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Thorens PC 650 und 650M

Begonnen von Matthias M, Montag, 19.Februar.2007 | 23:34:42 Uhr

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Matthias M

Thorens steht für Plattenspieler. Trotzdem hat es unter dem Namen der Schweizer Marke immer wieder Geräte gegeben, die ohne drehende Teller und Tonarm ausgekommen sind.
Zunächst waren es Receiver. Made by Carad in Belgien. Als in Kuurne jedoch die Fabriktore geschlossen wurden, mussten sich die Lahrer nach einer neuen Produktpalette umschauen, um ihren Plattenspielern passende Spielpartner an die Seite stellen zu können.

Im Jahre 1978 stellte Thorens eine neue Geräte-Reihe vor. Eines davon war ein ,,semiprofessionelles Hi-Fi-Cassetten-Deck PC-650" (Datenblatt 5/79).

Das Bandgerät erschien im Laufe seiner Bauzeit in silber und schwarz, in Versionen mit Dolby B- und angeblich alternativ auch Highcom-Rauschunterdrückungssystem. Zunächst war das Thorens mit den Bandsorten Fe, CrO² und FeCr ausgestattet. ,,Das THORENS PC 650 Cassetten-Deck wurde konstruktiv so ausgelegt, dass es auf Metal Tape umgerüstet werden kann. Nach Festlegung einer internationalen Norm wird dazu ein Umbausatz erhältlich sein." (Quelle: Prospekt 7/79). Die Serienversion mit Unterstützung für Reineisen-Kassetten hieß dann ,,PC 650M".

,,THORENS, bekannt als Hersteller von Spitzen-Hi-Fi-Plattenspielern, ergänzt das Produktionsprogramm mit einem aussergewöhnlichen Hi-Fi-Cassetten-Gerät. Wie im Hause THORENS üblich, wurden bei der Entwicklung professionelle Massstäbe zugrunde gelegt. Sehr gute technische Daten und hoher Bedienungskomfort zeichnen das PC 650 aus. Bewusst wurde auf kurzlebige Gadgets verzichtet.

2-Motoren-Laufwerk mit tachogeregeltem Capstanmotor.
Geringe Tonhöhenschwankungen sind im Cassetten-Laufwerkbau schwierig zu erreichen. Durch eine besondere Anordnung der Antriebsmotoren gelang es THORENS, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Der eine Motor treibt die über einen Riemen entkoppelte Capstanachse und Schwungmasse an. Er wird elektronisch geregelt, damit das Magnet-Tonband gleichmässig über die Tonköpfe geführt wird,.
Der zweite Motor übernimmt den Tonbandtransport.

3-Kopf-Gerät.
Der anspruchsvolle Hi-F-Amatuer  möchte seine Aufnahmen – wie im Studiobetrieb üblich – vor- und hinterband abhören. Das PC 650 ist dafür konstruiert. Die gesamte Aufnahme- und Wiedergabeelektronik ist doppelt ausgelegt. Selbst das Dolby-Rauschunterdrückungs-System ist zweifach vorhanden, damit jede Dolby-Aufnahme gleichzeitig auch hinterband über Dolby abgespielt werden kann.

Monitorverstärker für Kopfhörer oder Kontrollautsprecher.
Ein zusätzlicher, regelbarer Monitorverstärker ermöglicht den direkten Anschluß eines Kopfhörers oder Kontrollautsprechers an das Cassetten-Gerät. Dadurch kann unabhängig von der gewählten Wiedergabe-Quelle der Hi-Fi-Anlage (Plattenspieler, Tuner usw.) die Cassette abgehört werden.

MUTE-Taste.
Die Aufnahmen können auf einfache Weise professionell gestaltet werden. Eine besondere Taste MUTE erlaubt ein weiches Ein- und ein rasches, knackfreies Ausblenden während der Aufnahme, ohne dass dabei der Lautstärkeregler des Verstärkers bedient werden muss. Selbstverständlich erlauben die beiden getrennt links und rechts regelbaren Stereo-Eingänge verschiedene Eingangssignale jederzeit zu mischen.

Elektronische Laufwerkssteuerung mit logischer Verriegelung.
Die gesamte Laufwerkssteuerung erfolgt elektronisch, um die Bedienung des PC 650 so einfach und bequem wie möglich zu gestalten. Kurzhubtasten mit LED-Rückmeldung unterstreichen den semi-professionellen Charakter des Cassetten-Gerätes.

Timer-Betrieb.
Ein zusätzlich gesicherter Schalter erlaubt in Verbindung mit einer externen Zeituhr, das PC 650 auf Aufnahme oder Wiedergabe vorzuprogrammieren.

Das PC 650 ist in jeder Hinsicht ausgereift und dem heutigen Stand eer Technik angepasst. Neben hoher Qualität – in Deutschland hergestellt – bietet es eine Vielzahl von durchwegs sinnvollen Bedienorganen.
Testoszillator für bandbezogene Eichung des Dolby-Bezugspegels
Bandsortenwahlschalter
Zählwerk mit Memorystellung
Direkte Umschaltung von Schnellauf auf ,,Play", ohne zuerst ,,Stop" zu drücken.
Regelbare Ausgangspegel
2 mischbare Stereo-Eingänge
Anschlußmöglichkeit für Fernsteuerung aller Laufwerksfunktionen
Schaltbarer Aufnahme-Limiter mit LED-Anzeige usw.
"

(Quelle: Thorens-Datenblatt PC 650 0579 http://www.thorens-info.de/html/prospekt-scans.html)

Auf den ersten Blick sieht der Thorens durchaus beeindruckend, fast wie ein Bruder des Eumig FL-1000µP aus,
Er macht einen soliden und durchdachten Eindruck. Interessante Merkmale, wie der Testoszillator für die Kalibrierung des Dolby-Kreises, aber auch die getrennt regelbare Lautstärke für Vor- und Hinterband-Kontrolle am Monitorverstärker zeigen, daß hier nicht nur ein fertiges Gerät von einem OEM-Lieferanten zugekauft, sondern eigener Hirnschmalz investiert worden ist.
Trotzdem kann Thorens nicht für sich in Anspruch nehmen, mit dem PC 650 unter die Recorder-Entwickler gegangen zu sein. Schon das Äußere des PC 650 weckt Erinnerungen an einen Mitbewerber, den Schneider Team 6070 C. Das Design der Frontplatten im Bereich der Beschriftung ähneln einander verdächtig. Vor allem aber das Cassettenfach und die Laufwerkssteuerung scheinen vom selben Fließband gelaufen zu sein, wie die des Fürther Autoreverse-Deck. Ein Blick ins Innere des Thorens zeigt einige Schneider-Logos auf den Platinen des 650.

