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Hiletron 5050 - Ein Italiener im Exil

Begonnen von Matthias M, Dienstag, 15.Juli.2008 | 03:32:37 Uhr

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Matthias M



Moin, moin,

hin und wieder will es der Zufall, daß meine Aufmerksamkeit auf etwas gelenkt wird, das zumindest ich noch nicht kenne - kein Wunder -, aber vielleicht Ihr!



Vor knapp zwei Wochen habe ich einen Tuner der Firma Hiletron aus Baranzate, Milano, entdeckt. Ein Italiener also, zu dem der Verkäufer der Überzeugung war, dieser Typus würde "in italienischen Rundfunkanstalten als Referenzempfänger" dienen.
Als Indiz dafür das es sich bei Hiletron nicht eben um einen Großserienhersteller handelt, nehme ich die Aufschrift auf einem 5031, dem kleineren Brüder meines 5050,"Specially built for Switzerland". Auch wenn Schweizer zweifellos gute Kunden sind, wird sich so einen Service sicherlich nur jemand leisten können, der keine groß angelegte Fertigung betreibt.

Auch das Innere meines Stereo F.M. Tuner 5050 deutet an, daß man hier nicht eben am Fließband baute. Der Empfangsbaustein von Görler, Austria, und die Filter von Toko sind auf steckbaren Platinen montiert, ein Abschirmblech - besser Abschirmplatte - ist so verzwickt darüber montiert und doppelt mit dem Görler verschraubt, wie es kein Automat und auch keine flinken Finger am Fließband vermögen. Professioneller Aufbau sagt man wohl dazu.
Zu dem Qualitätsanspruch paßt auch die Verarbeitung der überaus soliden Frontplatte und des Anschluß-Feldes auf der Rückseite des Tuners, ebenso wie die satt rastenden Druckknöpfe; auch nach dreißig Jahren kein Vergleich mit Philips oder Telefunken!



Das schwarze Design mit den Drucktasten und roten LED-Displays erinnert jedenfalls stark an einen Saba MD 292, kombiniert mit hiesigen Highend-Geräten der späten Siebziger und frühen Achtziger Jahre: Audiolabor, Thorens-Restek. Auch wenn die Armada von ICs im Innern und die Anzahl von immerhin zwanzig Festsender-Speichern auf das spätere Geburtsdatum hinweisen könnte, schließe ich aus einen Aufdruck 78.2 des Görler, den ich als Herstellungs-Datierung interpretiere, seine Entstehung Ende der Siebziger Jahre: Beachtlich!



Laut Hersteller ist der UKW-Tuner mit einem "5-fach Frontend" ausgestattet. Zehn Drucktasten und eine weitere Taste "+10" stellen insgesamt zwanzig Festsender-Speicher zur Verfügung. Von außen justierbare, riesen-große Drehspuhl-Instrumente zeigen die Feldstärke (bzw. Multipath) und die Ratiomitte an.



Während eine zweistellige Siebensegment-Anzeige den angewählten Speicherplatz signalisiert, zeigt ein anderes Instrument die empfangene Frequenz. Zwei getrennte Drucktasten-Paare dienen der Abstimmung. Während das linke für die langsame Abstimmung zuständig ist, wird mit dem rechten Paar ein schneller Suchlauf in Betrieb gesetzt, der allerdings so langsam los läuft, daß man ihn auch für kurze Distanzen benutzen kann. Eine Mono-Umschaltung mit Signalisierung im Kanal-Display, schaltbares AFC und die Umschaltung der Anzeige von Feldstärke auf Multipath ergänzen die Tuner-Funktionen.



Natürlich ist auch der Muting-Pegel stufenlos einstellbar. Ein eigener, regelbarer Kopfhörer-Ausgang ist ebenfalls vorhanden.



Auf der Rückseite des Tuners lassen sich zum Beispiel die Helligkeit des Display einstellen. Ungewöhnlich ist die Möglichkeit, die Arbeitsgeschwindigkeit des Suchlaufes an die eigenen Vorstellungen anzupassen; sinnvoll, weil die Sendernetze in unterschiedlichen Regionen unterschiedlich dicht sind. Die Deemphasis läßt sich in drei Stufen vorwählen.
Wo andere Tuner kaum einen regelbaren Ausgang haben, bietet der Hiletron derer gleich zwei: Der eine wird mit dem Pegelregler auf der Frontseite justiert, der andere kann kanalgetrennt auf der Rückseite voreingestellt werden. Antennen-Eingänge für 300 und 75 Ohm sind Usus. Selten wiederum finden sich an einem europäischen Tuner Ausgänge für ein Oszilloskop, vertikal und horizontal getrennt, und für einen Detektor. Dazu kommen noch zwei Netz-Ausgänge, einer geschaltet, der andere ungeschaltet.



