• Willkommen im Forum „NEW HiFi-Classic“.

Wie lange hält eine Nadel?

Begonnen von MAC, Freitag, 02.Mai.2008 | 16:38:12 Uhr

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

MAC

Hi, kann man sicher nicht pauschalisieren, ich weis...

Meine Frage rührt daher, dass ich, als ich das erste mal mit einem PS konfrontiert wurde (is lange her, ich war jung) ich null Ahnung von der maerie hatte und quasi innerhalb ein paar Tagen die Nadel runtergeschliffen hatte (war wohl zu viel Auflagegewicht)...

Dann herrschte erst mal funkstille und nun hab ich einen Tangentialdreher von technics, da kann ich Gott sei dank nix kaputtjustieren, der Regelt das von sich aus...

Aber der hat eine Repeatfunktion...

Wie lange könnte da die Nadel halten, so eine 0815 Nadel wie z. B. ne 10er Ortofon?
Gruß,

Matthias

Armin777

Hallo Matthias,

Diese Frage ist so alt wie der Plattenspieler!

Wenn eine Nadel aus einem Naturdiamanten und aus einem Stück ist, müßte sie theoretisch ewig halten, denn eine Vinylplatte ist ja erheblich weicher als Diamant. Ist aber nur theoretisch...

Viele Abtastdiamanten sind aber aus Diamantenstaub zusammengeklebt und die halten in der Tat nicht ganz so lange. Aber bei einem durchschnittlichem Betrieb von 1-2 Stunden täglich, schon so drei bis vier Jahre, pflegliche Behandlung voraus gesetzt.

Das ist in Kurzform ungefähr das, was ich mal Anfang der siebziger Jahre beim Deutschen High-Fidelity-Institut gelernt habe. Wahrscheinlich gibt es ja schon neuere Erkenntnisse.

:drinks:

MAC

Gruß,

Matthias

Jürgen Heiliger

Hallo Armin, Matthias,

es gibt viele Faktoren im Zusammenhang mit der Haltbarkeit von Abtastdiamenten. Einige hat Armin schon genannt, einige sollten aber noch erwähnt werden.

Als zu nennen wären da......

  • Schliffform des Diamanten und wie gut dessen Politur durchgeführt wurde. (hier ist meist der Preisunterschied preisgüntiger zu teuer TAs auszumachen.)
  • Auflagekraft und in deren Abhängigkeit zur Diamantform zu sehenden Antiskating (Stichwort gleichmäßige Belastung der Schliffform)
  • korrekte Justage des Tonabnehmers in Überhang und Kröpfung sowie Azimuth
  • Natur oder Industriediamant im Gegensatz dazu der gefasste Diamant, die billigste Form. Heute fast nur bei Einsteiger-TAs unter 100€ genutzt.
  • Suaberkeit der abgespielten Platten. Schmutzige wirken wie Schleifpapier.

    Meine gemachten Erfahrungen sind bei korrekt eingestellten Tonabnehmhern, dass diese für weit über 1000 Stunden genutzte Spielzeit halten.
Gruß
Jürgen

>.... liebt den guten Ton und die Musik ....<
>.... die HiFi-Classiker und die Information ....<
Unsere WIKI
Skype: juergen_heiliger

Friedensreich

Habe heute mein neues Nagaoka MP11 mit elliptischer Nadel bekommen.
Im Beipackzettel steht, dass die Nadel nach 150-200 Betriebsstunden (reference time)
beginnt schlechter zu werden.
Wenn es stimmt, finde ich das nicht gerade viel.  ;0003

Danach wird ein Wechsel "as early as possible" empfohlen. 

Udo



Don Tobi

Ich möchte Jürgen in der Aussage unterstützen.

Bei korrekter Justage und guten Platten halten Nadeln erstaunlich lange. Wesentlich länger als oftmals angegeben. Eine Schätzung ist schwer, da ich auch kein Protokoll führe. Aber über 1000 h würde ich aufgrund eigener Erfahung auch angeben!

