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Wer macht Live- Aufnahmen mit seiner ReVox oder anderen Bandmaschine?

Begonnen von Jürgen Heiliger, Donnerstag, 21.Januar.2010 | 20:52:11 Uhr

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Jürgen Heiliger

Zitat von: fossil am Donnerstag, 21.Januar.2010 | 15:22:44 Uhr
Einfach ´rübergelockt hat er mich, der Jürgen!

Ich war gerade neu im revoxforum.de, dort wurde mir wirklich gut mit Tipps geholfen, um meine A77HS wieder einsatzklar zu bekommen. Dann zettelte ich einen Thread an, in welchem ich fragte, wer denn seine Maschine sonst noch für Live- Aufnahmen benutzt. Angebissen hat Jürgen, es startete eine interessante Diskussion, welche wir wohl hier (auch) weiterführen werden.

Gruß Thorsten!

Hi Thorsten,

Gelockt ist gut..... Grund dazu war Dein Startpost im ReVox-Forum.....

Zitat von: fossil; http://www.revoxforum.de/forum/showpost.php?p=68845&postcount=1Moin allerseits!

Wie Einige ja mitbekommen haben, habe ich gerade meine A77 HS wieder erfolgreich zum Leben erweckt. Diese Maschine habe ich damals speziell für Live- Aufnahmen gekauft, deshalb auch die A77 und nicht die ca. 5kg schwerere B77. Diese gab es damals zwar schon, aber die A als HighSpeed konnte man noch bestellen (S/N meiner Maschine: G275037).

Damals war´s Garagenrock, ab und zu Oldtime- Jazz, Heute wird es Klassik sein. Mikros: Diverses Sennheiser- Zeugs (2 MD211 mit Jecklin- Scheibe, 2 MD 441 als Stütze, diverses zusätzliches Beyerdynamic- und Sennheiser- Material für verschiedene Raumsituationen). Mischer SONY MX-670.

Ich habe lange überlegt, ob ich mit dem Computer aufnehme, habe mich aber dagegen entschieden. Die Tonbandmaschine ist

zuverlässiger
unempfindlicher
besser im Dunkeln zu bedienen
harmloser bei Übersteuerung
klanglich einfach überzeugend
und unendlich viel cooler!

Mastern kann ich dann digital.

Mich würde wirklich interessieren, ob noch jemand seine Maschine so nutzt, Erfahrungen austauschen, tja, und so weiter.


Meine Antwort dazu war folgende.....
Hallo Thorsten,

zwar nicht gerade mit einer ReVox, aber mit anderen Maschinen mache ich auch solche Live Mitschnitte......

siehe dazu auch einmal hier und folgende.....

Equipment.....
Sennheiser 3* 441 / 431 / 4*421 ; 4*AKG C-1000 II diverse Beyer-Mikros
Mischpult entweder MITEC-1602 oder Soundkraft Series-400B 24/4/2
Bandmaschine Telefunken M-20; Studer A-820 oder Tandberg TD-20A SE // Dolby 361, entweder mit Dolby A oder Telcom C-4 (als Cat-22 Einschub)
3* Yamaha DSP-1 als Effektgeräte für einzelne Spuren, eingesetzt je nach Bedarf..... über die Mischpult-Inserts (jeder Eingangskanal einzeln möglich beim großen Mischpult)

Gruß
Jürgen



Zitat von: fossil; http://www.revoxforum.de/forum/showpost.php?p=68852&postcount=3Jürgen,

das ist- auch die Mikro- Sammlung (421er habe ich auch, sogar eines der allerersten 409) natürlich eine wunderbare Ausrüstung- ich höre gerade in Deine Aufnahmen herein (hinterband über die A77, guter Testlauf.). Guter Sound, schöne Live- Athmosphäre.

Lass mich raten- Du hast das mit relativ minimaler Mikrotechnik aufgenommen? Das klingt nach einer Stereo- Mikroaufstellung, eventuell mit Stütze.

FLAC spielt übrigens ohne Probleme mit Winamp ab, geöffnet von Opera.



Hallo Thomas,

Mikrofonaufstellung für oben besprochene Aufnahme von mir war folgender Maßen....

