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Ortofon MC30 Supreme - Test

Begonnen von Captn Difool, Mittwoch, 23.Februar.2011 | 13:30:02 Uhr

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Captn Difool

Ortofon MC30 Supreme




Vorgeschichte
Mir ist mein MC30 Super defekt gegangen, anscheinend gab es einen Bruch des Spulendrahtes in der Durchführung an der Aufhängung. So stellte sich die Frage nach einem angemessenen Ersatz. Zunächst probierte ich es mit einem MC30 Super MkII aus NOS-Bestand, allerdings mit unbefriedigenden Ergebnis. Dann wurde ich auf ein Angebot aus Australien aufmerksam. Speakerbits bot in der Bucht immer wieder verschiedene Ortofontonabnehmer an, darunter ein MC30 Super und auch ein MC30 Supreme. Das Supreme soll aus neuer Nachproduktion vom September 2009 stammen. Die vielen guten Bewertungen des Händlers ließen mich den Mut fassen, blind den Tonabnehmer vom anderen Ende der Welt zu ersteigern. Immerhin gab es bei diesem Exemplar weniger Gegenbieter, so daß ich mit umgerechnet 300 Euro zum Schuß kam. Zuzüglich Versand und Zoll waren es dann 400 Euro. Da kann ich mich nicht beklagen, kostet doch schon das  hierzulande exclusiv angebotene MC20 Supreme bereits über 600€, das vergleichbare MC Rondo Bronce schon über 800€.


Modellgeschichte
Das MC30 war einst das über das MC20 gestellte Topmodell der Ortofon MC-Systeme. Schon damals war seine Farbe mattgold mit schwarzen Typenemblem. Nachdem mit dem MC2000 eine Top-Serie darüber gestellt wurde, blieb das MC30 ein MC-System für hohe Ansprüche in der gehobenen Preisklasse. Ihm folgte das MC30 Super, welches ein Vollmetallgehäuse erhielt und wurde vom leicht verbesserten MC30 Super MkII ersetzt. Das MC30 Supreme war eigentlich das letzte dieser Reihe, welches zur Jahrtausendwende erschien und unterscheidet sich vom Aufbau ein wenig. Es wurde das WRD (Wide Range Dampingsystem) durch eine einfachere, konventionelle Dämpfung mit nur einer Gummischeibe ersetzt, das Vollmetallgehäuse etwas verändert und nach Silber hochglanz (MC30 Super) und Seidenmattschwarz (MC30 Super MkII) wieder ein Gehäuse in Mattgold mit schwarzen Typenemblem. Damit erscheint es recht edel. 2006 wurde das MC30 Supreme durch das MC30 Wood abgelöst, so heisst es noch heute auf dem Japanischen Markt, während es in Europa und USA als MC Rondo Bronce vertrieben wird. Technisch basiert das MC Rondo Bronce weitgehend auf dem MC30 Supreme und unterscheidet sich hauptsächlich nur durch das Resingehäuse und vergoldeten Kupferspulendraht.


Ortofonzitat
(Aus dem englischen frei Übersetzt)

MC Supreme Series

Allgemein
Mit hohen 500µV Ausgangsspannung passen alle Modelle der Supreme Serie an eine Vielzahl von Phonoeingangsstufen, MC-Übertragern und MC-Vorverstärkern und ermöglichen dadurch auch einen höheren Rauschabstand. Die Supreme Serie hat einen schwarz eloxierten Alukorpus mit M2,5-Gewinden für die Montageschrauben.

Alle Modelle haben einen nackten Diamanten auf Aluminiumnadelträger. Das Supreme Audiomerkmal ist kraftvoll, detailliert, dynamisch, mit einem soliden Baßfundament.

MC 30 Supreme
Das Spitzenmodell in dieser Serie hat eine FG80 Nadel für optimalen Kontakt an den Rillenflanken, selbst während der lautesten Passagen.

Das Hörerpanel chraktererisiert das Stereo Abbild als weit offen mit klaren Fokus auf das allgemeine musikalische Geschehen und einen beeindruckenden Sinn für Raum um die einzelnen Instrumente.

