• Willkommen im Forum „NEW HiFi-Classic“.

Eumig Metropolitan CCD

Begonnen von Matthias M, Dienstag, 20.Februar.2007 | 02:09:02 Uhr

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Matthias M

Der Name Eumig ist den Meisten vor allem aus der Schmalfilm-Szene bekannt. Als Weltmarktführer der Kamera- und Projektor-Hersteller.
Als solcher geriet das Wiener Unternehmen dann auch Mitte der Siebziger Jahre in Schwierigkeiten, hatte man doch als Lieferant für Polaroid größere Investitionen in das Polavision-System vorgenommen, auf denen die Amerikaner die Elektrizitäts- und Metallwaren-Industrie-Gesellschaft mbH 1977 sitzen ließen.

Eumig besann sich auf seine Herkunft als Produzent von Radiogeräten, eine Sparte die man 1962 an HEA abgegeben hatte, und begann 1977 mit der Fertigung neuer Audio-Geräte der High Concert Fidelity-Serie: Die Metropolitan CC und Metropolitan CCD entstanden.

Das Metropolitan Concert Cassette Deck ist ein ungewöhnliches, für seine Zeit nahezu phantastisches Gerät:
,,Echte Studioqualität durch perfekten Gleichlauf.
Die opto-elektronische Capstan-Kontrolle ersetzt die bei herkömmlichen Recordern übliche mechanische Schwungmasse. Praktisch trägheitslos und verknüpft mit einem System ausgeklügelter Elektronik und MOS-Logik kontrolliert bzw. korrigiert sie Gleichlaufschwankungen 15.000mal pro Sekunde. Die in den Eumig-Cassettengeräten erzielten Gleichlaufwerte übertreffen die Bedingungen der DIN-Norm 45511, Bl.1, die für Studiotonbandgeräte mit 19cm/s Bandgeschwindigkeit gelten. Die Hochlaufzeit vom Stand zur Sollgeschwindigkeit beträgt weniger als 40 Millisekunden.

Das Herzstück der opto-elektronischen Capstan-Kontrolle ist eine Scheibe, auf der mit höchster Präzision 2.500 Teilstriche aufgezeichnet sind, die mit Hilfe zweier Fototransistoren abgetastet werden, und der Regelungselektronik Auskunft über die aktuelle Drehzahl des Capstan-Antriebes geben.

Geräusch-Spannungsabstand bis 73dB: Ein Wert für professionelle Ansprüche.
Der Ruhegeräusch-Spannungsabstand liegt bei Verwendung von FeCr-Band ohne Dolby bei bisher für unerreichbar gehaltenen 65dB (nach DIN). Darüber hinaus wird die Traumgrenze von 70dB durch den Einbau einer Neuentwicklung des Dolby-Stretchers 645, überschritten.
Die vier Dolby-Stretcher werden sowohl bei der Aufnahme als auch bei der Wiedergabe wirksam – und zwar für jeden Kanal getrennt.

3-Kopf-System: Kein Unterschied zwischen Originalton und Aufnahme.
Eumig hat die Tonköpfe speziell für exzellenten Frequenzgang und großen Geräuschspannungsabstand entwickelt, so daß zwischen Original und Aufnahme kein Qualitätsunterschied herausgehört werden kann.
Löschkopf, Aufnahmekopf und Wiedergabekopf sind so angeordnet, daß die optimale Positionierung für Aufnahme und Wiedergabe gewährleistet ist – und dies für die ganze Lebensdauer der Köpfe.
Die völlig verwindungsfreie Druckguß-Trägereinheit läßt auch bei häufigem Gebrauch keine Abweichungen von der idealen Positionierung zu. Wie wichtig Präzision hier ist, wird einem klar, wenn man bedenkt, daß der Wiedergabespalt nur eine Breite von etwa 1/1.000mm hat.
Eumig hat auch das Kopfträgersystem neu konzipiert: Ein anschwenkbares Gelenk anstelle der üblichen Schiebereinheit.
Mit der Möglichkeit der Azimutjustierung kommt Eumig allfälligen Sonderwünschen entgegen.
Aus der Verwendung des 3-Tonkopf-Systems in den Eumig Metropolitan Cassettengeräten resultiert die Möglichkeit der echten Hintergbandkontrolle. Mit dem 3-Kopf-System sind auch wirkungsvolle Echoeffekte realisierbar.

