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Boothroyd Stuart, Meridian 101 / 103

Begonnen von m_ETUS_alem, Samstag, 03.März.2012 | 23:43:17 Uhr

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m_ETUS_alem

Boothroyd Stuart Meridian 101 /103
Vorverstärker - Netzteil - Endverstärkereinheiten


oder HandMade-HiFi von der Insel.


Wie alles begann:
Vor geraumer Zeit habe ich zur Inspektion diesen kleinen Engländer inkl. einem Tütchen mit ausgebauten Bauteilen, reingekommen.
Die Vorstufe selbst hatte Kanalaussetzer und altersbedingte Verzerrungen im HT-Bereich und kratzen des Volume/Balancereglers.
Also nichts was man nicht gut richten konnte.

Bei der Endstufe selbst sah es schon ganz anders aus, wusste auch nach dem ausschälen der Endstufenplatine aus Ihrem dunkel-
braunen Kleid sofort wo die Bauteile aus dem Tütchen herkamen.....auch wo Bauteile waren, die dort nichts zu suchen hatten.
Das Teil war total tot.

Nach eine Bestandsaufnahme der benötigten Bauelemente und der Zeit war schnell klar, daß es absolut sinnfrei ist, diese Kombi
wieder aufzurichten. Auch da einiges an "Kampfspuren" an der Außenhülle sichtbar war.......echt schade..ist aber so.

Der "Kunde" (zwinker  :flööt: ) ließ das Gerät da ( "Evtl kannst was daraus brauchen" ).....
Die geheimen Worte, die meinen Ergeiz in Flammen versetzte.... ;0006

Warum schreibe ich das hier wohl......

Nachdem einige Zeit.....naja viel Zeit vergangen ist und der Karton mit den Meridianteilen hinter mir im Regal mich monatlich zum
reinschauen riefen, war es nun soweit.... "Heute mach ich was für mich" und nachdem die neue VAC-Platte für die
CNC-Fräse immernoch nicht da war schnappte ich mir den Karton und verteilte die grupften Teile gleichmäßig über den Tisch
...wo anfangen?

Von "Vorne" wäre eine gute Idee...also, alle entkleidet und Gehäuseteile und Knöpfe in eine warmen Seifenlauge eingeweicht.

Der VV als erstes:
Alle Schalter ausgebaut, zerlegt und überholt....das gleiche mit dem 4er-Poti Das kleine Netzteil überholt, die abgerissene
7-Pol-Din Buchse eingelötet und Leiterbahnen nachgezogen...dann Probelauf und...

Geht....




Ein sehr interresantes Design, die Eingangsbuchsen sind hinten mit PHONO RADIO und TAPE beschriftet, aber intern über
PHONO EQ und OUTPUT als Steckmodule ausgeführt. Dh. es gab von B+S auch statt des MC Phono-Entzerrers auch ein
MM - Modul. Für die EQ und Outputmodule waren bestimmt auch andere Module geplant. (Ich habe bei meinen Recherchen nicht
finden können) Aber so gesehen das ideale Testobjekt für eigene Kreationen, sofern man(n) das möchte.

Nun aber zum Knaller, der gerupften Endstufe
Auch eine handgeknüpfelte Platine



Das alleine ist nicht das besondere sondern die Schaltung an sich:

Eine Quasi-komplementäre Endstufe mit symetrischer Versorgung und damit der Wegfall des Ausgangs-C´s und
dessen frequenzveränderten Eigenschaften. Ich weis schon was mich akustisch erwartet und freute mich schon
darauf aber....
es kam noch besser...

Zuerst einmal die defekten und fehlenden Bauteile ersetzen, darauf achten, daß die Endtransen aus einer Charge
sind und vom Faktor nicht zu weit voneinander entfernt sind.
(Im Gegensatz zu dem im Netz verbreiteten Aussagen, auch hier schon gelesen...hmmm sollte man tunlichst bei den
Endtransistoren auf gleichen hFE achten, sonst hat man schicke thermische "Monopole" und natürlich heftige
ungewollte Verzerrungen (Naja...die will man im allgemeinen eh nicht)

Probleme waren die vorab schon eingebastelten Bauteile, die auf den ersten Blick nicht auffällig aber nach einer
Prüfung mit dem Schaltbild als falsch oder falschrum eingebaut waren... Also ALLE Teile Prüfen, die nicht fehlten.