Gruß


Tobi

jim-ki


Udo

Das ist ne Menge, ungefähr 40 Tage rund um die Uhr Platten hören. Also wird das jahrelang reichen.

Don Tobi

Zitat von: andisharp am Dienstag, 06.Mai.2008 | 23:26:17 Uhr
Das ist ne Menge, ungefähr 40 Tage rund um die Uhr Platten hören. Also wird das jahrelang reichen.

Wenn ich mal einen ehrlichen Durchschnitt nehme über die letzen Jahre, dann würden 1000 h für locker 10 Jahre reichen.

Es gibt sicher auch Phasen da höre ich mehr Platten, aber es gibt auch Monate da ist CD einfach bequemer und vor lauter grilling und gardening kommt man nicht zum Plattenwenden  :drinks:

Friedensreich

Will hier keine Voodoo-Diskussion entfachen(!!!), aber wenn "man"
sich zutraut eine Verbesserung in der Einspielzeit wahrzunehmen,
frage ich mich, wie lange braucht "man" um eine Verschlechterung
wahrzunehemen und wann beginnt der "turnaround"?
Ist doch ein schleichender Prozess.  .,a015

edit..
wenn ich den Durschnitt meiner letzten 10 Jahre nehme, reicht jede Nadel fast unendlich.  :smile
Aber das soll sich ja aendern!  raucher01

Erich

Zitat von: Tobi, das Boxenluder am Dienstag, 06.Mai.2008 | 23:29:07 Uhr
Es gibt sicher auch Phasen da höre ich mehr Platten, aber es gibt auch Monate da ist CD einfach bequemer und vor lauter grilling und gardening kommt man nicht zum Plattenwenden  :drinks:

Dafür gibts auch Plattenwechsler  :smile - oder Handplattenwechsler  :flööt:
Beginne den Tag mit einem Lächeln und behalte es den ganzen Tag bei

Lächeln ist die netteste Art den Leuten die Zähne zu zeigen

Don Tobi

Zitat von: Friedensreich am Dienstag, 06.Mai.2008 | 23:33:55 Uhr
Will hier keine Voodoo-Diskussion entfachen(!!!), aber wenn "man"
sich zutraut eine Verbesserung in der Einspielzeit wahrzunehmen,
frage ich mich, wie lange braucht "man" um eine Verschlechterung
wahrzunehemen und wann beginnt der "turnaround"?
Ist doch ein schleichender Prozess.  .,a015

edit..
wenn ich den Durschnitt meiner letzten 10 Jahre nehme, reicht jede Nadel fast unendlich.  :smile
Aber das soll sich ja aendern!  raucher01

Naja Joerg,

das hat wirklich nichts mit Vooddo zu tun sondern mit Erfahrung.

Ich hatte für beide Prozeduren gerade aktuelle Beispiele.

Z.B. : Dir kommt Deine Alte Nadel irgendwie schrill und unschön vor und Du tauscht aus und alles wird sehr viel besser.

Anderes Bsp: Du nimmst eine neue Nadel und das gesamte System fängt Bassresonanzen ein so dass Du nur leise hören kannst....nach 20 h Einspielzeit gibt sich dieses Phänomen komplett.


Ehrlich gesagt..manchmal geht mir die Gleichmacherei im Anti-Voodoo-Bereich auch auf den Keks. Hört dann doch einfach mit einem beliebigen Transistor-Verstärker mit beliebigen CD-Player an guter im Superoptimalen Raum!

Natürlich sind es schleichende Prozesse im analogen Bereich. Trotzdem höre ich einen verstellten Tonkopf, genauso wie eine verpolte Box oder eine abgenudelte Nadel.

Wer das nicht mehr hört...soll einfach seinen alten Krempel weiterhören und glücklich werden .,a095

Friedensreich

Ruhig Brauner...

ich habe nicht behauptet, dass diese Wahrnemungen ins Voodoo-Reich gehoeren!!
Ich wollte nur eine etwaige Diskussion unterbinden.
Ich bin davon ueberzeugt, dass man etwas hoeren kann - meine Frage lautete nur "wann".