Rechts und Links außen jeweils ein Sennheiser MD-421, in der Mitte ein Sony VCM-959 (in Mitte-Seiten-Technik auf 105° Öffnung eingestellt).....
2 Sennheiser 441 als Stützmikros auf's Schlagzeug aus 2 Meter Höhe kommend.... und ein Senheiser 421 ins Publikum (auf Mono gestellt) gerichtet....

teilsweise hier zu sehen....
http://www.tiebreaker-rheinbach.de/images/Hof-2009/IMG_2810-verkl.jpg
http://www.tiebreaker-rheinbach.de/images/Hof-2009/IMG_2773-verkl.jpg

Mittlerweile, weils auch den Jungs gut gefallen hat, habe ich an einigen Proben mit teilnehmen dürfen, und in der Zukunft werden wir solche Aufnahmen von der Mikrofonierung anders gestalten..... soll heißen auch sämtliche Gesangsmikros und das Keyboard gehen auch über mein Mischpult und werden dann als gesonderte Subgruppe an deren PA rausgegeben..... Über die zweite Subgruppenmischung wo auch die restlichen Instrumente mit drüberlaufen dann aufs Band.
Gerade bei räumlichen Gegebenheiten wie sie beim obigen Konzert anzutreffen sind, hast Du Probleme, die ohne ein schwaches Hinzumischen von Hall (denn dieser fehlt bei Open-Air Konzerten fast völlig), nicht bewältigt bekommst. Oder es hört sich ungewohnt trocken an, fast schon unnatürlich, gegenüber Aufnahmen wo der eigentliche Raum schon hall hinzu fügt.

Aber obige Aufnahme war auch die Erste welche ich mit eigenen Mikros und Mischpult gemacht habe.

Gruß
Jürgen




Zitat von: fossil; http://www.revoxforum.de/forum/showpost.php?p=68881&postcount=5Ich dachte mir so etwas. Interessant finde ich, dass Du die 421 als Haupt- Mikro verwendest, nicht die 441. Liegt das daran, dass die 421 dann doch weicher klingen und nicht ganz so stark richten (könnte eine bessere Raumstaffelung ergeben), oder war der Hauptgrund, dass das 441 eben sehr gut Quellen "herauspicken" kann und auf die Entfernung Becken präsenter aufnehmen?

Was ich (wenn der Raum gut klingt!) schätzen gelernt habe, ist, als Hauptmikrophon zwei MD211 (oder andere gute Druckempfänger) mit Jecklin- Scheibe zu verwenden und mit 441 zu stützen (oder einige Sachen vom Gesangsmischer zu verwenden). Gefährlich ist bei einer Aufstellung, wie Du sie wähltest, das Hinkriegen der Phasenbeziehungen. Es könnten einige Bereiche sich auslöschen oder addieren, das kann zu Inhomogenitäten im Stereo- Klangbild führen.

Bei der Abnahme des Signals vom PA- Mischer muss man bedenken, dass hier kein HiFi- Klangbild eingestellt wird, sondern eben das PA- Lautsprecher- Gesamtsignal. Und z.B. ein Marshall- Turm oder auch die Kick- Drum werden ja hier auch nur gestützt.

Manchmal ist es bei Live- Mitschnitten gut, eine Haupt- Mikrophon- Einheit (Stereo) zu nutzen und die PA- Lautsprecher im Nahfeld mit MD409 (oder anderen Großflächern) abzunehmen.

Ein spannendes Thema!

Nachtrag: Zelte sind seeehr tückisch im Sound!



Hallo Thorsten,

die zu sehende Überdachung war ein zu allen Seiten offener Pavillion.

Phasendrehungen habe ich versucht, so gut wie möglich, zu vermeiden und habe dies mittels eines Korrelationsmessers, der mit in meinem RTW ist, simultan überprüft.

Deshalb war auch das ins Publikum gerichtete 421 in der Phase gedreht über einen Adapter.

Gruß
Jürgen



Zitat von: fossil; http://www.revoxforum.de/forum/showpost.php?p=68893&postcount=7Tja, ich glaube, einen Korrelationsmesser sollte ich mir endlich selbst mal bauen. Das Problem sind in jedem Fall aber die Mikro- Abstände voneinander.