Ich habe mir angewöhnt, bei einem Endstufentransistorschaden (Kurzschluß) auch wenn diese sich messtechnisch
als OK erwiesen, die Treiber mit zu tauschen. Auch wenn diese während des messens und in der Anfangsphase
ok scheinen, habe ich früher oft erlebt, daß wenn es dann heiß herging die Teile Verstorben sind und natürlich die
Endtransen wieder mitnahmen...... denke immer daran, Halbleiter sind gesellig und bleiben lebendig oder Tod in der Herde.

OK, nun noch die Platine geflickt..
(Durch die entfernerund prüferei hat sich das ganze zeitlich zum Gau entwickelt ...egal...einmal angefangen...)

Nun noch alles zum Abgleich zusammenstecken:



...und mit 90VAC anfahren....

Wie zu erwarten war, ist der Ruhestrom im kalten Zustand sehr hoch um dann sich nach ca. 20-30 Minuten
einzupendeln.....das heißt, am Anfang kann der Ruhestrom schon 40mA betragen, das ist nicht kritisch.

Nach dem einmessen ein wenig "Signal" drauf und einen Tag laufen lassen, dabei alle Werte und Kurven
prüfen...ist ja schließlich ein alter Lord mit Kampferfahrung.....grins.
Am 3. Tag ohne Probleme dann die 45W aus dem Bord gezerrt....wunderbar.

Wie ein Autoradio (früher) ist der Lautstärkeregler gleichzeitig der AN-AUS-Schalter.
Und ausser einem Balanceregler gibt es keine weiteren Regler zur Klangregelung, Loudness etc.
Das ist auch nicht nötig, denn das EQ und Output - Modul des 101er ist optimal auf diese Endstufe
konzipiert. (Verwirrt hat´s mich schon, da ich doch so gerne an Knöpfchen drehe )


Klang: weiche, unaufdringlicher, nichts scharf oder kantig.....fast ( nur fast) Röhre.... Macht richtig Spass

Trotz des, naja eigenwilligen Designs der Geräte, liebe ich den Klang.
...aber WAF: 0 Punkte, egal wie mann es aufstellt:






Normal schreibe ich ja aus Zeitgründen wenig Berichte aber der Engländer begeisterte mich einfach
hoffe ihr hattet beim Lesen so viel Spass wie ich mit dem hören mit diesem Gerät  :_hi_hi_:


Gewerblich

kuni

Schöner Bericht Dominik, vor allem bei Dir ja nicht alle Tage zu finden  :grinser:, aber das zeigt schon, daß Du das Ding irgendwie magst  :flööt:.
Das ganze englische Hifi hatte ja immer irgendwie ein "anderes" Design. Ob man's mag oder nicht, liegt wie immer im Auge des Betrachters.
Ich finde die Kombi eigentlich schick im schlichten Sinne, vor allem als Türmchen. Was mich stören würde ist halt das komische braun. Da konnte ich nie was mit Anfangen,weswegen ich auch immer um Technics und die braunen Duale eine Bogen gemacht habe.

Das Layout der Endstufenplatine erinnert mich stark an meine ersten Layouts vor 20 Jahren.
Damals hatte ich auf kupferkaschierte Platinen mit nicht löslicher Tusche von Hand gezeichnet und das dann ins Ätzbad gegeben.
Die hatten dann eine ähnlich "geschwungene" Leiterbahnführung  :grinser:.
Nach dem Ätzen wurde dann die Tusche mit Aceton abgewischt, die Teile verlötet und dabei dann die Bahnen verzinnt, damit sie nicht gammeln.
Die so hergestellten Platinen waren zwar nicht schön, aber die so gebauten Geräte leben noch heute. Das Nachverzinnen gibt dem ganzen eine mords Stabilität.

Könnten die Meridian Platinen ähnlich entstanden sein ?

Ne Frage:

Zitat von: m_ETUS_alem am Samstag, 03.März.2012 | 23:43:17 Uhr
Das alleine ist nicht das besondere sondern die Schaltung an sich:

Eine Quasi-komplementäre Endstufe mit symetrischer Versorgung und damit der Wegfall des Ausgangs-C´s und
dessen frequenzveränderten Eigenschaften.

Ist das so ungewöhnlich, quasi-komplementäre Endstufe mit symetrischer Versorgung ?
Gruß, Kuni
..............................
http://kuni.bplaced.net/
..............................

Compu-Doc

#2
Klasse post/thread; da schwingt die Begeisterung im Takt der Endstufe mit!  :drinks:

So ein hässliches Entlein liegt hier bei mir im Gartenhaus, aber breiter als Deine Endstufe.