:drinks:

Udo

Dazu kommt, dass man noch mehrere Dreher besitzt, die sollen ja alle mal spielen. Da reichen die Nadeln wirklich ewig. Platten lege ich vielleicht zwei bis drei mal pro Woche auf und das auf drei verschiedenen Drehern, so alt werde ich gar nicht .,a026

Erich

Wenn dann die Nadel hüpft oder kratzt dann isse zu breit für die Spurrillen und passt nicht mehr hinein  :flööt:
Beginne den Tag mit einem Lächeln und behalte es den ganzen Tag bei

Lächeln ist die netteste Art den Leuten die Zähne zu zeigen

Friedensreich

Erich, langsam glaube ich, dass ich es auch nochmal zum Mod schaffen koennte! ;)
:drinks:

aileenamegan

Zitat von: Friedensreich am Mittwoch, 07.Mai.2008 | 00:02:45 Uhr
Erich, langsam glaube ich, dass ich es auch nochmal zum Mod schaffen koennte! ;)
:drinks:


Boah, bist Du fies. ;0008 ;0008 ;0008 ;0008 ;0008 ;0008 ;0008 ;0008 ;0008

Udo


Friedensreich

Zitat von: andisharp am Mittwoch, 07.Mai.2008 | 00:06:43 Uhr
Jörg überschätzt sich :_55_:
Ok,Ok...dann vielleicht Praktikant und Urlaubsvertretung fuer Erich!  :_55_:


Edit...

Erich...  :_spülkla_:

Erich

Zitat von: Friedensreich am Mittwoch, 07.Mai.2008 | 00:02:45 Uhr
Erich, langsam glaube ich, dass ich es auch nochmal zum Mod schaffen koennte! ;)
:drinks:
Nichmal einen Scherz darf man sich als MOD erlauben  :_sorry: :01belehr
Beginne den Tag mit einem Lächeln und behalte es den ganzen Tag bei

Lächeln ist die netteste Art den Leuten die Zähne zu zeigen

aileenamegan

Wie war das?

Nachwuchsförderung...  raucher01 raucher01 :drinks:

Friedensreich

Zitat von: Erich am Mittwoch, 07.Mai.2008 | 00:13:07 Uhr
Nichmal einen Scherz darf man sich als MOD erlauben  :_sorry: :01belehr

Gugst Du oben mein edit!  .,70

aileenamegan


Jürgen Heiliger

Hi Joerg,

das man Einspielzeiten an TAs nicht nur hören kann, sondern auch nachweisen/messen kann wird ein jeder feststellen wenn er denn eine Messpaltte hat zur Feststellung der Tiefenabtastfähigkeit.
Unterschiede zwischen NEU (60µ) und eingespielt (80µ) sind keine Seltenheit, und dies hat nichts mit dem Unvermögen der TA-Hersteller zu tun ihr TAs nicht einzuspeilen, sondern mit den Lagerzeiten bis das Tonabnehmersystem beim Kunden montiert ist und dort auch in Gebrauch.
Marc hat schon die tage erklärt was da physikalisch und auch Chemisch beim Gummi passiert.