Hi Torsten, schau dazu mal in folgenden Thread.....
http://new-hifi-classic.de/forum/index.php?topic=4924.0

...... Thomas (aka *Frickler*) hatte angeregt eine Korelationsgradmessung/-messer mit in den Spitzenspannungsmesser zu intregieren.... und soweit ich dies beurteilen kann war er auf gutem Weg, dies auch zu schaffen....



PS
habe mir erlaubt, den gesammten Thread aus dem ReVoxforum nach hier zu holen, da nur wir Beide an diesem Thread beteiligt waren..... und es auch der Hintergedanke war Hans-joachim (*Phonomax*) und Heinrich (Quinton), sowie sonstig Interessierte mit in den Thread ein zu binden.


Gruß
Jürgen

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fossil

#1
Und- da ich in diesem Forum neu bin, aber, wenn ich es so anschaue, drin alt werden könnte- ich fände es wirklich interessant, hier mehr Gleichgesinnte zu finden.

Warum ich die ReVox wieder ausgepackt habe: Blockflöten!

Nein, nicht die Deutsche Einheitsflöte, welche mich damals in der Schule von jedem Gedanken, selbst Musik zu machen, erfolgreich abgehalten hat :weinen:. Vielmehr spielt meine Nichte unter der Anleitung einer wirklich großartigen Musikerin in einem großen Flötenensemble, von Lied über Klassik bis hin zum Jazz. Unter Anderem läuft jetzt im Lüneburger Stadttheater eine Zauberflöten- Aufführung für Kinder. Das Orchester: das Flötenensemble. Der Klangkörper ist erstaunlich homogen und technisch weit.

Die Aufnahme- Situation: breite Bühne, Tribünen, die zuschauenden Kinder machen in speziellen Szenen mit. Rechts neben der Bühne die ca 20 Musiker, Cembalo, Klavier. Meine Planung: Die Musiker bekommen die Jecklinscheibe mit 2 Sennheiser MD211N zugeordnet (sie steht nahe, aber hoch vor ihnen), die Schauspieler/Sänger werden mit 2 Sennheiser MD441U in XY- Anordnung aufgenommen. Gemastert wird dann später per Audacity, daraus werden dann die CDs gebrannt (wohl mit EAC).

Ich habe früher sehr viel Live- Musik aufgenommen und Gruppen gemischt, seitdem bin ich Fan möglichst weniger, aber ausgesuchter Mikros. Geräte wie das 441 erlauben eine gute klangliche Anpassung, sie können aucht gut seitlich ausblenden. Gut- die Tiefenstaffelung kriegen sie nicht so gut hin, aber da ist für mich die Abbildung des Ensembles einfach vorrangig.

Gibt´s da Tipps und Anmerkungen?
Gruß aus Lüneburg

Thorsten

PhonoMax

#2
Lieber Thorsten,

in den letzten Tagen familiär unterwegs gewesen, werde ich erst jetzt auf diese Diskussion aufmerksam (gemacht).

Ich bin der letzte, der etwas gegen das auch akustisch hoch interessante  Instrument "Blockflöte/Flauto dolce/Flûte a bec" hätte, auch wenn seit 'Praetorii Tagen' das Musizieren mit der Blockflöte in Konsortbesetzungen (Sopran/Alt/Tenor/Bass) in unserem pseudoprofessionalisierten Musikwesen selten geworden ist, weil ein anderes Ensemble zunehmend an die Stelle dieser 'Konsortbesetzungen' eines einheitlichen Typs trat: Das Orchester.

Dabei gibt es in deinem Falle schon ein recht spezifisches Problem: Infolge der 4'- (also Oberoktav-) Lage des Blockflöteninstrumentes, über die sich der erwähnte, 'sonst' enorm urteilssichere Michael Praetorius aus Wolfenbüttel -fast in Sichtweite Lüneburgs- in seiner in seiner Musiktheorie (Syntagma musicum. Wolfenbüttel 1619, Band II)  merkwürdig unsicher äußert, ergibt sich für die Besetzung des Zauberflöten-Orchesters Mozarts ein nicht nur in der Klangfarbe, sondern sicher auch in der um eine OKtave versetzten, 16'-freien Lage etwas merkwürdiges/bemerkenswertes Klanggebilde.