Im Vergleich zu seinen zeitgenössischen deutschen Mitbewerbern japanischer Produktion Saba CD360 oder Dual C830 wirkt der Thorens etwas filigraner, die Regler und Schalter leichter, hört sich auch die Mechanik weniger souverän an. Der Sparzwang fällt vor allem am Cassettenfach auf, das etwas ,,windig" wirkt.
Dabei ist der Thorens jedoch kein Leichtgewicht, im Gegenteil recht schwer. Einmal aufgemacht, wird auch schnell klar, das der Hersteller hier ausgesprochen professionell gearbeitet hat: Der Thorens ist modular aufgebaut. Auf der Hauptplatine stecken diverse Tochterplatinen. Daher unterscheiden sich die vier Versionen des Recorders auch nur durch die jeweils gesteckten Platinen und lassen sich – abgesehen von der Beschriftung auf der Frontplatte – leicht umbauen.
Die ,,Aufgliederung der Elektronik in einzelne Module machen das PC 650 ausserdem äusserst servicefreundlich." (Bedienungsanleitung): Reperaturen können gegebenenfalls durch Austauschen von Platinen oder zumindest durch die Arbeit an einer einzelnen, übersichtlichen und handlichen Platine vorgenommen werden.

Der PC 650, der am ehesten mit dem Eumig Metropolitan CCD und einem Tandberg TCD-340A in Konkurrenz trat, hatte jedoch schlechte Karten, konnte er doch mit Revox, Nakamichi oder ASC genausowenig mithalten, wie mit dem neuen Grundig CF5500. Zudem kamen die japanischen Hersteller Anfang der Achtziger Jahre mit einer Offensive neuer Tapedecks mit umfangreicher Ausstattung im modernen Design auf den Markt, der das kleine Unternehmen Thorens wenig entgegensetzen konnte.
Dem PC 650 war daher nur eine recht kurze Produktionszeit vergönnt. Schon Anfang der Achtziger strukturierte sich Thorens um; bald beschränkte man sich wieder vollständig auf die Plattenspieler-Fertigung und überließ die Elektronik dem neuen Vertriebspartner Restek und die Lautsprecherfertigung Cabasse.

Technische Daten:
Frequenzgang - 25 – 18.000 Herz / 30 – 15.000 Herz +/- 3dB (Typ I)
Geräuschspannungsabstand - 56dB / 64dB (ohne / mit Dolby B)
Klirrfaktor - < 1,8%
Übersprechen - < 60dB (Gegenspur) / < 25dB (Stereo)
Löschdämpfung - > 65dB (1kHz)
Eingänge - Mic/DIN 0,2/4mV, 5/22 kOhm / Line 60mV, 100 kOhm
Ausgänge - DIN 580mV, R < 5 kOhm / Monitor 1V, 125mW, R > 8 Ohm
Tonhöhenschwankungen - 0,06% WRMS, 0,12% DIN (W)
Umspulgeschwindigkeit - ca. 60sec. für C60 Cassette
Dimensionen BHT - 435 x 135 x 355mm
(Quelle: Thorens Prospekt 7/79)

Neupreis (lt. Preislise 4/80): PC 650M DM 1.068,--
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

aileenamegan

Hochinteressant, Deine Ausführungen. Den/die Thorens Kasettler kenne ich überhaupt nicht - nie gehört...
Man lernt nie aus.

Maxihighend

Ein Thorens auf hochwertiger Schneider-Basis, wirklich sehr interessant. Ich vertrete ja immer noch die Meinung, dass die Geräte von Schneider aus dieser Zeit nicht soooo übel  :flööt: waren.

:beer:
Viele Grüße,
Max.

raphael

Hallo!

Mein ungarischer HIFI-Freund besitzt ein Thorens 3-Kopf-Deck.

Grüße Raphael

Rollo

Schöner Bericht Matthias, :drinks:

jetzt weiß ich woran mich diese VU´s erinnert haben - an die VU´s von Schneider!

Diese Rot-Gelben Zappelzeiger bei thevintageknob kamen mir irgendwie bekannt vor!

http://www.thevintageknob.org/THEVAULT/PC650/PC650.html

:drinks:


Matthias M

Zitat von: Maxihighend am Mittwoch, 17.Oktober.2007 | 16:29:03 Uhr
Ein Thorens auf hochwertiger Schneider-Basis, wirklich sehr interessant. Ich vertrete ja immer noch die Meinung, dass die Geräte von Schneider aus dieser Zeit nicht soooo übel waren.

Moin, moin,

es wäre interessant zu erfahren, was Schneider sonst noch so für andere Markenartikler gebaut hat. Die Produkte für Quelle und Neckermann sind ja bekannt. Immerhin war Schneider einer der wenigen Vollsortimentler (abgesehen von Plattenspielern) in Deutschland.
Als die interessanteste Schneider-Anlage empfinde ich übrigens diese hier:
http://mb.abovenet.de/forum2/showtopic.php?threadid=5774

Auf den Thorens Recorder bin ich übrigens aufmerksam geworden, als ich eine ASC-Bandmaschine abgeholt hatte. Der Verkäufer hatte so einen Recorder in erbarmungswürdigen Zustand über Dingsda verkauft und wartete auf den Abholer. Als ich mich interessiert zeigte, schwärmte er von dem Gerät, das seiner Meinung nach von Telefunken gebaut worden sei, das ein "Telefunken-Laufwerk" besäße. Das habe ich inzwischen mehrfach gehört und glaube es immer noch nicht. Das mit Schneider steht hingegen auf den Platinen :)

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

Matthias M

Moin, moin,

da ich ja hoffe, das sich nochmal jemand mit Infos zur dem Deck bei mir meldet, hier die überearbeitete Version mit etwas mehr Innereien .- im Zeitalter der Arztserien ist das ja nötig!