Nun aber zu der hier eigentlichen Fragestellung.
Natürlich kann man auch einen verschliessenen Diamanten erhören...... Nur bedeuten Verzerrungen bei der Wiedergabe, zunächst nicht immer auch damit einhergehender Verschleiß, denn dazu müsste man zuerst einmal sämtliche Einstellungs/Justierparameter überprüfen, ob diese überhaupt noch korrekt eingehalten werden. Wenn dies gegeben ist würde ich erst einmal überprüfen ob die Nadel überhaupt sauber ist. In dem meisten Fällen sind Verzerrungen Produkte von unsauberen Nadeln.
Selber gemachte Erfahrung. vor 2 Jahren bekam meine Mutter meinen CS-731 Q mit neuer DN-160E Nadel, um so ihre Paltten hören zu können. Vor einigen Wochen war nun Dani bei ihr und berichtete nir die Nadel wäre defekt. Es würde grausam verzerren und er hätte sich die Nadel angesehen und meinte der Diamant wäre nicht mehr zu erkennen.
Nun habe ich mir kurz darauf dei Nadel mal selber angesehen und stellte dabei fest, sie war so dicht mit Dreck zugekleisterst dass sie wirklich nicht mehr zu sehen war. Deshalb am Folgetag einmal mit meinem Nadelreiniger zu ihr gefahren und die Nadel per Ultraschall gereinigt. Hat zwar fast eine halbe Stunde gebraucht, aber dann war sie wieder sauber und die Verzerrungen komplett weg, bzw. nicht mehr hörbar. Laut Trackingtest brachte sie nun auch wieder 90µ, also mehr als genug.
Und unter dem Fademmikro war sie auch wieder deutlich zu erkennen, respektive Beschädigungen waren nicht ersichtbar.
Gruß
Jürgen

>.... liebt den guten Ton und die Musik ....<
>.... die HiFi-Classiker und die Information ....<
Unsere WIKI
Skype: juergen_heiliger

Udo

Jürgen, wie reinigst du Nadeln von MCs?  :drinks:

Jürgen Heiliger

Moin Udo,

auf dem gleichen Weg. Der TA verbleibt am Tonarm und der Nadelreiniger wird unter den Ta gestellt, die Nadel wird auf das Kissen abgesenkt.

Ich mache heute im Laufe des Tages mal ein Bild.....
Gruß
Jürgen

>.... liebt den guten Ton und die Musik ....<
>.... die HiFi-Classiker und die Information ....<
Unsere WIKI
Skype: juergen_heiliger

MAC

Na das klingt ja alles beruhigend hier, dann kann ich meine Originalnadel, für die es keinen Ersatz mehr gibt, ruhig öfter nehmen... Und da mein Tangentialspieler immer perfekt justiert ist (sich zumindest nicht anders justieren lässt), hab ich ja nicht so viel zu befürchten... danke!
Gruß,

Matthias

Friedensreich

Juergen, Danke fuer die Infos.  :_hi_hi_:

Bin auch schon auf das Foto gespannt.

Noch ne Frage  :pleasantry:
Ist es nicht eigentlich sehr riskant, ein gebrauchtes MC in der Bucht zu kaufen?

Udo

Ist halt ein Glücksspiel, kann klappen muss aber nicht.

Jürgen Heiliger

Hi Joerg,

hier nun erst mal die versprochenen Bilder......

.... Als Reinigungshilfsmittel wird dann 2-fach destilliertes Wasser genommen und auf das Carbon-Fiber-Kissen zwei Tropfen gegeben.

Zum Kauf in der Bucht kann ich nur sagen, dass meine Erfahrungen bisher immer gut waren. D.h. insgesammt 16 von 16 Tonabnehmern gebraucht gekauft, hatten die versprochenen Eigenschaften und taten auch noch Jahre ihren Dienst einwandfrei. Davon waren 7 oder 8 aus der Bucht.
Gruß
Jürgen

>.... liebt den guten Ton und die Musik ....<
>.... die HiFi-Classiker und die Information ....<
Unsere WIKI
Skype: juergen_heiliger

Captn Difool

Ich hol das mal hoch...

Mein MC30 Super habe ich nun 21 Jahre, allerdings nicht so viel gepielt. Ich schätze, maximal (eher weniger) 1000 Plattenseiten, das entspricht etwa 300 Stunden. Der Dämpfungsgummi ist in der Zeit eher etwas verhärtet (knapp 80µ statt Anfangs 90µ), als die Nadel verschlissen. Hochtontests zeigen immer noch eine sehr saubere Abtastung. Daher denke ich, 700 Stunden (also weitere 2100 Plattenseiten) sollten da noch locker drin sein. Reinigen tue ich die Nadel mit einem Naßreiniger und einfachem Aquadest. Keine Probleme, absolut blanke Nadel (optisch wie neu) und mit etwas Geschick auch ebenso sauberen Nadelträger. Zur absoluten Schonung der Platten reinige ich solange wie ich das MC30 schon habe nach jeder Plattenseite die Nadel, fast immer klebt ein kleiner Bollen Vinyldreck an der Spitze, den ich nicht auf der nächsten Seite wieder verteilen will.