Ich hoffe, dass ich mit meinen eben geschilderten Annahmen zu deinen Aussagen (Konsortbesetzung, "Zauberflöte" Mozarts) nicht völlig daneben liege, denn die Mutmaßungen gehen weiter: Du beabsichtigst, diese Aufnahme in einer theatermäßigen Akustik unter Beteiligung eines jugendlichen Publikums und seines allgemein hohen 'Grundpegels' vorzunehmen.
Du schreibst weiter, dass das 'vierfüßige' Orchester/Blockflötenensemble "rechts neben der Bühne" lokalisiert sei, also offensichtlich nicht im Orchestergraben bzw. symmetrisch vor/unterhalb der Bühne säße. Schließlich nehme ich anhand deiner Aussagen eine szenische Aufführung an, für die dir vier Mikrofone zur akustisch-medialen Realisation zur Verfügung stehen.

Stimmt das alles?


Die Probleme bestehen zum einen in der szenischen Theateraufführung, bei der zumindest ein Teil der Akteure ständige in obendrein sehr unterschiedlichen Abständen zum Mikrofon unterwegs ist, was aufnahmetechnisch auch mit hohem Aufwand schwer zu beherrschen ist. Das muss bei dir nun mit einem an sich sehr homogenen und weitgehend sinusförmige Signale abstrahlenden, durch eine Bearbeitung eines nicht gerade unkannten Musikstückes gefügig gemachten Klangkörper in 4'-Lage gemischt werden, der im Raum der Aufführung durch seine Anordnung außerhalb der Mitte des Theater-Ereignisses (Ensemble "rechts der Bühne") erklingt.

Du hast es mit zwei Ensembles zu tun, die eigentlich einander ergänzend und stützend mit Hilfe von deinen vier Mikrofonen (das wären auch bereits in deinen Planungen zwei angemessen zu mischende Stereogruppen) zu einem um die Lautsprecherbasismitte möglichst symmetrisch erscheinden akustischen Bild zusammengebracht werden sollen. Das ist keineswegs trivial und wahrscheinlich nicht möglich, weil dir die 'Bühneninformation' in die aus Kugelmikrofonen/Jecklin-Scheibe erstellte Information des Blockflötenensembles hineinfunken wird, so dass dir Mehrfachortungen und Klangverfärbungen einige Nöte machen werden. Natürlich strebst du eine in diesem Fall letzten Endes unumgängliche dokumentarische Realisation an; damit zielt deine Frage darauf ab, inwieweit man diese Gegebenheiten soweit möglich optimieren könnte.

Nachdem du vier Mikros auf eine A77 aufnehmen willst (die übrigens 1 Kilo schwerer ist als eine B77), frage ich auch noch nach dem verwendeten Mischpult, weil die A77 nebst ihrer jüngeren Schwester ja nur zwei Mikrofonvorverstärker offeriert.

Das Bühnensignal willst du mit einer Stereogruppe als X/Y realisieren. Dies ist erfahrungsgemäß nicht zu empfehlen. Vergleichsweise 'idealer' wären wenigstens drei 'Bühnenmikrofone', die du in der Mitte zwischen Bühnenlinks und Bühnenmitte, in der Mitte der Bühne und zwischen Bühnenmitte und Bühnenrechts als Groß-AB mit Center direkt über dem Fußboden anordnest (geeignet gepegelt, so dass ein bei dem Herumgewandere der Schauspieler glaubwürdiges Stereopanaorma ohne Sprünge entsteht).
Die dabei unvermeidlichen Kammfiltererscheinungen wird man hinnehmen müssen, weil ein anderer Standort der Mikros nicht durchzusetzen oder zu realisieren sein wird.