Das Tapfere Schneiderlein, oder Ein Thorens schreibt Geschichte"



Vor einige Jahren begegnete mir bei der Abholung einer kleinen ASC, ein Kassettendeck der Marke Thorens. Es ging an mir vorbei – war schon anderweitig vergeben – doch immerhin blieb es mir im Gedächtnis. Auch die Aussage des Eigentümers, der Thorens besäße ein Laufwerk von Telefunken. Nun ja: Was die Leute nicht so alles erzählen...

Die Idee, einen Thorens Recorder zu bekommen, blieb jedoch präsent und näherte sich eines Tages in Dortmund der Realisierung, während sich andere Forumsmitglieder bereits, viel früher als eingeladen, einem Haufen Revox und Otari näherten.

Der erste PC-650 war also angekommen. Thorens nannte ihn ein ,,semiprofessionelles Hi-Fi-Cassetten-Deck"



Ein erster Kontakt mit dem Thorens: Der Blick auf die Frontplatte. Schon ein bischen schweizerisch: Die Größenverhältnisse erinnern etwas an Revox. Auch die Gestaltung des Gehäuses, mit seitlicher Einfassung der Frontplatte, unterscheidet den Recorder deutlich von seinen zeitgenössischen Mitbewerbern. Das waren im Modelljahr 1979 noch hauptsächlich Toplader. 3-Kopf-Decks aus Europa hießen Tandberg, Bang&Olufsen und Eumig, präsentierten sich relativ flach und wollten von oben gefüttert werden.
Der in einer Vorversion angeblich (u.a. laut The Vintage Knob) bereits 1978 vorgestellte Thorens PC 650 kann meiner Ansicht nach für sich in Anspruch nehmen, der erste Kassetten Recorder ,,Made in Germany" in typischer 3-Kopf-Ausstattung, also mit getrennten Systemen für Aufnahme und Wiedergabe, gewesen zu sein. Lange vor dem Revox B710, lange vor dem ASC AS3000 und selbst noch vor dem Grundig CF5500.



Sein Kassettenfach hat die üblichen Dimensionen. Kein Wunder: Compact Cassetten hatten üblicherweise einheitliche Maße. Verhältnismäßig klein scheint das Fenster des beleuchteten Faches: 74 x 30 mm scheinen aber nur im Vergleich zur Frontplatte des Faches klein. Ein Effekt des unter dem Kopfschlitten verhältnismäßig tiefer als vertraut sitzenden Fensters.
Die Klappe des Schachtes öffnet auf Knopfdruck mechanisch hinreichend, sogar recht weit. Weiter, als bei manch anderem Deck. Hinter seiner metallenen Frontplatte sitzt eine Führung aus durchscheinendem Kunststoff von nicht eben vertrauenerweckendem Ambiente. Doch habe ich hier noch kein Gerät mit Defekt erlebt, so daß ich nicht wirklich Grund zum Meckern hätte. Abgesehen davon, daß die Führung recht knapp bemessen, soll heißen eng, scheint, eine Kassette exakt eingelegt werden will.
Auffällig ist die gedrehte Anordnung mit hängenden Köpfen. Kein Ausdruck von Depression. Ein Löschkopf und eine in einem Gehäuse zusammengeführte Kombination von elektrisch getrenntem Aufnahme- und Wiedergabesystem.



Links neben dem Kassettenfach sitzt der Tastenblock der Laufwerksbedienung. Drei Reihen mit insgesamt sieben acht Millimeter hohen Kurzhubtasten in eher ungewöhnlicher Anordnung: In der oberen Reihe, je 25 mm breit, die Tasten für Aufnahme und Muting, darunter, je 15 mm schmal, Wiedergabe, Rück- und Vorspulen, darunter wieder breit, Pause und Stop. Alle Befehlsanforderungen werden elektronisch weitergeleitet, ein Wechsel der Lauffunktionen ohne ,,Stop" ist möglich. Alle Tasten besitzen eine Indikator-LED für die Funktions-Rückmeldung
Über dem Funktionsblock sitzt die große, mechanische Taste für die Öffnung des Kassettenfaches, unter dem Block zentral das dreistellige, mechanische Bandzählwerk, umrahmt von ebenfalls  mechanischen Memory- und Reset-Tasten. Über ,,Memory" fährt der Thorens mit verminderter Umspulgeschwindigkeit die ,,000"-Position an.
Wie gesagt: Die Anordnung der Tasten ist eher ungewöhnlich. Nichts, was ein Mensch nicht beherrschen zu lernen könnte. Halt nur ungewohnt.



