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Der ASC AS6000er - Bausatz...der Weg zum fertigen Tonbandgerät

Begonnen von gyrator, Dienstag, 30.März.2010 | 21:12:48 Uhr

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gyrator

Liebe Freunde der Tonbandgeräte und ASC-Anhänger, sowie HiFi-Interessierte,


heute möchte ich die große ASC AS6000er Tonbandmaschine aus Aschaffenburg (heute Hösbach ASC-Telecom) präsentieren. Den Beitrag werde ich suggestive bis zur Einmessung und Inbetriebnahme ergänzen.


Die AS6000 war die Top-Maschine aus dem Haus ASC's in Aschaffenburg und war damals ein anerkanntes Spitzengerät unter den semiprofessionellen Tonbandmaschinen.  

Die in Teilen abgebildete Maschine stammt aus Anfang 1981 und ist  derzeit etwa schlappe 29Jahre jung.

Eingetroffen ist die AS6000er im Gewand einer "AS6002S 38"  und demnach 1/2Spur mit den Geschwindigkeiten 9,5-19-38!

Erworben haben ich die Maschinen schon vor einigen Jahren, doch sie musste geduldig sein, bis ich Zeit und Lust fand ihr eingestaubtes Dasein mit neuer Vitalität zu betanken.

Als Freund von Bausätzen und sauberen Innenleben bei technischen Gerät macht die Reinigung und Erneuerung zahlreicher Bauteile den Anfang um anschließend nach Schmierung der Mechanik als Bandmaschinenbausatz eine Pause einzulegen.

Der Bausatz sieht wie folgt aus:


Bild 01: Bausatz in der Totalen



Im folgenden Bild ist die Schwungmasse mit Tonwelle zu sehen, welchen in der ersten Serie eine voll-verchromte Oberfläche hatte, hier jedoch ist der Transportbereich mattiert ausgeführt.





Das Laufwerkchassis ohne Leiterplatten und ohne Basisplatte des Tonwellenantriebs nebst Tonkopfträgeraufnahme stellt sich wie unten Abgebildet dar:



Es ist wie schon bei der TG1000 von Braun in schweren, stabilen Stahlblech ausgeführt und beherbergt u.a. auch zwei wuchtige Außenläufer für den Wickelantrieb, welche sehr verwand mit den Wickelmotor einer ReVox A/B77 bzw. PR99 ist.


Doch nun wieder zur Elektronik. Die folgenden Darstellung zeigt die Leiterplatte der Bandzugregelung, nebst Motorkondensator und Verstärkerelektronik des Regelkreises, mit deren mechanischen Stellfühlarm am Bandlauf.



Etwas schmächtig, doch vertraut im Aufbau durch zahlreiche andere Tonbandgeräte wie z.B. der einer Braun TG1000r der Tonmotor mit seiner üppigen Riemenscheibe. Allerdings kein Vergleich zu den riesigen Asynchrontonmotor der ReVox oder Sony.



Es handelt sich hier um einen mit Hallsensoren zur Kommutierung des Ankers ausgestatteten Gleichstrommotor.

Im weiteren Bild ist nochmals die Hauptleiterplatte der Audioelektronik zu sehen, welche auch die weiteren Audiosteckleiterplatte beheimatet.




Dort liegt zum einen direkt der Widergabeverstärker, der Löschoszillator und die Einstellung aller Einmessparameter für zwei von drei Bandgeschwindigkeiten.
Die Vormagnetisierung wird über vier kleiner Trimmkondensatoren eingestellt.





Neben einer Tüte voller maroder Bauteile, läßt sich unten im Bild erkennen, was sich in den letzten drei Jahrzehnten an elektronischen Bauelementen hier vor allem bei Elektrolytkondensatoren, getan hat. Die heutigen Elektrolyte und Techniken des Kondensatorbaus lassen inzwischnen eine bisher nicht gekannte Verkleinerung des Bauteilvolumens zu.