Aktives Mischpult mit MOS-Logik. Damit Sie alles richtig machen.
Punkt für Punkt wird hier professionelle Qualität bewiesen: Die manuelle Aussteuerung erfolgt elektronsich über integrierte Schaltkreise also absolut knacksfrei.
Die automatische Aussteuerung wird sogar bei Programmix wirksam. Echoeffekte bringen wirkungsvollen Nachhall.
Das aktive Stereomischpult ermöglicht eine ideale Aufbereitung aller beliebigen Tonquellen: Hi-Fi-Recorder, Tuner, Mikrofon, Plattenspieler, Tonbandgerät und Tonprojektor.
Die Logik des Mischpultes wählt bei Programmix oder für Echoeffekte automatisch den noch nicht belegten Kanal. Leuchtdioden zeigen an, welche Programmquelle in welchem Kanal eingespeichert ist. Ein Tastendruck – und die Aussteuerung erfolgt manuell. Dabei wird das in Funktion befindliche Stereokanalpaar selektiv beleuchtet, und gleichzeitig leuchtet auch die Skala des Spitzenwertanzeigers auf. Nun können beide Kanäle individuell ausgesteuert werden, und zwar über staubgeschützte, leichtgängige Schieberegler, die elektronisch über integrierte Schaltkreise (IC) knacksfrei wirksam werden.
Grundlegend neu ist auch die Aussteuerungsanzeige über trägheitslose, und in Prozent-Vollaussteuerung von -20dB bis +6dB. Die Skala ist in dB- und in Prozent-Vollaussteuerung geeicht. Durch die Anordnung dieser Leuchtdioden in zwei Parallelzeilen ist nun erstmals eine echte Simultankontrolle beider Kanäle möglich. (...)

Verwindungsfreie Druckgußeinheiten für Cassettenlaufwerk und Tonköpfe.
Eines der Hauptanliegen beim Bau von Cassettenlaufwerken ist die Forderung, daß alle Justierungen nach Jahren noch ganz präzise stimmen. Das gesamte Cassettenlaufwerk wurde in einem völlig verwindungsfreien Druckgußchassis untergebracht. Antriebsmotor, Cassettenhalterung und Tonköpfe sind einander ideal zugeordnet, und unverrückbar bleiben alle Einstellungen so, wie sie im Werk justiert wurden. Gerade die Compact-Cassette, die von ihrer Konstruktion her gewisse Grundprobleme aufwirft, erfordert für das Laufwerk eine Mechanik in absoluter Spitzenqualität, die eine exakte Bandführung gewährleistet. Eumig hat dieses weitgesteckte Ziel konsequent verfolgt und erreicht.
Auch die Tonköpfe wurden in einer leicht austauschbaren Trägereinheit aus verwindungsfreiem Druckguß montiert."
(Quelle: Prospekt Eumig ,,High Concert Fidelity").

Die Bandsortenwahl erfolgt für die Typen I und II automatisch. Typ-III-Bänder können manuell über einen Schiebschalter unter der Cassettenfach-Abdeckung gewählt werden.
Der Dolby-Kreis kann über zwei Räder an der Vorderseite des Eumig kalibriert werden.
Das Cassettenfach ist 2-stufig wirksam. Die erste Stufe öffnet nur den Deckel, die zweite Stufe den viscositätsgedämpften Cassettenlift.
Das mechanische Bandzählwerk hat eine Memory-Funktion mit LED-Kontroll-Anzeige.
Der MPX-Filter wird an der Unterseite des Gehäuses geschaltet. Ebenso befindet sich hier die Eingangs-Umschaltung (Empfindlichkeit) von DIN auf Cinch. Beide Taster wirken auf den ersten Eingang. Die Eingänge befinden sich an der Rückseite des Metropolitan.
An der Vorderseite befinden sich die Mikrofon-Eingänge, deren Empfindlichkeit umschaltbar ist. Außerdem befindet sich dort der Schalter für den Testgenerator zur Azimutjustage.

Neben dem Modell CCD bot Eumig übrigens auch das Metropolitan Concert Center mit eingebautem Empfänger und 2x 50Watt (Sinus)-Verstärker an. Die metropolitan-Serie blieb bis 1979 im Programm und wurde von dem FL-1000µP und dem bei Alpine zugekauften FL-900 abgelöst.
Der Metropolitan ist recht selten geblieben. Trotzdem gibt es ind er Serie kleine Unterschiede, wie auf den Bildern an dem zusätzlichen Drehpoti an der Front des jüngeren Gerätes sichtbar wird.

Der Metropolitan ist ein interessanter, aber auch kapriziöser Gefährte. Soll heißen: Meistens kaputt und kaum reperabel. Ersatzteile gibt es nicht. Reperateure mit Erfahrung ebenfalls kaum. Das Gerät hat einen Reibrad-Antrieb, dessen Räder gerne glatt und hart werden. Die Elektronik beginnt gerne - vor allem wenn das Deck länger unbenutzt war - zu spinnen. Insgesamt macht der Eumig einen unausgereiften Eindruck.
Im Vergleich zu Thorens, dessen PC 650 ich im anderen Thread vorgestellt hatte, handelte es sich bei Eumig nicht um einen kleinen Betrieb, sondern um den Weltmarktführer für Schmalfilm-Technik mit dreitausend Angestellten im Jahre 1980, also auch mit hinreichend eigenen  Entwicklungs- und Produktionskapazitäten. Trotzdem gelang es den Wienern nicht, eine komplette HiFi-Anlage aus eigener Produktion auf den Markt zu bringen, noch die eigenen Geräte wettbewerbsfähig zu platzieren oder standfähig fertig zu entwickeln. Der Metropolitan CCD, der ein würdiger Konkurrent für Tandbergs TCD 440A hätte sein können, wurde vom Weltmarkt kaum wahrgenommen, obwohl er eine Vielzahl interessanter Ausstattungsdetails und technischer Lösungen bot.
1982 meldete Eumig Konkurs an.