Ganz rechts findet sich auf der Frontplatte der Drucktaster eines 400Hz Testton-Generators und zwei Schlitz-Schraubenköpfe für den Abgleich des Dolby-Rauschunterdrückungs-Systems, außerdem eine Timer-Funktion für Zeituhr-gesteuerte Aufnahme oder Wiedergabe. Dazwischen liegen die beiden beleuchteten Spitzenwert-Aussteuerungsinstrumente, vier Drehregler, sechs Kippschalter und drei Klinkenbuchsen: Der Thorens mag zwei Mono-Mikrofone und einen Kopfhörer, dessen Lautstärke er individuell steuern kann. Der Eingang (Mikrofon/DIN oder Line) kann angewählt und der Pegel zweier Eingänge stufenlos und kanalgetrennt, auf Wusnch auch gemischt, eingestellt werden. Dolby Rauschunterdrückung, Bandsorte und Limiter lassen sich anwählen.
Für meine Begriffe ist dies Bedienfeld ausreichend strukturiert, doch würden ihm zeitgenössische Tester zweiffellos eine gewisse ,,Unübersichtlichkeit" attestiert haben. Tatsächlich ist die Ergonomie der zweiteiligen, für den linken und rechten Kanal konzentrisch aufgeteilten Aussteuerungsregler eher mäßig. Für die Kalibrierung des Dolby-Kreises bedarf es fester Fingernägel und die Beschriftung der Drehspul-Instrumente scheint eher nach Design- als nach funktionalen Gesichtspunkten ausgeführt. Auch die doppelte Eingangswahl (Kippschalter für DIN-MIC und Drehschalter für Line, DIN/MIC und Mix) verführen in Eile zu Fehlern.

Übrigens finden sich – abgesehen von den alternativ möglichen Gehäusefarben schwarz und silber – in diesem Bereich die von außen offensichtlichsten Unterschiede innerhalb der PC650-Baureihe: Der Recorder läßt sich manuell auf drei Bandsorten einstellen. Für den PC650 sind das die IEC-Typen I, II und III (Fe, CrO² und FeCr). ,,Das THORENS PC 650 Cassetten-Deck wurde konstruktiv so ausgelegt, dass es auf Metal Tape umgerüstet werden kann. Nach Festlegung einer internationalen Norm wird dazu ein Umbausatz erhältlich sein."  (Quelle: Prospekt 7/79). Die Serienversion mit Unterstützung für Reineisen-Kassetten hieß dann ,,PC 650M".



Weniger funktional bedeutend, dafür schneller zu entdecken, sind die bei verschiedenen Recordern unterschiedliche Farbe der Drehknöpfe: Mal ist deren Front silber, mal schwarz. Wohl gemerkt, scheinbar unabhängig von der Gehäusefarbe und der Reineisen-Tauglichkeit.



Weitere Unterschiede scheint es funktional nicht zu geben. Eine andere, als die Dolby B-Version, ist mir bislang nicht untergekommen.

Klarer als auf der Front geht es – welch Wunder – auf der Rücksetie des Thorens zu:



Anschlüsse nach RCA und DIN. Der ,,Radio"-Anschluß ist klassisch kombiniert für Aufnahme und Wiedergabe ausgeführt, wobei der Thorens für die Hinterbandkontrolle einen extra Ausgang auch nach DIN-Norm besitzt. DIN- und Line-Eingang lassen sich parallel benutzen. Der Ausgangspegel läßt sich kanalgetrennt einstellen, der Ausgang sogar abstellen .
Nett ist die großflächige Beschriftung von Buchsen und Reglern. Alle sind übrigens versenkt angebracht, so daß das Gerät direkt an einer Wand aufgestellt werden kann, ohne daß die Stecker nach hinten extra Platz bräuchten.
Einen Anschluß für eine kabelgebundene Fernbedienung gibt es übrigens auch. Der zweipolige Kaltgeräte-Stecker für den Stromanschluß hat die ,,Revox"-Form, wie sie vor der Einführung des ,,Eurosteckers" auch hierzulande verbreitet war..

Im Nachtbetrieb protzt der Thorens nicht. Beleuchtung ist vorhanden und ausreichend. Neben den alternativ strahlenden Symbolen der Laufwerksbedienung signalisiert der PC650 den Limiter-Einsatz durch zwei rote, den eingeschalteten Dolby-Schaltkreis durch eine grüne LED.



Zur Praxis mit dem Thorens ist zu sagen: Löpt. Problemlos. Ist mir lieber, als so manche neuere Recorder, weil er zu der Generation HiFi-Geräte gehört, bei dem  der Integrationsgrad der Bedienelemente noch nicht so weit fortgeschritten ist, das auch im Halbdunkel ohne Taschenlampe bedienbar ist, weil alle Regler, Schalter und Taster eindeutig identifizierbar und Dickfinger-groß genug sind, um sie fehlbedienungssicher zu benutzen.
Er ist im Prinzip ohne Bedienungsanleitung sofort einsetzbar.

Trotz seiner nicht kleinen Dimension bringt der Thorens eine Menge Funktionen mit. Jüngere Mitbewerber hatten dafür oft mehr Platz zur Verfügung!
,,THORENS, bekannt als Hersteller von Spitzen-Hi-Fi-Plattenspielern, ergänzt das Produktionsprogramm mit einem aussergewöhnlichen Hi-Fi-Cassetten-Gerät. Wie im Hause THORENS üblich, wurden bei der Entwicklung professionelle Massstäbe zugrunde gelegt. Sehr gute technische Daten und hoher Bedienungskomfort zeichnen das PC 650 aus. Bewusst wurde auf kurzlebige Gadgets verzichtet.

2-Motoren-Laufwerk mit tachogeregeltem Capstanmotor.
Geringe Tonhöhenschwankungen sind im Cassetten-Laufwerkbau schwierig zu erreichen. Durch eine besondere Anordnung der Antriebsmotoren gelang es THORENS, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Der eine Motor treibt die über einen Riemen entkoppelte Capstanachse und Schwungmasse an. Er wird elektronisch geregelt, damit das Magnet-Tonband gleichmässig über die Tonköpfe geführt wird,.
Der zweite Motor übernimmt den Tonbandtransport.

3-Kopf-Gerät.
Der anspruchsvolle Hi-F-Amatuer  möchte seine Aufnahmen – wie im Studiobetrieb üblich – vor- und hinterband abhören. Das PC 650 ist dafür konstruiert. Die gesamte Aufnahme- und Wiedergabeelektronik ist doppelt ausgelegt. Selbst das Dolby-Rauschunterdrückungs-System ist zweifach vorhanden, damit jede Dolby-Aufnahme gleichzeitig auch hinterband über Dolby abgespielt werden kann.