Ein Flohmarktbeifang; eigenlich eine Draufgabe. :smile

Wenn sich selbige finde, gibtzz Bilder. :foto01
ZitatDie hatten dann eine ähnlich "geschwungene" Leiterbahnführung
......in Kombination mit Likör immer äußerst inspirativ und hochgradig künstlerisch!  prost02........ :grinser:
En la mesa y en el juego, la educación se ve luego.

m_ETUS_alem

Zitat von: kuni am Sonntag, 04.März.2012 | 12:31:29 Uhr
...aber das zeigt schon, daß Du das Ding irgendwie magst  :flööt:.
Ja zuerst war meine Meinung etwas gespalten
Gut: da ich weis wie diese Endstufen laufen..
Ungut: englisches Hifi in braun...naja 2 x NoGo...dachte ich .,a015

Zitat
Das Layout der Endstufenplatine erinnert mich stark an meine ersten Layouts vor 20 Jahren.
Damals hatte ich auf kupferkaschierte Platinen mit nicht löslicher Tusche von Hand gezeichnet und das dann ins Ätzbad gegeben.
Lol...wie sich so vieles gleicht...meine Experimentierplatinen zu meinem selbstgebauten FORMANT-Synthi sahen auch so aus. Leben nicht mehr, hatte die BC146 und 741er für spätere Projekte gebraucht  :flööt:
War so Mitte ende 70er....das Eisen-3-Chlorid fraß durchgehend meine Klamotten....

Zitat
Könnten die Meridian Platinen ähnlich entstanden sein ?
Japp, auf alle Fälle....


Zitat
Ne Frage:
Ist das so ungewöhnlich, quasi-komplementäre Endstufe mit symetrischer Versorgung ?
Die symetrische Versorgung machts !
Während viele Hersteller noch mit unsymetrischer Versorgung und wilden Frequenzkompensationen arbeiteten um den C akustisch los zu werden bewiesen die Engländer wirklich Ahnung. D.h. auch für die damalige Zeit ungewöhnlich.
Bei einem Rotel hier hatte ich das schon mal gesehen...an andere kann ich mich nicht erinnern  ;0003

Zitat
So ein hässliches Entlein liegt hier bei mir im Gartenhaus, aber breiter als Deine Endstufe.
Was für ein Entlein ist das denn?
Warum muß es im Gartenhaus wohnen....auch der 0-Tolleranz-WAF ?
Mach mal Bilder  :-handshake:


Gewerblich

Roscrat

Hi Methusalem,

tolles Projekt, ich beneide Dich darum, was Du aus Schrott alles machen kannst.

Klanglich sicherlich eine ganz feine Sache, aber optisch eben Teepack. Da hilft nur, Augen zu und den Klang geniessen.

Hatte auch schon so englische hässliche Entlein. Ouad ging ja noch, aber mein Arcam damals hat ausgesehen wie ein billiges Transitorradio aus Taiwan. Hat aber viele der "Blender" aus Japan im Klang geschlagen.

Die Meridian Kombi von Dir mit Vinyl sich ein Traum  :__y_e_s:

m_ETUS_alem

Wenn meine Frau wüsste wieviel ich an Bauteile in das Teil versenkt habe, hätte das
Teil auf alle Fälle den Einzug ins Wohnzimmer entgültig verwirkt Aber der Sound entschädigt
jedes aussehen....da würde sogar "naggisch" gehen.

Es ist wirklich manchmal furchtbar, wenn man sein Hobby als Beruf hat....Man will alles Mögliche
zuhause haben  :wallbash

Bisher war er an einem AKAI-Tape (eh klar bei mir :) ) und an verschiedenen CD-Playern und bei allen ist er klarer, differnzierter als meine
Werkstattreceiver von Braun, SONY und äh...sag_ich_nicht   ;0001

Am Dreher wird es bestimmt der Wahn  :_yahoo_:


Gewerblich

Roscrat

ZitatEs ist wirklich manchmal furchtbar, wenn man sein Hobby als Beruf hat....Man will alles Mögliche
zuhause haben

Ich glaube das die Vorteile Deiner Situation trotzdem überwiegen. Hobby als Beruf ist schon mal der ganz große Bringer. :__y_e_s:

In meiner Situation bremst schon alleine der Etat meine Sammelwut, mal ganz abgesehen von meiner Frau. Da muss dann eben auch mal was verkauft werden, wenn man sich etwas leisten will und leisten will ich mir noch einiges.  .,35