Kürzlich bekam ich ein MC10 Super aus der Bucht. Dachte erst, mein Gott, die Nadel scheint runter zu sein, da eine Flanke eine Einbuchtung zu haben schien. Auch war alles schwarz und konturlos. Also meinen Nadelreiniger genommen und in Ruhe abgepinselt, das dauerte so mehrere Minuten statt sonst Sekunden, aber die Vinylanbackungen lösten sich auf und es kam ein nackter, leicht grünlich schimmernder Diamant zum vorschein. Asymmetrieen waren nicht mehr erkennbar, auch nicht unter meiner Nadellupe. Die Nadel scheint in Ordnung zu sein. Hören konnte ich den TA bisher nicht, weil der Nadelträger etwas schief nach Plattenaußenrand steht. Wahrscheinlich wurde es ohne oder mit zu wenig AS gespielt. Ich drücke mit einem gefalteten Papierstückchen, welches ich eingeklemmt habe, derzeit den Nadelträger in die andere Richtung, vielleicht hilft das nach einiger Zeit. Dann werde ich das MC10 auch mal anspielen. Bilder folgen.

Was macht die Qualität eines Diamanten aus?

- Qualität des Rohdiamanten, hier gibt es in der Fachwelt sehr unterschiedliche Einstufungen, die ein Laie nicht sieht ("sehen doch alle gleich aus").
- Orientierung, das heißt, in welche Richtung sind die Kristalle gewachsen und wurde auch dies beim Schliff berücksichtigt? Das hat Einfluß auf die Oberflächenhärte der Schliffflanken.
- Politur, bei guter Auspolierung ist die Oberfläche glatter und hat weniger Reibung (kostet aber auch mehr durch längere Bearbeitungszeit).
- Justage im Nadelträger, oft sitzen die Diamanten schief und verschleißen durch falsche Lage schneller. Daher sollte man möglichst schliffgerecht den TA justieren und nicht nur an den Außenkanten des Gehäuses, da bleiben solche Dinge nämlich unberücksichtigt. Eine Nadel geometrisch sauber einzukleben ist aufwändig und kostenabhängig. Mühe macht man sich daher meist nur bei den anspruchsvollen Schliffen.
- Qualität des Dämpfungsgummis und der Nadelträgeraufhängung. Eingeschränkte Beweglichkeit fördert den Verschleiß.

Mit der Qualität und Beschaffenheit des Dämpfungsgummis steht und fällt auch die Qualität des Tonabnehmers. Einen Schliff und den gesamten Aufbau kann man meistens nachvollziehen, die Zusammensetzung und Verfahrenstechnik zur Herstellung des Gummis hüten die Hersteller dagegen wie das Coca-Cola-Rezept. Jeder hat das seine ganz eigenen Erfahrungen und Herangehensweisen. Die Beispiele von AKG zeigen, das hier Know-How fehlte und die Problematik anfangs unterschätzt wurde. Manche Hersteller kamen auch in zweifelhaften Ruf. So erzählte mir ein Händler, die Fidelety Research Systeme wären an sich sehr gut, nur bekäme man nie ein Exemplar, das genauso klänge wie ein anderes. Die tonalen Schwankungen wäre einfach zu sehr gestreut. Man sieht also, selbst renommierte Hersteller haben Probleme, dies in den Griff zu bekommen, so gibt es nicht selten auch ausgesuchte Exemplare, die als höherklassiges Modell verkauft werden, obwohl optisch weitgehend baugleich. Ich hatte auch mal ein Ortofon MC20 MkII, welches einfach zu hell und kühl klang, extrem anders, als man es sonst von Ortofon gewohnt war. Anscheinend war das durch die Kontrollen geflutscht.