Monitorverstärker für Kopfhörer oder Kontrollautsprecher.
Ein zusätzlicher, regelbarer Monitorverstärker ermöglicht den direkten Anschluß eines Kopfhörers oder Kontrollautsprechers an das Cassetten-Gerät. Dadurch kann unabhängig von der gewählten Wiedergabe-Quelle der Hi-Fi-Anlage (Plattenspieler, Tuner usw.) die Cassette abgehört werden.

MUTE-Taste.
Die Aufnahmen können auf einfache Weise professionell gestaltet werden. Eine besondere Taste MUTE erlaubt ein weiches Ein- und ein rasches, knackfreies Ausblenden während der Aufnahme, ohne dass dabei der Lautstärkeregler des Verstärkers bedient werden muss. Selbstverständlich erlauben die beiden getrennt links und rechts regelbaren Stereo-Eingänge verschiedene Eingangssignale jederzeit zu mischen.

Elektronische Laufwerkssteuerung mit logischer Verriegelung.
Die gesamte Laufwerkssteuerung erfolgt elektronisch, um die Bedienung des PC 650 so einfach und bequem wie möglich zu gestalten. Kurzhubtasten mit LED-Rückmeldung unterstreichen den semi-professionellen Charakter des Cassetten-Gerätes.

Timer-Betrieb.
Ein zusätzlich gesicherter Schalter erlaubt in Verbindung mit einer externen Zeituhr, das PC 650 auf Aufnahme oder Wiedergabe vorzuprogrammieren.

Das PC 650 ist in jeder Hinsicht ausgereift und dem heutigen Stand der Technik angepasst. Neben hoher Qualität – in Deutschland hergestellt – bietet es eine Vielzahl von durchwegs sinnvollen Bedienorganen.
Testoszillator für bandbezogene Eichung des Dolby-Bezugspegels
Bandsortenwahlschalter
Zählwerk mit Memorystellung
Direkte Umschaltung von Schnellauf auf ,,Play", ohne zuerst ,,Stop" zu drücken.
Regelbare Ausgangspegel
2 mischbare Stereo-Eingänge
Anschlußmöglichkeit für Fernsteuerung aller Laufwerksfunktionen
Schaltbarer Aufnahme-Limiter mit LED-Anzeige usw.
"

(Quelle: Thorens-Datenblatt PC 650 0579)

Besonders eigenwillig ist der zweiteilige Pegelregler für den Kopfhörer. Hier wird nicht etwa die Balance des Kontrollverstärker eingestellt, sonder das Vor- und das Hinterband-Signal getrennt geregelt. Das jedoch nicht für das Aussteuerungsinstrument, sondern anscheinend lediglich für den Kopfhörer-Ausgang! Der Regler ersetzt damit zum Teil einen ,,Monitor"-Schalter, den es nicht gibt. Der Recorder tastet das Hinterband-Signal immer ab. Allerdings kann zumindest der Ausgang abgeschaltet werden, da, so die Bedienungsanleitung, die Zuspielung des hinterband-Signals bei einigen Receivern und Verstärkern ,,zu Schwingungen führen" könne
Eigenwillig auch: Die Muting-Funktion, das automatisierte ,,weiche" Ein- und Ausblenden einer Aufnahme ,,wirkt nur auf MIC/DIN-Eingang" (Quelle: BDA)


Technische Daten:
Frequenzgang:        25 – 18.000 Herz / 30 – 15.000 Herz +/- 3dB (IEC Typ I-Band)
Geräuschspannungsabstand:    56dB / 64dB (ohne / mit Dolby B, IEC Typ I-Band)
Klirrfaktor:            < 1,8%
Übersprechen:            < 60dB (Gegenspur) / < 25dB (Stereo)
Löschdämpfung:        > 65dB (1kHz)
Eingänge:            Mic/DIN: 0,2/4mV, 5/22 kOhm / Line: 60mV, 100 kOhm
Ausgänge:            DIN: 580mV, R < 5 kOhm / Monitor: 1V, 125mW, R > 8 Ohm
Tonhöhenschwankungen:    0,06% WRMS, 0,12% DIN (W)
Umspulgeschwindigkeit:    >= 60sec. für C60 Cassette
Maße (BHT):            435 x 135 x 355mm
Gewicht:            15 kg
Preisempfehlung:         DM 1.398
(Quelle: Thorens Prospekt 7/79, hobby-Katalog HiFi '80)

Informationen über den Thorens Recorder sind eher dünn gesäht. Neben der Bedienungsanleitung, die ich hier habe veröffentlichen lassen: http://wegavision.pytalhost.com/thorensPC650/ gibt es noch ein Prospekt und gleichlautendes Datenblatt das Ihr hier: http://www.thorens-info.de/thocass2.jpg und hier: http://wegavision.pytalhost.com/thorens79/ findet. Auch hier gibt es die bekannten Daten: http://www.vintagecassette.com/Thorens/PC_650, http://www.thevintageknob.org/THEVAULT1/PC650/PC650.html
Ansonsten muß man sich die Recorder anschauen!
]b]Wer also weiterführende Informationen, Vorstellungen oder Testberichte besitzt oder zumindest kennt, der möge sich bitte melden![/b]

Mein Problem, mehr über den Recorder erfahren zu wollen, kumulierte mit Anzahl und Fehlerhäufigkeit der PC650



Die Idee: Aus ,,Vier macht Drei", oder so ähnlich, scheint sich gut mit dem ,,Mal Reinschauen und kucken" kombinieren zu lassen.


Zerlegifix komplettibus.

Ein Thorens Recorder ähnelt in gewisser Weise einem Stabil-Baukasten. Nicht dem Kasten, sondern dem Bausatz, der drin sein soll. In U-Form verschraubte Profil-Bleche, sind mit dem offenen Ende mit einer Metallplatte verschraubt. In die ist, in beeindruckender Materialstärke, der Laufwerkskäfig eingelassen. Elffach verschraubt. Links und Rechts am Rahmen sitzen, wiederum verschraubt, die Seitenwangen des Gehäuses, vorn zwölffach verschraubt die eigentliche Gehäuse-Frontplatte, oben und unten, je siebenfach verschraubt, die beiden Gehäusedeckel.
Wer also ein paar Schraubenzieher besitzt und deren Bedienung mächtig ist, der dürfte wenig Probleme haben, einen PC650 zügig zu zerlegen.