Ein Groß-AB ohne Center kommt bei dir nicht in Frage, weil bei ihm die von mir geplante/vorgestellte Mischung von Stützmikrofon- und Stereogruppenprinzip des Typs L-C-R zur eindeutigen Stereogruppe mutiert und dadurch sehr 'eigentümliche Verhaltensweisen' zeigt: Minimaler Aufnahmewinkel (ca. 5° bei 6 m MIkrofonabstand), weshalb die Schallquellen namentlich in einer Theaterumgebung ohne aufnahmetechnische Zusatzmaßnahmen ziemlich auf rechts und links konzertriert erscheinen und daher bei bewegten Quellen (Tamino und die Schlahahange!) munter springen.
Selbst wenn du bei deiner X/Y-Anordnung bleiben musst (ich spreche von X/Y- und nicht von ORTF, das ist nämlich als Äquivalenzanordnung etwas anderes), ist derlei zu berücksichtigen, weil der Aufnahmewinkel deiner am Bühnenrand stehenden Mikrogruppe auf sicher 140 bis 150° hochgetrieben werden muss. Das lässt sich nur über einen Mikrofonkapselversatzwinkel um 110° realisieren. Gegen die von dir vorgesehenen 441 habe ich -da Supernieren- nichts einzuwenden. Drei wären mir aber lieber.

Dazu ein Hinweis zur von dir bei den 441 als defektiv angesprochenen Räumlichkeit.
Der Eindruck räumlicher Tiefe hat nur sekundär mit dem Mikrofontyp, primär aber mit dem gewandelten Signal zu tun, weil das menschliche Ohr seine 'Rauminfos' aus dem Anteil nichtkorrelierter Signale am Gesamtsignal ermittelt. Das lernen wir im Laufe der ersten Lebensmonate daran, dass 'tief'staffelnd klingende Räume dem Gesamtklang einen hohen Anteil an seitlichen (!!!) Reflektionen beimischen, deren vornehmstes Merkmal (für unser Ohr) nicht die Reflexion an den Seitenwänden, sondern die Nicht-Korrelation von links und rechts ist. Das Ohr akzeptiert es auch gerne, wenn dieses Signal von vorne kommt (zweikanalige Lautsprecher-Stereofonie), und 'detektiert': "Oh, großer Raum!", solange nur der Pegel nicht-korrelierter Signal hoch ist. Raum lässt sich also nicht durch einen Mikrofontyp (in Stereoanordnung), sondern nur durch eine bestimmte Technik, nämlich die nach dem A-B-Verfahren mit Laufzeiten darstellen. X/Y ist so per definitionem quasi "raumfrei". Nachdem X/Y mit Kugelmikrophonen nicht möglich ist, versteht es sich von selbst, dass eine Kugelmikrofon-Stereogruppe A-B sein und damit 'räumlich tief' wirken muss.

Wenn du also mit 441 'räumlich' sein willst, musst du sie lediglich in A-B-Technik verwenden, um dieses Ziel zu erreichen. Natürlich hat das weitere Folgen, denn der Tiefenfrequenzgang ist bei Druckgradienten- und vor allem Gradientenempfängern prinzipbedingt zweifelhaft, die Raummodenwandlung als Folge der Richtcharaktakeristik stark eingeschränkt, weshalb der Pegel dessen, was nicht 'von vorne' kommt, bei diesem Mikrofontyp deutlich reduziert ist. Kugeln tun da (auch aus weiteren Gründen) erheblich besser. Prinzipiell aber liegen die oben beschriebenen Verhältnisse vor.

Heikel ist jetzt die Anordnung des 'Orchesters auf der Seite. Das sollte man wenn irgendmögich so korrigieren, dass er Laden in die Mitte, symmetrisch um die Lautsprecherbasis orientiert rückt, weil du sonst ein kaum erträgliches, unsymmetrisch Klangbild erhältst, das dir durhc seine Rechtslastigkeit auch erhebliche Pegelprobleme bereiten wird. Wenn du diees Ensemble mit zwei Kugeln machst, hast du zwar etwas vom Publikum (und sicher auch unpassend, weil von links kommend) von der Bühne drin, wirst diese Teilsignale aber nur als störend empfinden können, weil sie dem im Theater Gehörten nicht entsprechen. Eigentlich braucht man für die "Beteiligung" der Zuhörer, die ja in deinem Falle auch Teil des dramaturgischen Konzeptes ist, noch wenigstens zwei weitere Mikrofone. Das Blockflötenensemble müsste dann wieder mit Nieren realisiert werden. Dabei wäre dann darauf zu achten, dass es nicht allzu heftig in die 'Raumgruppe' hineinwirkt, weil es von dieser im Mix Wieder 'nach rechts verschoben' würde.


