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Gut gemixt: Ein BASF 8120

Begonnen von Matthias M, Dienstag, 11.März.2008 | 14:18:55 Uhr

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Matthias M

Moin, moin,

in einem anderen Forum wurde schon einmal prophylaktisch losgerätselt.
http://www.dual-board.de/thread.php?threadid=12065
Damit es auch ein Ergebnis gibt, möchte ich Euch hiermit auffordern, Euch jetzt hier an die Beantwortung der Frage zu machen:

Wer ist das?



Er ist ein Plattenspieler, er gibt vor aus Ludwigshafen zu stammen und heißt BASF 8120.
Auch wenn BASF Anfang der Achtziger Jahre eine eigene HiFi-Entwicklungsabteilung unterhielt, mag ich nicht glauben, daß die Werker in Baden zwischen Bottichen mit Anilin und Soda auch Plattenspieler zusammengerührt haben.

Ein Forenmitglied hat erfahren, BASF habe in den Siebziger Jahren fertige Frontplatten aus Deutschland mit der Aufforderung nach Japan geschickt: ,,Baut mir mal einen Receiver dahinter" Zu den Toplader-Kassettengeräten behaupten Sekundärquellen (HiFi-Stereophonie), der Hersteller sei Aiwa gewesen.
Und dieser Plattenspieler? Auf den ersten Blick scheint da etwas zusammen gemixt: Ein bisserl Elac, ein bisschen PE, hier etwas Dual, dort etwas Philips, eine Priese Thorens... Aber von wem?

Der 8120 ist ein Schwingchassis-Riementriebler. Doch anstatt den Riemen neben seiner Funktion der Kraftübertragung, wie bei Thorens, auch zur Entkoppelung von Antrieb und Plattenteller zu benutzen, scheinen bei BASF Plattenteller-Lager, Motor und Tonarm auf eine Kunststoffplatte geschraubt, die über vier Federelemente lediglich von der Standfläche, also Trittschall-entkoppelt, ist.



Der Riemen wird über einen Pulley geführt, der die beiden Umdrehungsgeschwindigkeiten des Plattentellers durch seine unterschiedlichen Durchmesser bildet; eine mechanische Gabel führt den Riemen je nach Stellung des Wahlschalters über die dickere oder dünnere Stelle des Zapfens.
Der Plattenteller weist – ganz wie bei Elac – einen Lochkranz auf, der von unten beleuchtet für die Drehzahlkontrolle zuständig ist. Allerdings ist der Plattenteller deutlich leichter und dünner gefertigt, als die mir bekannten Elac-Varianten vom 870, 900 und 910.



Der Tonarm ist europäisch gerade. Die kardanische Lagerung erinnert an Dual.



Die Einstellung der Auflagekraft erfolgt über ein verschiebbares Gewicht am Tonarmrohr zwischen Lager und Headshell; ganz wie bei einem Philips GP 212/312.



Die Headshell erinnert wiederum ein wenig an Thorens. Auch hier ist das 1/2"-System auf einem Blech befestigt, das in diesem Falle mit einer Schraube in der Headshell fixiert wird.



Antiskating wird, wie bei manchem PE, über einen etwas Flachbahnregler eingestellt. Die Drehzahl-Feinregulierung über zwei Flügel-Hebel an der Basis des Wahlknopfes für die Umdrehungsgeschwindigkeit. Der Halbautomat will manuell in Betrieb gesetzt werden – der Schalter dafür wird vom Tonarm betätigt – und fährt bei Bedarf automatisch in Ruheposition zurück. Ein gedämpfter Tonarmlift ist vorhanden.
Die Haubenmechanik erinnert wieder ein wenig an Elac – auch hier öffnet die Haube ohne nach hinten auszulegen – ist aber, wie alles am BASF, einfacher verarbeitet.