Zuerst werden die Kappen der Kipphebel und Drehknöpfe abgezogen. Unter den Drehknöpfen sollten sich Filz-Ringe befinden!
Zwei Madenschrauben sichern die Metallbeplankung des Kassettenfaches und sind bei geöffnetem Fach leicht zu lösen (nicht ganz raus schrauben!).
Oberer und unterer Gehäusedeckel sind oben/unten mit vier, von hinten jeweils mit drei Kreuzschlitz-Schrauben gesichert, und lassen sich nach dem Lösen der Schrauben nach hinten abziehen.



Dann liegen, von oben und unten sichtbar, je drei Paare Befestigungsschrauben der äußeren Frontplatte frei. Sind die weg, kann man die Frontplatte nach vorn abziehen. Es macht Sinn, wenn der Recorder dabei hochkant auf dem Rücken steht – in diesem Falle halt nach oben abziehen -, da sonst möglicherweise eine Feder des Netzschalters und eine Metallplatte dessen Timer-Verriegelung runter fallen.
Ist die Frontplatte weg, liegt links über die halbe Gerätebreite ein Kunststoff-Formstück, das das Kassettenfach und eine Führungskulisse für die Tasten der Laufwerkssteuerung enthält, frei. Dieses Teil steht auf vier Stützen, die jeweils in knapp 1mm³ große Nippel enden, die in die Frontplatte gesteckt sind. Das ist die einzige Befestigung, besser Fixierung! Also VORSICHT beim Abnehmen. Was abbricht, ist weg.
Der Hebel, der das Kassettenfach öffnet, greift übrigens auch in eine Bimetall-Feder ein, drückt beim Öffnen einen Kontakt zusammen, der den Antrieb stoppt. Falls der Recorder später wieder zusammen gebaut werden soll, muß die Feder in Ruhe kontaktlos sein und der Hebel richtig eingreifen.





...oder bei Nacht:



Im Prinzip liegen jetzt sämtliche Bauteile der Front frei zum Ausbau bereit.
Der Thorens verfügt über ein 2-Motoren Laufwerk. Der gekapselte Capstan-Motor treibt über ein 4mm breiten Flachriemen ein Messing-Schwungrad an, auf dem die Capstan-Welle sitzt.
Der Maxon DC-Motor aus der Schweiz an der Unterseite des Recorders bewegt über ein Getriebe aus Kunststoff-Zahnrädern die beiden Wickeldorne. Vom linken Wickeldorn ist ein Riemen an ein Zwischenrad geführt, von dem über einen zweiten Riemen das Bandzählwerk angetrieben wird. Beide Riemen sind bei geöffneter Front problemlos austauschbar.



Bei geöffneter Front läßt sich auch das Laufwerk einstellen. Die Köpfe stammen übrigens von Alps (Löschkopf: 10327 I07D, A/W-System: J060).



Oder zum Beispiel der Capstan-Riemen wechseln.
Sollte nur das gemacht werden, müsste der Laufwerkskorb nicht einmal ausgebaut werden. Stattdessen reicht es, die beiden äußeren Schrauben, die den Balken über dem Schwungrad halten, zu lösen, den Riemen einzuschieben, die Schrauben wieder zu fixieren, und den Riemen über die Motorachse zu spannen.



Die ,,Aufgliederung der Elektronik in einzelne Module machen das PC 650 ausserdem äusserst servicefreundlich." (Bedienungsanleitung). Soll heißen, der Thorens ist modular aufgebaut,  die Verbindungen nahezu alle gesteckt. Bevor nun aber weitere mit dem Rahmen verschraubte Bauteile (Laufwerk, Laufwerksbedienung, Anzeigeinstrument, Trafo etc.) entfernt werden, sollte man überlegen, welchen Zweck der Spaß verfolgt. Die Karosserie des Thorens ist nicht selbst-tragend. Umso mehr nun weiter abgeschraubt wird, desto instabiler wird's.



Gefahrlos können allerdings bei geöffnetem Deckel die Tochterplatinen im Innern des Recorders entnommen werden. Soweit die Platinen über einen von außen zugänglichen Poti oder eine Buchse verfügen, sind sie über dieses Bauteil mit dem Rahmen verschraubt. Ansonsten sind sie lediglich auf der Hauptplatine gesteckt und über ein Kunststoff-Federelement gesichert. Mit etwas Vorsicht und einer gebogenen Telefonzange lassen sich die Federelemente am Fuß zusammendrücken und die Platinen abziehen. Manchmal muß dafür ein Pfostenstecker abgezogen werden. Leider ist das Material altersbedingt gern spröde. Also VORSICHT!



Beim Ausbau der Platinen fällt auf, daß diese zum großen Teil nicht vollständig bestückt sind, fällt außerdem auf, das einige der Platinen aus unterschiedlichen Recordern nicht identisch bestückt sind. Damit meine ich nicht, daß Bauteile verschiedener Hersteller verwendet wurden, sondern daß Elemente auf einer Platine bestückt, auf dem Gegenstück nicht bestückt sind. Die Dolby-Platinen sind ein Beispiel (links PC650M, rechts PC650),



genauso der Wiedergabe-Vorverstärker (links PC650M, rechts PC650)



oder die Laufwerks-Steuerung (links PC650M, rechts PC650)



Also: Nicht blind Platinen gegeneinander tauschen.

Wer hat's erfunden?