Empfohlener Abschluß 50-150 Ohm, niedriger nur, wenn die Anlage Tendenzen zum zu hell klingen hat.




Daten - Werksangaben Version "S"

TECHNICAL DATA    MC 30 SUPREME
Output voltage at 1000 Hz,       5cm/sec.    500 µV
Channel balance at 1 kHz    < 1 dB
Channel separation at 1 kHz    > 27 dB
Channel separation at 15 kHz    > 15 dB
Frequency range at - 3dB    20-40.000 Hz
Frequency response            20-20.00 Hz + 3 / - 1 dB
FIM distortion at recommended tracking force, DIN 45.542    < 1%
Tracking ability at 315Hz at recommended tracking force    > 80 µm
Compliance, dynamic, lateral    16 µm/mN
Stylus type                            Nude FG 80
Stylus tip radius                    r/R 5/80 µm
Equivalent stylus tip mass    0,35 mg
Tracking force range            1,8-2,2 g (18-22 mN)
Tracking force, recommended    2,0 g (20 mN)
Tracking angle    20°
Internal impedance, DC resistance    5 Ohm
Recommended load impedance    > 20 Ohm
Cartridge body material    Aluminium
Cartridge colour                   Gold/Black
Cartridge weight                   10,7 g

Es gab anscheinend zwei Ausführungen der Supreme-Reihe, welche auch ein unterschiedliches Typenschild hatten. Einmal ein stilisiertes "S", andernmal ein Sans-Serif-Schriftzug mit "Supreme" ausgeschrieben. In früheren Beschreibungen ist von einer Nadel nach Fritz Gyger (5x80µ) die Rede, in späteren soll es eine "Super Fine Line" Nadel mit 6x80µ sein. Mutmaßlich könnte das mit dem geänderten Typenschild zusammenhängen, weitere Hinweise liegen mir leider nicht vor.




Aufbau
Die Supreme-Reihe unterscheidet sich ein wenig von ihren Vorgängern. Das Gehäusedesign wurde abgeändert. Aus Alu-Strangprofilen, welche per CNC-Fräsung in ihre endgültige Form gebracht, wurden die Gehäuseteile hergestellt. Der Korpus ist seidenglanz schwarz und das Gehäuse mattgold eloxiert. Die Anschlußplatte ist eingeklebt, die Spulendrähte sind per Quetschung lötfrei gebondet. Der Spulendraht ist auf der Wicklung als Reinkupferausführung zweilagig ausgeführt.

Ein sehr starker Neodym-Magnet kam hier zur Verwendung, der auch ein sehr starkes Magnetfeld streut. Schon bei der Montage mit einem Stahlschraubendreher muß man recht konzentriert arbeiten, damit die Klinge nicht angezogen wird und das Gehäuse zerkratzt. Es wurde der konische Alunadelträger beibehalten, welcher noch mit Glasfaser verstärkt wurde. Diese Ausführung hat den Vorteil erhöhter Steifigkeit und zugleich verringerter dynamischer Masse an der Spitze. Bei Lyra wird so getan, als hätte man als erster Hersteller den Nadelträger in seiner Stellung auf seine Position bei Auflagedruck hin optimiert wird. Ich will die Lyraprodukte damit nicht schlecht reden, nur sieht man hier, das dieses bei Ortofon-MCs schon lange üblich war, auch hier steht der Nadelträger und damit auch das Spulenkreuz bei korrekten Auflagedruck optimal ausgerichet.







Auf den konischen Nadelträger wurde eine Nadel aus nacktem, orientierten Naturdiamanten gesetzt, welche einen Schliff nach Fritz-Gyger80 erhielt, das bedeutet, Seitenverrundung 5µm und eine vertikale Verrundung von 80µm. Für eine anscheinend spätere Ausführung hat Ortofon auch einen Super Fineline Schliff mit 6x80µm angegeben. Fotos diesen Exemplares zeigen aber eine FG-Nadel.