Der 8120 findet sich in den BASF-Programmen von 1976, 77 und 1978 in Handbuch VDRG 1977, sowie z.B. im HiFi-Jahrbuch Nr.8 (c1976) mit folgenden Angaben:
Ein halbautomatischer Stereo-Plattenspieler nach DIN-HiFi-Norm
Viskositätsgedämpfter Tonarmlift
Kardanische Lagerung des Alu-Tonarms
Antiskatingregler
Drehzahlfeinregulierung
Beleuchteter Stroboskopring.
Für konstanten Gleichlauf sorgt die Schwungmasse des Plattentellers und der exakt ausgewuchtete und federnd gelagerte 16polige Synchronmotor.
Die Kraftübertragung erfolgt über quadratisch geschliffenen Antriebsriemen.
Das Chassis ist Spezialgedämpft in der Konsole aufgehängt; diese Konstruktion garantiert eine sehr hohe Dämpfung von Tritt- und Körperschall.
Federnd aufgehängtes Tonarmgewicht zur Resonanzdämpfung
Automatische Abschaltung, Abheben und Zurückgehen des Tonarms in Ruhestellung oder schaltbar auf Manualbetrieb
BASF 8120 ist ausgestattet mit einer rauchfarbenen Kunststoffhaube, die in jedem beliebigen Öffnungswinkel zwischen 20° und 90° arretiert.
Drehzahl 33 und 45 upm, getrennte Feinregulierung +/- 2%
Gleichlaufschwankungen <= 0,1% nach DIN 45507
Rumpel-Geräuschspannungsabstand >= 60 dB nach DIN 45539
Rumpel-Fremdspannungsabstand >= 42 dB nach DIN 45539
Stahl-Plattenteller: Durchmesser / Gewicht: 305mm / 1,8 kg
Auflagedruck 0,5-4p
Tonkopfwinkel 23° 30'
tangentialer Spurfehlwinkel max. 0,15° / cm
Tonarmlänge 227mm, justierbarer Überhang
Skating-Kompensation 0-4p bei konischer, 0-1,5p bei elliptischer Nadel
Tonabnehmer Shure M91 ED, Frequenzumfang 20-20.000 Hz, Übersprechungsdämpfung norm. 25 dB bei 1kHz, empf. Auflagekraft 0,75-1,5p, elliptischer Diamant
Maße: 470 x 145 x 365 mm, Chassis: 418 x 12 x 332 mm
Gewicht ca. 8,5 kg
ungefährer Ladenpreis: DM 470 – 500,--

,,Dualfred" aus dem Dual-Forum hält den 8120 für ,,definitiv aus deutschen Landen". Ob verbaute Teile darauf hinweisen, hat er im o.g. Thread noch nicht verraten.

Vielleicht könnt Ihr ja etwas zu meiner Erhellung beitragen?

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

Jürgen Heiliger

Hallo Matthias,

der sieht mir aus, als wenn die BASF-Leute in mehreren Ersatzteillagern sich bedient hätten.....
Thorens, Dual und PE um nur einige zu nennen.......

Zunächste einmal diese Art der Aufhängung nennt man Schwingchassis, vom Subchassis redet man nur wenn Antrieb und Telle entkoppelt sind.

Der Subteller und die Umlegegabel waren vom gleichen Hersteller, der für Thorens bei den  TD-160 Mk II zugeliefert hat, dem Aussehen nach. Die Kardanische Aufhängung war nicht nur bei Dual zu finden, auch bei den ersten Lustré Armen.... und die gab's meines Wissens vor der Einführung bei den Duals. Lutré = Koshin Lustré = Koshin, nur mal als Anmerkung.

Die Art der Haubenbefestigung könnte bei den TD-110/115 abgesehen sein, wenn man bei diesen die Abdeckung entfernt.
Geschwindigkeits- und Funktionsumschalter, bei den Thorens war in der TD 11x Serie nur eine silberne Abdeckung noch drauf.
Gruß
Jürgen

>.... liebt den guten Ton und die Musik ....<
>.... die HiFi-Classiker und die Information ....<
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Skype: juergen_heiliger

Armin777

Hallo Matthias,

also ich kann mir nicht helfen - der Plattenspieler sieht an einigen Stellen doch sehr stark nach LENCO aus! Das Headshell und der Subteller - beides habe ich schon bei den Modellen L-65 bzw. L-85 gesehen - zumindest sehr ähnlich.