Insgesamt ist der Hiletron also mehr als reichhaltig ausgestattet. Hier wird man lange nach einem vergleichbaren Gerät suchen müssen.
Fast würde es sich lohnen, meine Dach-Antenne wieder in Betrieb zu setzen, damit der 5050 zeigen kann, wozu er in der Lage ist. Leider wird die Qualität des Radioprogramms dadurch nicht besser. (ich meinte das klanglich, nicht inhaltlich)

Selten dürfte der Italiener jedenfalls sein. Zumindest hierzulande. Ein erschreckendes Beispiel für die Ignoranz Mitteleuropäischer Ureinwohner gegenüber dem reichhaltigen HiFi-Angebot unserer italienischen Nachbarn. Hiletron scheint es nämlich schon länger gegeben zu haben: Einen offensichtlich älteren 2x 80Watt-Verstärker 3074 habe ich auch schon entdeckt.
Aber vielleicht irre ich mich ja auch und ihr könnt mich Ureinwohner jetzt mit Informationen zu Hiletron versorgen. Das ist eine Aufforderung!

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

Maxihighend

Hallo Matthias,

leider kann ich deiner Aufforderung auch nicht nachkommen  :_55_:.
Aber ich darf dir zu diesem Gerät gratulieren  .,d040. Ein sehr interessantes Teil und wohl urselten. Die Ausstattung könnte tatsächlich auf (semi)professionellen Einsatz hindeuten. Wie z.B. der regelbare Kopfhörerausgang .,a015.

Danke für die gelungene Vorstellung  :give_rose: Wie ist denn nun der Empfang am Dipol?
Und es scheint, als hätte jemand das rechte 19" Seitenteil "gekürzt"  :01belehr
Viele Grüße,
Max.

Matthias M

Zitat von: Maxihighend am Dienstag, 15.Juli.2008 | 04:34:35 Uhr
...Wie ist denn nun der Empfang am Dipol?
Und es scheint, als hätte jemand das rechte 19" Seitenteil "gekürzt".

Moin, moin,

das wieder-in-Betrieb setzen der Antenne könnte noch etwas dauern (s.Anhang). :) Und ob sich das in Anbetracht der Sendequalität lohnt?

Das mit dem rechten Öhrchen könnte stimmen, ist aber sauber gemacht.

Übrigens muß ich mich korrigieren: Die Aussage, das Frontend wäre ein fünf-faches, stammt natürlich nicht vom Hersteller, sondern vom Verkäufer.

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

classic.franky

schöner bericht, gut geschrieben :beer:


ps: ist das gerät auf den bildern geputzt?
,¸¸,ø¤º°`°º KLICK KLACK º°`°º¤ø,¸¸,

Matthias M

Zitat von: classic.franky am Dienstag, 15.Juli.2008 | 11:12:39 Uhr
schöner bericht, gut geschrieben
ps: ist das gerät auf den bildern geputzt?

Moin, moin,

danke für die Blumen. Und geputzt ist er nicht. Noch steht er, wie er aus der Kiste kam.

Übrigens habe ich mir das Anschließen doch nicht verkneifen können. Warum auch. Doch die Dachantenne habe ich Moderne Kunst sein lassen und es mit dem Kabelanschluß versucht, auch wenn das Ergebnis natürlich nichtssagend ist, da alle Sender mit der gleichen Stärke kommen und somit die Empfangsleistung nicht verglichen werden kann.

Die erste Erkenntnis: Ein eigenwilliger Eingang für die 75Ohm Antenne, umgedreht quasi, entsprechend dem hiesigen TV-Anschluß. Der Vorteil: An der Antennen-Dose fkonnte ich nun den Hiletron parallel zum T9000 betreiben und direkt vergleichen. Das Antennenkabel sitzt allerdings sehr locker im Hiletron; da muß mich noch jemand von Euch aufklären, ob es besser passende italienische Stecker gibt.

Was auffällt: Der Grundig klingt präsenter, dynamischer.
Abgehört habe ich mit einem Kopfhörer DT-990 Pro, den Grundig am eigenen Kopfhörer-Ausgang, den Hiletron ebenfalls am eigenen Ausgang und über den angeschlossenen AS3200 Vorverstärker. Der Kopfhörer-Ausgang des Italieners paßt nicht, über den ASC klingt er deutlich besser, dynamischer, kommt dabei (linear) aber nicht ganz an den Grundig ran. Klangfarbe und Auflösungsvermögen stimmen jedoch. Letztendlich Geschmacksache. Man müsste schon ein CD-Signal in den Antenneneingang einspeisen, um wirklich vergleichen zu können.