Einige grundsätzliche Anmerkungen:
Durch den abhängig von der durch die Spieler realisierten Dynamiken (also den Unterschieden zwischen piano und forte) durchwegs sehr klirrfaktorarmen Klang der Blockflöte, ist diese im Ensemble mit klassisch analogem Equipment nicht ganz leicht aufzunehmen, weil die übertragungsapparatur und vor allem ein analoges Bandgerät dem im Original klirrfaktorarmen Sinusgemisch jede Menge von nichtlinearen Störungen beifügen, die zu denen des im gleichen Sinne wirkenden des Ohres hinzukommen. Man hört daher allzuleicht (namentlich wenn die Maschine nicht hundertprozentig und/oder günstig eingemessen ist) auch jede Menge von Summations- und Differenztönen, die es in natura nicht gibt. Nicht zuletzt deshalb (das Problem tritt auch bei Posaunen und Hörnern auf) begrüßte die Tonmeisterschaft ja auch die Digitaltechnik, die ihrerseits hier nur sehr wenig unerfreuliches anrührt. Durch sie wurde das Problem im Grunde auf die Mikrofone beschränkt, weil neuzeitliche MIkrofonverstärker mit ihren Nichtlinearitäten bereits um den Faktor 10 (oftmals mehr) unter denen von Mikrofonen (und Magnetofonen) lagen bzw. liegen.

Die Mikrofonverstärker der A77 sind nun vergleichsweise (und für ein Amateurgerät allemal) sehr hochwertig, aber nicht symmetrisch, was bei größeren Kabellängen recht leicht zu Störungen Anlass gibt. Auch wenn der A77-Eingang relativ empfindlich ist, so dürfte es bei dir (Verwendung von Cembalo, Klavier, vermutlich auch als Einzelinstrumente, 'solistisch' erklingenden Blockflöten) vergleichsweise schnell zu Pegel- und damit Geräuschspannungsabstandsproblemen kommen, weil dynamische Mikrofone mit Empfindlichkeiten von 0,2 mV/µbar bzw. 2 mV/Pa und darunter einer Nachverstärkung bedürfen, die bald an physikalische Grenzen stößt (thermisches Widerstandsrauschen). 'Professionelle Aufnahmen haben nicht deshalb einen professionellen Geräuschspannungsabstand, weil die Physik mit vorgeblichen super-duper, unmögliches realisierenden Mikrofonverstärkern ausgehebelt würde, sondern weil man weiß, warum es wo rauscht. Man benützt deshalb nämlich neben grundsätzlich selbstverständlich hochwertigen Verstärkern (nicht mehr, aber auch nicht weniger) Wandler (vulgo: MIkrofone) mit möglichst hoher Wandlerempfindlichkeit, also ausschließlich Kondensatormikrofone. Dadurch -und nur dadurch- bedrängen den Tonmeister niedrige zu wandelnde Schallpegel nicht so früh wie bei dynamischen Mikros, die zwischen sechs und 30 dB unempfindlicher als Kondensatormikrofone sind.

Deine 441 liefern etwa 0,18 mV/µbar (nahezu physikalische Grenze eines hochwertigen, dyn. 200-Ohm-Mikrofones), deine 211 0,16 mV/µbar, was nochmals ein dB weniger und schon sehr wenig ist.  Da wird es also mitunter rauschen und im Gefolge der potenziell nicht realisierten Symmetrie an Hf-Störungen kranken. Da müsstest du dir etwas überlegen, wenn du nicht ohnehin das oben schon einmal angesprochene Mischpult (mit symm. Eingängen) einsetzst. Am Rauschen indes geht nur dann ein Weg vorbei, wenn dir Kondensatormikrofone mit der für sie typischen Peripherie zur Verfügung stehen bzw. stünden.