Die Nadel ist zwar etwas seitlich in den Träger eingestochen, aber Nadelträger wie Nadel sind bei diesem Exemplar sehr gut ausgerichtet. Der Nadeldiamant ist ein wenig asymmetrisch, außermittig geschliffen, aber dennoch geometrisch korrekt. Nur eine Flanke (rechts) geht weiter heraus.





Messtechnik
Da mir leider nur Testplatten mit Frequenzgängen bis 20kHz zur Verfügung stehen, kann ich auch nur diese messen. Die Platte von Cartridge Man zeigt dann auch einen sehr glatten Frequenzgang mit Kanalabweichungen von maximal 0,3dB. Auch das Übersprechen kann sich hören lassen (gemessen mit Adjust+), mit 36dB bei 1kHz und immer noch gut 22dB bei 15kHz kann man hier von einem guten Exemplar reden. Die damaligen SOAs der Reihen MC20/MC30 Super (State Of the Art) waren auch nicht besser. Allerdings ist dieses Exmplar kein Abtastwunder, konnte das MC30 Super die RCA-Testplatte komplett fehlerfrei abtasten, bekommt dieses MC30 Supreme bei den extremen Schnellen mit 14cm/s bei 10kHz doch etwas Probleme, auch bei starker Modulation zerrt es etwas links. Bei 79µm auf der DHFI2 (70µ) tastet es bei 300Hz noch sauber ab, bei 86µm (80µ) kommt ein leichter Zerr. Das sind aber alles Extremsignale, wie sie auf normalen Schallplatten nie vorkommen, so daß auch schwierige Signale dort völlig fehlerfrei abgetastet werden. Mit der doppellagigen Spule und dem sehr starken Magneten hat man eine hohe Ausgangsspannung von 0,5mV erreicht, damit kann man das MC30 Supreme auch an etwas weniger rauscharmen MC-Eingängen betreiben. Wie bei Ortofon üblich, sind die Ansprüche an optimalen Abschluß recht tolerant, empfohlen werden 100 Ohm.
Montiert an einer knapp 10g schweren Headshell MS-9 von Audio Technika ergibt das eine Tiefenresonanz am Koshin GST-801 mit knapp 8Hz. Plattenwellen werden recht gut abgedämpft, der Überschwinger beträgt knapp 4dB. Damit ist ein Betrieb an diesem Arm problemlos.





(FG-Messungen ab 100Hz)

Messdaten:
Übersprechdämpfung 1kHz:       36db bei 0,3dB Unterschied
Übersprechdämpfung 15kHz:       22dB
Tiefenabtastfähigkeit bei 300Hz:    80µm
Kanalabweichung 20-20kHz       <0,5dB


Signalwiedergabe
Ja wie klingt es denn?

In einem anderen Forum wurde mal erwähnt, das MC Supreme würde "druckvoller" als die vorigen Generationen klingen. Das mag am Baßbereich liegen, der hier sehr farbkräftig erscheint, ohne aber das Geschehen zu dominieren. Hinzu kommt der höhere Wiedergabepegel, das MC30 Supreme ist z.B. deutlich lauter als das MC 30 Super oder MC10 Super MkII. Auch im oben erwähnten Zitat bestätigt Ortofon einen deutlicheren Baß, gab es doch zuweilen Kritik, die Ortofon-MCs klängen zu "korrekt" und zu dünn im Baß. Dieser Kritik wollte man wohl mit der Supreme-Reihe begegnen, in ähnlicher Intention wurden ja auch die Akzentmodelle entwickelt.