Ein Diamant verschleißt natürlich auch. Zum einen läßt sich nicht ganz vermeiden, das sich Microsilikate in der Rille absetzen, die den Diamanten ganz langsam abschmirgeln. Auch das Vinyl selbst reibt. Der Verschleiß beim Diamanten ist aber sehr gering, praktisch kaum messbar, da ist der Rillenverschleiß deutlich größer. Mit Naßabpsielen kann man den Verschleiß deutlich reduzieren. Moderne Nadelklebstoffe sind resistent gegen Alkoholanteile, ein Abfallen der Nadel also nicht zu befürchten (um nur einigen Gerüchten zu begegnen). Das für und wider des Nasspielens will ich hier aber nicht weiter ausführen.

Generell tut man mit einem sehr hochwertigen Tonabnehmer seinen Platten einen Gefallen. Ein moderner Schliff, sei es Fineline, Linecontact, Microridge, Shibata, Gyger oder Van den Hul, sie alle haben relativ große Kontaktflächen und daher geringere Flächenbelastungen in der Rille. Sie erlauben zwar weniger Toleranzen und erfordern höhere Sorgfalt beim Einstellen, lohnen es aber mit weniger Verschleiß. Nicht nur bei der Platte, auch bei der Nadel. Denn die anspruchsvollen Nadeln sind in der Regel sorgfältiger geschliffen. Also auf maximal erreichbare Härte und auch gut auspoliert. Ein besonders kleiner Diamant (wie z.B. meinem MC30 S) sorgt zusammen mit dem konisch verjüngenden Nadelträger für eine geringere Massenträgheit (es gibt auch andere Lösungen wie extra dünne Nadelträger aus Berylium, Bor oder Rubin). Bei hohen Impulspegeln läßt er sich so leichter "hin und her werfen" - sprich folgt williger diesen Auslenkungen als ein größerer und schwererer Diamant (z.B. meinem VMS 30 MkII). Hier entstehen kurzzeitig höhere dynamische Andrücke, die entsprechend mehr Verschleiß erzeugen. Ist es bei einem preisgünstigen System dann auch noch ein minderwertigerer Diamant, beschleunigt sich der Verschleiß nochmals.

Diese Aspekte sollte man daher bei der Auswahl eines Tonabnehmers berücksichtigen. Dies mal als spontan niedergeschriebene Gedanken dazu  .,045

Compu-Doc

En la mesa y en el juego, la educación se ve luego.

Captn Difool

#34
Teil 2

Wie kann ich als Laie die Materialqualität einer Nadel einschätzen?

Wer schon mal die Unterschiedlichen Nadeln aller Preisklassen gesehen hat, wird zugeben, sie sehen auch unterschiedlich aus. Alte Nadeln aus Opas Röhren-Musiktruhe waren oft die sog. Saphiere mit Wechselbestückung, also eine Nadel auf zwei Seiten mit Drehfahne. Die sind heute kaum noch in Gebrauch. Saphire sind weniger hart als Diamanten, teilweise wurde auch Rubine verwendet.

Jürgen erwähnte weiter oben, es gibt Nadeln die aus Diamantstaub (Abfälle aus der Diamantschleiferei, mikroskopische Diamantsplitter) gepresst sind, gewöhnlich wie Presspan mit einer Bindesubstanz (meist synthetikharzige 2-Komponentenkleber). Diese sehen "Naturtrüb" aus, oft grünlich, milchig matt. Da auch dieses Material in der preisbewußten Massenfertigung noch teuer ist, hat man nur die kleine Kuppe eines Kegels geschliffen, zumeist sphärische 15µ-Schliffe und diese auf einen angegekegelten Metallschaft geklebt. Dies waren meist die preiswerten Einstiegssysteme, wie z.B. Stanton 500 oder Shure M75.

Nach der gleichen Herstellungsweise gab es aber auch schon elliptische Schliffe, die waren idR 8x18µ, ein bewährter Standardschliff, wobei die Kuppe mit zwei gegenüberliegenden Facetten versehen wurde. Anschließend werden die scharfkantigen Flächenübergänge zu den Seiten hin verschliffen/poliert und so entsteht die elliptische Form.