Wenn ein Chefentwickler zu Blaupunkt wechselt, dann sicher nicht nur, weil er gut in Plattenspieler war. Trotzdem habe ich meine Zweifel, daß dieser Recorder in mehr als in seinen Spezifikationen ein Lahr'er oder Wettingen'er Produkt war. ,,Mach mir mal einen Dreikopf..." könnte das Motto geheißen haben. Und wer war Adressat dieses Auftrages? Carad in Belgien, einstmals Elektronik-Schmiede und Distributor Thorens' für Benelux, gab es nicht mehr.



Ähnlichkeiten sind vorhanden, oder? Vor allem im Bereich der Laufwerksbedienung und im Kassettenschacht.



Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Eine der weiter oben gezeigten Dolby-Platinen ziert ein papierener Aukleber mit dem Aufdruck ,,650". Ob das wohl für die Typenbezeichnung ,,PC650" steht?
Und wofür steht dann die Beschriftung ,,6070" auf der Platine des Aufnahme-Vorverstärkers VM4 (links PC650M, rechts PC650),



oder an anderer Stelle die Aufschrift ,,6050"?
Die Platinendarstellung des Schneider Team 6070 C kennt jedenfalls die Platine VM4 und einen Schneider 6050 C gab's auch.

Ein tapferes Schneiderlein aus Fürth geht also im Frack in die weite Welt und versucht sich als ,,Very Important Player"

Entscheidet selbst



Immerhin war der 6070C ,,Das erste HiFi-Frontlader-Tapedeck mit Autoreverse und elektronischen Tipptasten in Europa (Made by Schneider West Germany)" (Quelle: Schneider Werbung)

http://mb.abovenet.de/forum2/showtopic.php?threadid=5774&highlight=Schneider%206070

Also eher nicht ,,Made by Thorens". Zumindest nicht der Schneider.

Was bleibt übrig?

Highend repräsentierte in Europa zu seiner Zeit vielleicht ein Tandberg TCD-440A. Der Thorens reichte da nicht heran, blieb in der Oberklasse stecken.
In manchen Bereichen scheint er mir nicht zuende gedacht – fehlt mir zum Beispiel der BIAS-Regler oder der Monitor-Schalter zur Unterbrechung der Abtastung bei Aufnahme, und hat er zuviel Plastik an relevanten, an fühlbaren Stellen:
So neigen die Stützen des Kassettenfaches zur Frontplatte bei wiederholter Entnahme zum Verschleiß, was dazu führt, daß sich die Führungskulisse der Laufwerkstasten verschieben kann. Ein altersbedingtes Verziehen des Bauteils will ich ebenfalls nicht ausschließen. Dann klemmen die Kurzhubtasten.
Ebenso kann die Kunststoff-Seele der Kippschalter recht leicht brechen und macht mir auch das Kassettenfach an sich einen etwas zu ,,leichten" Eindruck. Wirklich relevant ist das nicht, aber ein Thorens-Fan fühlt so etwas, schraubt aber sicher nicht seinen Recorder auf, um sich im Innern von der sonst tadellosen Verarbeitung zu überzeugen.

Das Hauptproblem: Der Thorens Fan war an spartanisch ausgestattete, doch hervorragend und fühlbar wertig verarbeitete Plattenspieler gewöhnt. Der PC650 hatte vielleicht zuviel TD115 und zu wenig TD160, zuviel Neues, doch dabei zu wenig tastbares Ambiente der Klassiker.
Doch ein Recorder mit dem Habitus eines klassischen Thorens-Plattenspieler kostet ein Vielfaches eines solchen Plattenspielers: Revox oder ASC bewiesen das später. Hätte ein Unternehmen von der Größe von Thorens das leisten können? Hätte ein Unternehmen mit der Zielgruppe von Schneider das leisten wollen?
Zudem stand mit dem Grundig CF5500 ein direkter Konkurrent in den Startlöchern und konnte mehr. Und dann gab es da noch die Japaner mit ,,immer billiger" und ,,immer mehr Ausstattung" mit oder ohne deutschem Markennamen.

Thorens strukturierte mal wieder um. Auch die Receiver der AT-Serie verschwanden aus dem Programm und Restek wurde Elektronik-Partner. Für einen Recorder gab es keinen Platz. Der Thorens PC650 verschwand nach kurzer Bauzeit, bereits 1980, so schnell, wie er gekommen war.

Ihr möget Euch erinnern, wie viele PC650 Euch in den letzten Monaten über den Weg gelaufen sind. In keinem HiFi-Jahrbuch taucht der Thorens auf, ebenso in keinem mir bekannten Test-Jahrbuch von Fono Forum, HiFi-Stereophonie oder Stereo. Ich wage die Vermutung, mein Haufen repräsentiert einen relevanten, zumindest meßbaren Anteil der überlebenden Thorens Recorder.
Abgesehen von den wenigen erwähnten Halbheiten ist die Verarbeitung hervorragend und gut durchdacht, das Gerät verhältnismäßig Service-freundlich, wenn auch der geneigte Service-Techniker über die vielen Schrauben geflucht haben wird.
Der Thorens ist selten geblieben. Die Seriennummern meiner Geräte lauten: 00659 (PC650), 01460 (PC650M), 02078 (PC650) und 02514 (PC650M). Wie viele mögen insgesamt gebaut worden sein? Wie viele haben überlebt?

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

Kappa8.2i

Hochinteressant auch für einen Laien.

Fehlt eigentlich nur der Hinweis ganz am Anfang jetzt den Kaffeepott zu füllen. :_good_:

Armin777

Hallo Matthias,

es ist ja immer wieder unglaublich, was Du aus Deinen privaten Archiven so hervor zauberst und wie interessant Du das dann hier gestaltest und darlegst. Meinen Respekt und meine Bewunderung dafür!

Im Jahr 1981 kam der damalige Thorens-Vertreter zu uns in den Laden (wir verkauften damals mehr als 30 Plattenspieler von Thorens pro Woche) und versuchte uns den PC-650 anzubieten. Er hatte ein Muster dabei. das bekam ich dann in die Werkstatt und sollte es prüfen. Habe ich auch gemacht und war von dem Gerät auch ganz angetan - mein Chef hingegen meinte, dass sich dieses Kassettendeck, wegen seines Aussehenes und seines zu hohen Preises nicht verkaufen liesse. So wurde dieses Modell also nicht geordert.