Das MC30 Supreme hatte ich anfänglich erst ein wenig skeptisch betrachtet, ob es die Detailfreude des MC30 Super überhaupt erreichen kann, doch welch Erleichterung, es klingt für meine Erfahrung sogar noch lebendiger. Anfänglich klang es schon recht ausgeglichen mit druckvollen Bass. Die Höhenwiedergabe war sehr dezent. Mit zunehmender Einspielzeit wurden die Höhen aber selbstbewuster und zeichneten immer deutlicher auch feine Details heraus. Das MC30 Supreme klingt sehr ausgewogen, aber nicht langweilig korrekt. Kann ein Tonabnehmer emotional klingen? Natürlich nicht, aber es fällt angenehm auf, das menschliche Gesangsstimmen trocken und frappierend realistisch wie natürlich wiedergegeben werden. Gerade hier ist unser Gehör sehr sensibel. Auch komplexe S-Laute gibt das MC30 Supreme gelassen und fein wieder als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.  Komplexe Signale, Saitenanrisse, Beckenanschläge werden sehr dynamisch differenziert, ohne jegliche Schärfe oder Kälte. Triangeln bekommen hier das feine, metallische Flirren. Trompeten können richtig trocken schmettern.

Bassgitarren und Fußpauken haben ihren Punch. Der Baß bildet ein gewichtiges Fundament und gibt die notwendige Fülle. Jedoch frei von jeglichen Wummern, nur das was auch in der Rille ist. Wer sich ein MC-System mit ordentlichen Baß wünscht, wird vom MC30 Supreme sicher nicht enttäuscht werden. Aber es bleibt zu beachten, das das Klangspektrum ausgeglichen bleibt, also kein System speziell für Hardrock oder Diskothekenmusik.

Von seinen spektralen Eigenschaften, die sich immer noch an der Neutralität orientieren bleibt das MC30 Supreme daher für alle Musikrichtungen offen, mir fiel trotz verschiedenster Beispiele keine Musik auf, welche für das Supreme weniger geeignet wäre. Selbst Hörspiele würden zu einem Erlebnis. Die Wiedergabefähigkeit bei komplexen Details kommt aber erst bei akustischen Aufnahmen (Gesang, akustische Instrumente, Geräusche) voll zum Tragen. Eine der Domänen, wo sich das MC30 Supreme von manch anderen Systemen deutlich absetzen kann, ist z.B. akustischer Jazz, hochwertig aufgenommen.

Die hohe Übersprechdämpfung macht eine breite Bühne, ohne aber die Tiefe zu vernachlässigen.
Auch kleine, eher unauffällige Untermalungen im Hintergrund vergißt das Supreme nicht und gibt diesen den nötigen Raum. Orchester werden großräumig präsentiert und man behält dennoch den Überblick.

Das Musikhören macht damit wirklich Spaß, das MC30 Supreme leistet sich keine Fehler. Gleich welche Musikrichtung, beim MC30 Supreme hat man immer den Eindruck, alles wird richtig wiedergegeben.

Testequipment:
Plattenspieler: Thorens TD126MkIII mit Modifikationen
Tonarm: Koshin GST-801 mod.
Headshell: Audio Technica MS-9
Verstärker Yamaha CX70 mod., abgeschlossen mit 100Ohm
Testplatten: DHFI Nr.2, RCA-Ullstein, Dr. Feickert Analouge Adjust+, Cartridge Man.




Jürgen Heiliger

Hallo André,

zuerst mal Danke für diesen gut nachvollziehbaren Erfahrungsbericht.
Ich hätte aber noch zwei Bitten, in der Zukunft den Frequenzbereich nicht linear darstellen sondern Logarithmus gerecht. Und dann erst ab 10Hz anfangen..... drunter wird sowieso nur wirres Zeug gemessen.
Kannst Du die Messungen mit Adjust+ auch als Screenshot darstellen? Würde mich einmal interessieren.
Gruß
Jürgen

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Captn Difool

Hallo Jürgen,

die Darstellung der Frequenzen auf der X-Achse sind bereits logharitmisch. Die FG-Messungen begannen erst ab 100Hz, darunter ist nur eine von der Software linearisierte Darstellung.

Das zweite Diagramm mit den Übersprechwerten wurde mit Adjust+ gemacht, ebenso die Messungen zur Überprechdämpfung. Ist aber mit etwas Vorsicht zu genießen, weil der TA dazu etwas schief stand, denn die Platte ist schüsselförmig verzogen. Andere Exemplare mangels guter Pressung derzeit nicht verfügbar. Deshalb kann ich auch keinen Absolutwert zum exemplarischen Azimut angeben.