Die etwas teureren Nadeln erhielten auf dem Metallschaft einen synthetischen Industriediamanten, gelblich schimmernd und manche sogar einen Naturdiamanten. Diese sind immer glasklar und farblos. Teilweise wurde statt eines Metallschaftes auch einer aus Saphir oder Rubin verwendet.

Bei den höherwertigen Nadeln verwendet man meist schon das sog. "nackte Stäbchen", ein im Querschnitt zumeist quadratischer Stab im Längenverhältnis von 3:1. Hier wird der Schliff am Ende des Stäbchens angeschliffen. Es beginnt mit einem Rundschliff, der so belassen einen spährischen Schliff ergibt. Mit zwei Facetten, vorn und hinten in Rillenausrichtung gesehen, den elliptischen Schliff. Das Stäbchen wird direkt asl Ganzes in den Nadelträger eingeklebt.

Die hochwertigen Nadeln

Der Shibataschliff, der etwa Mitte 70er zur Abtastung der Quadrofoniemodulation erdacht wurde, bekam erstmals ein Anschliff mit vier Facetten, dieser gilt als Urtyp aller nachfolgenden "Kontaktschliffe". Die Radien waren typisch mit 6x60µ  Die Nadel steht im Querschnitt mit der langen Achse im Nadelträger, also die Kanten des Quadrats vorne und hinten. Die beiden anderen Kanten stehen genau auf der Rille und dienen als Ansatz zu Ausformung der Kontaktflächen. Diese Ausrichtung ermöglicht erst die scharfen Schliffe. Als etwas preisgünstige Abwandlung davon ersann Ortofon 1976 den Finelieschliff, der sich vom Shibata hauptsächlich duch den Verzicht auf eine Facette unterschied. Auf der Vorderseit gab es einen Anschliff wie beim elliptischen Schliff, hinten blieben die beiden Facetten. Das war ein Arbeitsgang weniger und reichte für eine feinere Abtastung im inneren Plattenradius. Allerdings ließ sich der Schliff mit 8x40µ nicht so scharf ausführen wie beim Shibata. Anfang 80er kam dann die Zeit der extremen Nadelschliffe. Aalt van den Hul bergündete diese Ära, da er mit den vorhandenen Schliffen noch nicht so recht zufrieden war und die Grenezen des Machbaren austasten wollte. Er wollte die Nadel dem Ideal des Schneidstichels annähern, der an den Rillenflanken messerscharf ist und eine spanabhebende Wirkung hat. Er änderte etwas die Winkel der 4 Facetten des Shibataschliffes, so daß er sehr scharfe Kanten zur Abtastung erhielt. 5x100µ Zugleich waren die Flanken von vorn gesehen, ein ganzes Stück lang sehr gerade, damit die Kontaktfläche groß wird. In der Tat konnte man nun erstmals bis zum Ende einer Plattenseite die Höhen praktisch vollständig austasten. Nachteile gab es aber auch: Die sehr große Kontaktfläche bis fast hinauf zur Plattenoberseite brachte es mit sich, das auch sämtliche Staubkörner in der Rille mit abgetastet wurden. Auch war die Herstellung sehr schwierig und nicht alle Nadeln konnten so scharf geschliffen werden. Die guten Exemplare "zweiter Wahl" wurden dann als weniger scharfe Schliffe "VdH II" mit etwa 5x70µ vermarktet. Meist in den etwas darunter positionierten Tonabnehmern unter dem jeweiligen Topmodell mit Van den Hul Nadel. In Sensationberichten der HiFi-Presse wurde dann teilweise Panik verbreitet, eine schlecht justierte VdH-Nadel würde es ihrem Vorbild dem Schneidstichel gleichtun und die Rille anfräsen... Dazu muß man so eine Nadel aber schon sehr grob fahrlässig, eigentlich schon vorsätzlich extrem falsch einstellen....na ja, "Audio", die damalige "Bild" unter die HiFi-Gazetten plottete das...