Schließlich: Per 'Mastering' wirst du angesichts der Anforderungen des Projektes 'post festum' nicht viel herausholen können, was nicht schon in deinem Mix angelegt wäre, die Ansprüche an deine Arbeit sind zu hoch und durch die unabänderlichen, hochgradig individuellen Gegebenheiten zu speziell. Du solltest also versuchen, den Mix schon bei der Aufnahme so perfekt wie möglich hinzubiegen, wenn du sofort auf zwei Kanäle herunter willst. Dazu zwingen auch die Engpässe eines analogen Magnetofons, dessen unkodiertes Signal man bei klassischer Musik insbesondere nur dann recht begrenzt nachbearbeiten kann, wenn ansonsten günstige Verhältnisse herrschen. Damit aber kannst du nicht rechnen: Du bist bei dieser Darbietung geduldet, kannst aber keine Forderungen stellen, die durch die von dir verantwortete Technik gegeben sind.

Hans-Joachim

Jürgen Heiliger

Hallo Hans-Joachim,

ich wollte Dir etwas Ruhe nach der ganzen Aufregung (positiv, wie ich denke) familiärer Art, verschaffen, weswegen ich Dir erst heute Nachmittag diesen Link sandte....

Vielleicht hast Du es übersehen im ersten Beitrag .... weil ich ja auch die im Nachbarforum angefangene Diskusion nach hier holte....
Zitat von: fossil; http://www.revoxforum.de/forum/showpost.php?p=68845&postcount=1Moin allerseits!

Wie Einige ja mitbekommen haben, habe ich gerade meine A77 HS wieder erfolgreich zum Leben erweckt. Diese Maschine habe ich damals speziell für Live- Aufnahmen gekauft, deshalb auch die A77 und nicht die ca. 5kg schwerere B77. Diese gab es damals zwar schon, aber die A als HighSpeed konnte man noch bestellen (S/N meiner Maschine: G275037).

Damals war´s Garagenrock, ab und zu Oldtime- Jazz, Heute wird es Klassik sein. Mikros: Diverses Sennheiser- Zeugs (2 MD211 mit Jecklin- Scheibe, 2 MD 441 als Stütze, diverses zusätzliches Beyerdynamic- und Sennheiser- Material für verschiedene Raumsituationen). Mischer SONY MX-670.
Gruß
Jürgen

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fossil

#4
Hallo, Hans- Joachim,

zunächst- Deine Antwort hat meine Erwartungen an dieses Forum noch deutlich übertroffen, meine Hoffnung erfüllt. Deine Analyse sagt genau das aus, was ich befürchte, und untermauert meine Befürchtungen mit sehr hohem Fachwissen.

Jedoch.... gegeben sind die Technik sowie die Aufführungsbedingungen. Die ReVox ist optimal auf das verwendete Band eingemessen (originalverpacktes Maxell XL1). Das Rauschen muss ich einfach in Kauf nehmen.

Recht hast Du mit der Vermutung, die ganze Sache sei vorzugsweise für Doku- Zwecke gedacht. Und zwar ist die primäre Quelle das Blockflöten- Orchester. Ich werde in der Praxis die XY- Kombi näher an das Orchester heranrücken und sie vorzugsweise als Stütze einsetzen. Um den Platz für das Stativ musste ich schon kämpfen.

Das Publikum wird dergestalt integriert, dass die Kiddys auf die Bühne geholt werden (Schlange, Feuer, Wasser). In jedem Fall werde ich vor der Haupt- Aufnahme eine Probe und auch eine Vorführung mitschneiden (mit der Jecklin- Scheibe, evtl. auch nur mit einem Uher Report). Das Ergebnis kann ich mir dann in Ruher anhören und evtl. andere Schlüsse ziehen.

Schau´n mer mal.

Ach ja- Beispiel- Takes würde dann ich gerne mal einstellen. Wie geschieht das optimal im Forum?

Und noch ein "ach ja": Die B77 im Holzgehäuse wiegt um die 17 kg, die A77 (soeben mal gemessen) im Holzgehäuse wiegt 15,3 kg. Wie könnte es auch anders sein? Bei der B wurde das Alu- Fachwerk der A mit Aluminium ausgefüllt.
Gruß aus Lüneburg

Thorsten

Jürgen Heiliger

Hallo Thorsten,

bezügl. der Beispielaufnahmen, lass uns mal  ;0009, Rufnummer ist in Deiner PN (Privat-Nachricht).
Gruß
Jürgen

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fossil

Jürgen,

ich werde mich in Kürze bei Dir melden.