Technische Daten.
Frequenzbereich
-Eisenoxid 30 bis 16.000 Herz +/- 3dB
-Chromdioxid und Eisenchrom 30 bis 18.000 Herz +/- 3dB
Geräuschspannungsabstand (ohne / mit Dolby, Effektivwert, bewertet nach Kurve A
-Eisenoxid: 58dB / 66dB
-Chromdioxid: 60dB / 68dB
-Eisenchrom: 65dB / 73dB
Löschdämpfung: > 70dB
Kanaltrennung (bei 1kHz): > 26dB
Gleichlaufschwankungen (nach DIN 45507):
-Wiedergabe Meßkassette +/- 0,08%
-Wiedergabe einer Eigenaufnahme +/- 0,12%
Abweichung der Sollgeschwindigkeit +/- 1%
Hochlaufzeit < 40ms
Rückspulgeschwindigkeit für C60-Kassetten: 40 Sekunden
Mischpult:
Eingänge (0dB Stellung)
-Mikrofon 5mV an 20kOhm (nah) bzw. 0,6mV an 20kOhm (fern)
-Input 1: 4mV an 33kOhm (DIN) bzw. 300mV an 470kOhm (Line)
-Input 2: 300mV an 470kOhm
Ausgänge: 300mV an 10kOhm (out) bzw. 300mV an 10kOhm (DIN)
Mischregler-Stellbereich – 65dB bis + 15dB
Aussteuerungsautomatik: Regelhub 40dB /Ansprechzeit 10ms / Haltezeit bis zu 120s
Kopfhöreranschluß nach DIN 45327 für Kopfhörer von 8 bis 2000 Ohm
Abmessungen (LTH): 434 x 300 x 138mm
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

raphael

Hallo Matthias!

Ein solches defektes Deck kugelt bei mir noch im Keller herum. Die gab´s mit Dolby-Kalibrierung und ohne, mit Din-Anschluss und Cinch.

Hätte unlängst auf dem Flohmarkt ein Center mit deck, Verstärker, Tuner und Mischpult in einem, die gabs nämlich auch, um 15 Euro kaufen können.
Ich habe es kurz mit nostalgischen Gefühlen nageschaut und bin dann doch weiter, obwohl es rein äußerlich sehr gut ausgesehen hat.
Was ich bei diesen Decks und Centern nicht schon alles erlebt habe...das Deck hat immer was, meistens spult es nicht sondern rattert, das Fach hält nicht, die Elektronik spinnt, die Tipptasten detto... und das Center ist noch viel schlimmer.

Grüße Raphael

Matthias M

Zitat von: raphael am Freitag, 12.Oktober.2007 | 10:58:02 Uhr
Hallo Matthias!

Ein solches defektes Deck kugelt bei mir noch im Keller herum. Die gab´s mit Dolby-Kalibrierung und ohne, mit Din-Anschluss und Cinch.

Hätte unlängst auf dem Flohmarkt ein Center mit deck, Verstärker, Tuner und Mischpult in einem, die gabs nämlich auch, um 15 Euro kaufen können.
Ich habe es kurz mit nostalgischen Gefühlen nageschaut und bin dann doch weiter, obwohl es rein äußerlich sehr gut ausgesehen hat.
Was ich bei diesen Decks und Centern nicht schon alles erlebt habe...das Deck hat immer was, meistens spult es nicht sondern rattert, das Fach hält nicht, die Elektronik spinnt, die Tipptasten detto... und das Center ist noch viel schlimmer.

Grüße Raphael

Hallo Raphael,

wenn Du nochmal über diesen Flohmarkt gehen solltest: Nimm mit... Originale Eumig's immer zu mir, bis ich genug habe, daraus einen Funktionsfähigen zusammenzustellen :)

Schließlich muß ich den Kofferraum voll kriegen, wenn ich schon nach Wien fahre :)

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

raphael

Hallo Mattias!

Das heißt, wenn morgen das Center noch da ist, soll ich´s für dich mitnehmen?!
Kennst du das eh?

Grüße Raphael

ratfink

Ich hab auch ein Metropolitan zuhause,auch mit bekannten Problemen.Vielleicht kanns ja irgendwer mal richten.Mir gefällz das Teil nämlich sehr,hab damit auch bei einem Freund die ersten Hifierlebnisse gemacht.Sein Vater hatte nämlich unter anderem das besagte Deck und Thorens Laufwerk.
Gruss Dieter