:drinks:

Compu-Doc

Zitat von: andisharp am Dienstag, 11.März.2008 | 15:03:48 Uhr
BASF aus Leverkusen? Wenn das die Ludwigshafener hören.  :smile

.....und wennschon Tabula rasa, es heisst: Badische Anilin und Soda Fabrik, nicht:"{...}Bottichen mit Adenin und Soda auch Plattenspieler zusammengerührt haben.  :_hi_hi_: da hat sich wohl einer in der Doppel-Helix verheddert.  :grinser:
En la mesa y en el juego, la educación se ve luego.

Matthias M

Zitat von: Compu-Doc am Dienstag, 11.März.2008 | 16:07:59 Uhr
.....und wennschon Tabula rasa, es heisst: Badische Anilin und Soda Fabrik, nicht:"{...}Bottichen mit Adenin und Soda auch Plattenspieler zusammengerührt haben.... da hat sich wohl einer in der Doppel-Helix verheddert.

Moin, moin,

ich bin sicher, in Leverkusen haben die auch ein Werk und Adenin mixen die auch irgendwo rein :) Wie auch immer: Jenseits der Weser ist für einen Fischkopp sowieso Weisswurst-Gebiet...  .,35

Zitat von: Armin777
...der Plattenspieler sieht an einigen Stellen doch sehr stark nach LENCO aus!...

Ein Lenco also? Wer hat's erfunden...?
Wie ich feststelle, bist Du mit Deiner Meinung nicht völlig allein. Wobei ich mich frage, ob die bei Lenco Mitte der Siebziger Meister der Kunststoff-Verarbeitung waren. Hat vielleicht auch hier BASF Chassis-Teile von überarbeiteten Verwaltungsangestellten zusammen-laminieren lassen und die Werkbank runter zu Lenco geschoben?: "Macht mal was damit"

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

Udo

In Leverkusen sitzt Bayer, kein BASF weit und breit. Sie hatten mal eine Farbentochter in Köln.

Armin777

Hallo Matthias,

also, nach meiner Einschätzung halte ich diesen BASF für einen modifizierten LENCO L-90.

:drinks:

Jürgen Heiliger

Hi Jungs, die restlichen Beiträge um die Firmenzugehörigkeit der Agfa befinden sich nun hier
http://hifi-classic.de/forum/index.php?topic=2065.0
Gruß
Jürgen

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Malle

Ist zweifelfrei aus dem Hause Lenco ! Habbich in Berlin schon live gesehen. Antrieb und Innenteller ähnlich Pro-Ject.

BASF = Ludwigshafen !

Ist das M91ED zu haben ?  ;0001

Bye,
Malle

Matthias M

Zitat von: Malle am Mittwoch, 12.März.2008 | 23:19:33 Uhr
Ist zweifelfrei aus dem Hause Lenco ! Habbich in Berlin schon live gesehen. Antrieb und Innenteller ähnlich Pro-Ject.

Ist das M91ED zu haben ?  ;0001

Bye,
Malle

Hallo Malle,

Pro-Ject!? Das wäre aber eine wilde Vermutung. Gab's die da schon?

Mit dem M91ED muß ich Dich enttäuschen: Den BASF hab' ich mit einem Ortofon FF15Mk.II bekommen. Ein M91 habe ich irgendwo rumliegen; wahrscheinlich aber kein "ED" Müßte ich schauen. M71MB sind auch noch da :)

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

Malle

Ick meinte, daß Klo-Ject diverse Lenco's observiert und "adaptiert" hatte. Muß Mann ja historisch sehen.

Nett, daß Du wegen dem M91 Ehh-Dhh nachguckst. Dankäh !