Soeben habe ich in unserem Stadttheater Proben und zwei Aufführungen mitgeschnitten- zur Probe erstmal nur mit der Jecklin- Scheibe frontal (3m hoch) vor dem Flötenorchester- ich wollte mal in Ruhe hören, was da eigentlich hereinkommt. Ich muss sagen- ich bin angenehm überrascht. Die Sennheiser MD211 haben bekanntlich eine leichte Bass- Absenkung, das kam mir sehr zupass. Die Raumakustik ist die einer mittelprächtig (= nicht so schlecht) gedämpften Turnhalle. Über meine Philips 22AH585 MFB- Aktivboxen klingt es annehmbar, durchhörbar, über meine (vom Pioneer SA8500 II angetriebenen) S1010 klingt´s gut. Die Sänger hört man freilich von der Seite- wie sollte es auch anders sein.

Ein technisches Problem, das ich noch lösen muss: die Dimmer im Raum strahlen in EIN Mikrokabel rein- da muss ich einfach mal schauen, wo der Unterschied zum anderen Kabel eigentlich liegt.

Zum Stützen der Sänger- ich überlege, ob ich nur ein Mikro dafür nehme. Und dann ist die Frage, ob ich ein 441 an das Stativ der Jecklin- Scheibe setze oder mittig vor die Bühne (hier evtl. Laufzeitprobleme, die ich meide wie der Teufel das Weihwasser- das höre ich nämlich sehr deutlich!). Hier ein zusätzliches Stereo- Signal einzumischen, scheint mir zunehmend eine schlechte Idee zu sein. Und dann könnte ich auch auf das 421 zurückgreifen (klingt m.E. ähnlicher dem 211). Ich hätte da noch 2 Beyer Soundstar X1HLM, welche ich liebe, aber das Mikro klingt für diesen Raum wohl zu weich. Das 441 hätte in jedem Fall den Vorteil einer wirklich ausgeprägten Richtwirkung.
Gruß aus Lüneburg

Thorsten

be.audiophil


fossil

Well, Rolf,

that´s extraordinarily nice.... besonders, wenn man schon im Titelbild eine Jecklin- Scheibe sieht (dieses hässliche, runde Ding auf dem Stativ in Bildmitte).

So, ich habe jetzt den zweiten Satz Aufnahmen gemacht- mit EINEM 441 als "Bühnen- Stütze". Was geklappt hat: Gute Darstellung des Gesangs, Flöten streuen un dieses Mikro fast nicht ein. Gut für die Dokumentation.

Was nicht geklappt hat: Die Sänger werden schlagartig leiser, wenn sie aus dem Bereich des 441 herauskommen. Die Balance der Sänger war schwierig (ich habe sie in die Mitte gesetzt per Pan Pot), da sie in die 211er hereinstrahlten (das war natürlich von vornherein klar- ich wollte für das Flötenorchester aber keine Richtmikros nehmen). Die Kabel aller Mikros waren Folgendermaßen aufgebaut: Hinleitung und Rückleitung der Kapseln mit eigenen Adern, Abschirmung an Rückleitung an der Klinke verbunden- gute Ergebnisse. Bis ich eine Klinkenverlängerung für das 441 verwendet habe (Rückleitung beidseitig mit Schirm verbunden)- das freute die Dimmer der Raumbeleuchtung aber.....

Und- entgegen der ersten Aufnahme fehlten 5 Flöten- leider 2 Bässe und 3 Soprane. Dadurch klang das Ganze weniger orgelartig, die Sänger dominierten hier klar. Sehr gut zu hören bei beiden Aufnahmen z.B der Ouvertüre.

Na ja, es geht.

Jürgen, zu welcher Tageszeit hast Du denn am meisten Telephonzeit übrig?
Gruß aus Lüneburg

Thorsten

Jürgen Heiliger

Hi Thorsten,

wann immer Du magst kannst Du anrufen.... Ausnahme 9:00-10:30 und 14:30-16:00Uhr da bin ich meist mit den Hunden unterwegs.....
Des Abends kannst Du immer anrufen, wenn ich Online bin..... Die Rufnummer ist die aus dem Büro, da stören wir keinen, egal wann's schellt. :grinser:
Gruß
Jürgen

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