Aber natürlich sind solche Vergleiche zweier älterer Herren sowieso wenig aussagekräftig. Ein Dreh am richtigen Poti, und schon ändert sich das Ergebnis möglicherweise vollkommen. Zudem: Bekanntermaßen ist der Fine Arts ja auch nicht ganz schlecht.

Von der Bedienung her verlangt der Hiletron etwas Eingewöhnung, jedenfalls wenn man vorher beispielsweise mit dem Grundig gearbeitet hat. Die Frequenzanzeige hat halt eine Ziffer weniger und an die ständig mit aufleuchtenden Plus- und Minuszeichen muß man sich genauso gewöhnen, wie an die Charakteristik der beiden Tastenpaare für die Abstimmung.
Eine Bedienungsanleitung (insbesondere für die Festsender-Speicherung) wäre wirklich nicht ganz schlecht. Hilfe!

Alles in allem bin ich zufrieden. Ich hoffe, Ihr könnt's mir nachfühlen :)

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

wattkieker

Moin Matthias,

ZitatSelten dürfte der Italiener jedenfalls sein. Zumindest hierzulande. Ein erschreckendes Beispiel für die Ignoranz Mitteleuropäischer Ureinwohner gegenüber dem reichhaltigen HiFi-Angebot unserer italienischen Nachbarn. Hiletron scheint es nämlich schon länger gegeben zu haben: Einen offensichtlich älteren 2x 80Watt-Verstärker 3074 habe ich auch schon entdeckt.
Aber vielleicht irre ich mich ja auch und ihr könnt mich Ureinwohner jetzt mit Informationen zu Hiletron versorgen.

Also mit Ignoranz hat das diesmal wohl nichts zu tun, ich hab meine Italienischkenntnisse, die paar, die ich noch habe, mal zusammengekratzt und hab mich auf den italienischen Seiten etwas umgeschaut. Da gibt es zu der Marke auch so gut wie keine Infos, auch nicht in den Foren, außer ein paar Hinweisen, das es von Hiletron auch noch Gesangsverstärker, also PA gab und den Verstärker, den du selber schon erwähnt hast. Ansonsten: Niente - Leider

Allerdings, ich habe in den Jahren, aus denen der Tuner vermutlich stammt, in Italien gelebt, das heißt, auf Sardinien. Zu der Zeit zählten heimische Produkte so gut wie gar nichts, jedenfalls nicht bei der jüngeren Generation, bzw bei denen, die genügend Geld hatten. Die waren zu der Zeit noch erheblich "Amerikanisierter" als wir hier und gerade im Hifi-Sektor waren Marketingmäßig die Amis und Japaner nun mal sehr viel weiter. Ich kann mir gut vorstellen, dass es aus der Serie kaum noch Geräte gibt. Der Hersteller hat wohl wirklich nur eine Überlebenschance gehabt, wenn er sich im Profi-Bereich getummelt hat - dafür gibt es allerdings auch keine weiteren Hinweise.



Stormbringer667

Das mit der Antennenbuchse ist übrigens nicht außergewöhnlich. Das war in den 70ern üblich. Alle meine Receiver/Tuner aus der Zeit, die mit Koaxbuchse ausgestattet sind, haben diese "falschherumme" Buchse. Außer mein Sony ST-5140, der nimmt sogar nur F-Stecker (wie man sie an Sat-Receivern findet).

rappelbums

Zitat von: Stormbringer667 am Dienstag, 15.Juli.2008 | 23:05:00 UhrAußer mein Sony ST-5140, der nimmt sogar nur F-Stecker (wie man sie an Sat-Receivern findet).
Beim ST-A6B ist ebenfalls der F-Stecker angetüdelt.

Gruß,
der rappelbums


Bildergalerie It ain't what they call Rock and  Roll

wattkieker

#8
http://www.videohifi.com/forum/topic.asp?ARCHIVE=true&TOPIC_ID=9381

Matthias, das ist die Seite aus dem italienischen Forum, da gehts eigentlich um die Marke "Perser", ebenfalls ein verschwundenes italienisches Label und wie es in Foren üblich ist, schweifen die ab zu den anderen italienischen Hifi-Herstellern.

Doch noch was gefunden:

Den gabs auch noch: http://www.albazar.it/annuncio.asp?ID=4227