:drinks:

Matthias M

Zitat von: Armin777 am Samstag, 03.Januar.2009 | 09:51:46 Uhr
Hallo Matthias,

es ist ja immer wieder unglaublich, was Du aus Deinen privaten Archiven so hervor zauberst und wie interessant Du das dann hier gestaltest und darlegst. Meinen Respekt und meine Bewunderung dafür!

Im Jahr 1981 kam der damalige Thorens-Vertreter zu uns in den Laden (wir verkauften damals mehr als 30 Plattenspieler von Thorens pro Woche) und versuchte uns den PC-650 anzubieten. Er hatte ein Muster dabei. das bekam ich dann in die Werkstatt und sollte es prüfen. Habe ich auch gemacht und war von dem Gerät auch ganz angetan - mein Chef hingegen meinte, dass sich dieses Kassettendeck, wegen seines Aussehenes und seines zu hohen Preises nicht verkaufen liesse. So wurde dieses Modell also nicht geordert.

Hallo Armin,

danke für die Blumen  .,d040

Ein Zeitzeuge! Jetzt musst Du dran glauben :)

1981 ???? Das bedeutet, ja, die Serie lief nicht schon 1980 aus. Erinnerst Du Dich noch an ein Gespräch mit dem Vertreter? Wollte er Euch "Restbestände" zum Abverkauf anbieten, oder ganz normale Serienware?
Was sollte der Recorder denn 1981 im Verkauf kosten?
Hat er sich zu Variationen (z.B. Highcom?) geäußert?
Hast Du noch Unterlagen?

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)

Armin777

Hallo Matthias,

nee, mit 1981 bin ich nicht so sicher!! Ich war von 1978 bis 1982 bei King Music - es kann also durchaus auch 1980 gewesen sein! An den Vertreter erinnere ich mich noch ganz genau - ich habe noch bis heute Kontakt zu ihm! Er arbeitet allerdings nicht mehr in der Hifi-Branche (wen wunderts?). Ich kann ihn also bei Gelegenheit mal befragen.
Er wird sich sicherlich besser daran erinnern. Die PC-650 verkauften sich damals an sich schon recht schleppend, sie sollten auch sehr teuer sein, wie ich mich erinnere - allerdings an keinen exakten Preis - ich schätze mal, man wollte so um die 1.300,- DM haben dafür - dafür bekam man auch einen Nakamichi 482, oder einen Kenwood KX-1100 oder einen SONY TC-K81, oder, oder oder - alles Geräte mit besserem Ruf.

Ich frage Klaus-Dieter aber mal bei Gelegenheit und berichte dann hier.

:drinks:

Captn Difool

#11
Zitat von: Armin777 am Samstag, 03.Januar.2009 | 12:43:09 Uhr
Die PC-650 verkauften sich damals an sich schon recht schleppend, sie sollten auch sehr teuer sein, wie ich mich erinnere - allerdings an keinen exakten Preis - ich schätze mal, man wollte so um die 1.300,- DM haben dafür - dafür bekam man auch einen Nakamichi 482, oder einen Kenwood KX-1100 oder einen SONY TC-K81, oder, oder oder - alles Geräte mit besserem Ruf.

Erstmal Dank an Matthias, für den tollen Bericht. Sehr interessant. Aber die Kosten sind der springende Punkt. Man sieht am ganzen Gerät, es liegt allgemein noch nicht soviel Erfahrung mit Cassettentechnik vor (obwohl diese in Europa erfunden wurde!), vieles wurde (zu) umständlich angelegt und die Montage verlief weitgehend noch in Handarbeit mit Akkordbestückerinnen. Zur gleichen Zeit stellten die Japaner bereits auf sauber arbeitende Bestückungsautomaten um und hatte bessere Detaillösungen. Wenn man so will ist auch das PC-650 ein Anschauungsobjekt dafür warum es auf Dauer nicht dem Wettbewerb mit Asien bestehen konnte, man scheute eine durchdachte Massenproduktion. (Ein ähnliches Schicksal erlitten auch die ersten beiden Dual-Recorder (C-909/919) aus eigener Herstellung). Die Technik betrachtetem die europäischen Hersteller zu formal, es fehlte an Ehrgeiz im gesamten Produktionsprozess, welchen die Asiaten weit mehr einbrachten, sie wollten die Nr. 1 sein und taten alles dafür. Da steckt mehr "Leidenschaft" drin.

An meinem viel später hergestellen Yamaha KX-650 sehe ich, wie ein Gerät mit sinnvollen Funktionen (3-Kopf, 3 Motoren, Dual-Capstan) trotzdem sehr preisgünstig in Masse herzustellen war. Das hat die europäische Industrie leider verschlafen oder gar gescheut, trotz vieler guter Ideen im Ansatz.

PS: In der Bucht wird gerade ein PC-650 M angeboten...

Matthias M

Zitat von: Captn Difool am Samstag, 03.Januar.2009 | 13:48:56 Uhr
PS: In der Bucht wird gerade ein PC-650 M angeboten...

Moin, moin,

wir wurde ja schon vorgeworfen, mit dem: http://mb.abovenet.de/forum2/showtopic.php?threadid=6936 hätte ich die Preise bei ASC verdorben, aber wie sich der PC650 entwickelt hat is ja fast schon lächerlich €223 !?  .,35
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&ssPageName=STRK:MEDWX:IT&item=250350335544

Ich glaub' ich verkaufe zwei von meinen und setze mich zur Ruhe.

Tschüß, Matthias
"Den guten Tonabnehmer erkennt man daran, daß er bei einem Auflagegewicht von höchstens zehn Gramm auch bei stärksten Bässen nicht entgleist und nicht klirrt." (Fono Forum 3/53)