Es entstand aber schon bald der Wunsch nach einer Nadel mit den Abtasteigenschaften der VdH, aber mit weniger Rillengeräuschen. Der Schweizer Fritz Gyger, seines Zeichens auch Nadelschleifer im Auftrage Huls, "entschärfte" wiederum die Hulnadel, ohne sie wirklich schlechter zu machen. Die Rillenflanken erhielten wieder einen langen, flachen Radius, die Kontaktfläche wurde kleiner, ohne gefährich zu werden (etwa 5x80µ, teilweise noch schärfer). Die Rillengeräusche wurden merklich reduziert, die Abtastfähigkeit bis zum Plattenende bieb erhalten und auch Verschleiß beider Kontaktflächen blieb in gewünschten Grenzen. Der Auftraggeber war wohl Ortofon, welche den Gyger-Schliff  1984 mit dem MC20 Super einführte. Ortofon vertreibt bis heute an einigen seiner Systeme den Gygerschliff, so auch das MC-Rohmann, während man beim "Jubilee" nach dam alten SL 20 Q wieder den Shibataschliff verwendete.

Eine weitere Spielart ist der Microridge-Schliff, den Shure bei seinen Topmodell V5 einführte. Hier ist auch die Kontaktfläche radial, aber als "Schneidklinge" herausgearbeitet, die nicht übergangslos in die Außenkanten des Stäbchens übergehen.

Dann gibt es noch den Linecontact, den ich nicht näher kenne, wohl aber nur eine Spielart des Shibata gilt und sich eher aus marktpolitischen Gründen anders nennt. 

Diese Nadelschliffe haben sich bis heute sehr bewährt und stellen das Ende einer Entwicklung dar, da der Markt schrumpft und zugleich alle Spielarten erfolgreich ausprobiert wurden und sich größtenteils bewährt haben. Es gibt kaum eine Hersteller von Toptonabnehmern, die auf diese Schliffarten verzichten können. EMT bietet für seine TSD15 sogar drei Varianten an, den altbewährten Rundschliff für die Traditionalisten, den Finelineshliff für die, die die TSD als modernes System genießen wollen und den VdH-Schliff, für diejenigen, die auch beim EMT auf nichts verzeichten wollen.
Übrigens war es der TSD-Generator, auf dem Aalt van den Vul als erstes seine Nadel montierte. eine Zeitlang bot er es sogar als fertiges System mit Halbzollanschluss an.


Captn Difool

Hier noch wie versprochen einige Nadelfotos als exemplarische Beispiele:


Ortofon FF15X MkII - Sphärische Nadel, Kunstdiamant auf Metallschaft


Technics 206C MM - Elliptisch angeschliffenen Kunstdiamanten auf Metallschaft.
Die Reflexe an der Nadelspitze sind Dreck.


Ortofon MC10 Super - Elliptisch geschliffener Naturdiamant als nacktes Stäbchen.
Hier ist zu sehen, das man bei den preisgünstigeren MC einen nicht reinen Diamanten
verwendet hat, wobei hier der Rohdiamant für den Schliff genau ausgerichtet werden muß,
damit die Nadelspitze eine reine Stelle gibt. Der Querschnitt des Diamanten ist rechteckig.


Ortofon VMS30 MkII - Finelineschliff auf Naturdiamanten als nacktes Stäbchen.
Dieser Diamant hat eine höhere Reinheit und ist durchweg glasklar.
An den leicht assymmetrisch angeorndeten Radien des Überganges zum Schliff sieht man aber,
daß man hier noch nicht 100% das Stäbchen zum Schliff ausgerichtet hat.

Aufnahmetechnik: Meine Nadellupe, dahinter freihand Digicam. Ich werde später noch einmal versuchen, die Aufnahmen präziser zu machen, da die einzelen Schlifffacetten noch nicht so recht bildlich herauskommen.

Compu-Doc

 :drinks: Tausendsassa ,...Respekt, tolle Bilder !
En la mesa y en el juego, la educación se ve luego.