung auch einfach ungeprüft grad mal so lassen, wenn's keine sonstigen Anzeichen für Verstellungen gibt.

Die Kopfmontage ab Werk hatte ja damals auch einen mords Charme:
Servicebetriebe konnten die nur so von Eumig bestellen, bekamen automatisch immer optimal eingestellte Köpfe und mußten sich auch nicht weiter um die Einstellung kümmern. Neue Kopfbrücke montieren, Kabel anlöten, feddisch.
Gruß, Kuni
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