Bild 02: Altbauteile im Vergleich

Wie man erkennt steht die ASC in Sachen Erneuerungsaufwand einer ReVox nichts nach ;-)

Die tollen goldgelben Elektrolytkondensatoren des Herstellers FRAKO haben auch bei der Fertigung der ASC ihre Anhänger gefunden und bedürfen nach nunmehr fast dreißig Jahren des Austausches.

Fortsetzung folgt!

Gruß

Thomas











arti296

hallo Thomas,

schöne idee und schönes puzzle :-)
erinnert mich sofort an all die 6000-kisten, die ich in den letzten jahren bei ebäh gekauft habe. viele davon angeblich in top-form, top-zustand, top-ichweissnichtwas - doch bei näherer inspektion... au mann. da half dann manchmal nur noch komplett zerlegen, reinigen, ersetzen, zusammenbauen. besonders heimtückisch empfand ich maschinen aus einem raucherhaushalt. bah.

eine ASC hatte ich mal - nicht über ebay - hübsch zerlegt, aber ungesäubert in einer kiste gekauft. sah fast aus wie Deine teilesammlung aus ;-) es fehlten wie sich später herausstellte ein paar teile (der komplette body fehlte eh').  zudem mussten viele e-teile überholt werden. die tonkopfbrücke sah auf den ersten blick garnicht so schlecht aus, aber alle köpfe schwackelten und der wiedergabekopf war denn auch grandios verstellt. seufz.

folienkondensatoren für elkos?
wie ich sehe, hast Du z.b. auf der eingangsplatine einige tantals durch folienkondensatoren ersetzt. bringt die ersetzung etwas (gehörmäßig und messtechnisch)?

ich meine mich erinnern zu können, dass mir ein hifientwickler mal sagte, dass eine ersetzung der kleinen elkos und tantals durch kondensatoren besser klingen würde. ich habe das nie ausprobiert und immer schön brav elko gegen elko und tantal gegen tantal getauscht. bei den alten styroflexen verfahre ich ebenso. einmal hatte ich auch diese gegen folienkondensatoren getauscht. gehörmäßig fiel mir das weder positiv noch negativ auf...

jedenfalls bin ich schon sehr gespannt auf teil 2 Deines berichtes.

beste grüße :-)x Michael

kuni

Hi Thomas,

das ist mal 'ne nette Baustelle. Würd' mich grad auch anmachen  :grinser:
Sag' mal: Die ASC ist schon länger zerlegt, oder ?
Wie merkst Du Dir wie das alles wieder zusammengehört ?

PS:
Die K3 Messung mit dem Audio-Tester hat gefunzt  :_hi_hi_:
Gruß, Kuni
..............................
http://kuni.bplaced.net/
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Jürgen Heiliger

Hallo Thomas,

hiderdaus eine 6002s....... ein Stück Bandgerätetechnik die mich selber noch einmal reizen würde, gerade wegen ihrer Besonderheit in der Einmessung...... Da bin ich mal auf deine Frequenzschriebe gespannt.

Ob sie meiner TD-20 A SEs mithält?  :smile
Gruß
Jürgen

>.... liebt den guten Ton und die Musik ....<
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teax

Zitat von: Jürgen Heiliger am Mittwoch, 31.März.2010 | 20:35:11 Uhr
hiderdaus eine 6002s....... ein Stück Bandgerätetechnik die mich selber noch einmal reizen würde, gerade wegen ihrer Besonderheit in der Einmessung......

Hallo Jürgen,

vielleicht kann ich da was organisieren...habe nämlich eine "Fährte" aufgenommen...

@ Thomas:
wie ist das eigentlich mit den Köpfen? Wie erkennt man, ob die noch wieder geschliffen (heißt das so?) werden können, oder ob nicht?

Gruß
Frank

gyrator

Liebe ASC - Interessierte,

verzeiht mir bitte, dass ich erst zu einem späteren Zeitpunkt auf die schon von Euch gestellten Fragen eingehen und antworten werde. Bin derzeit etwas knapp an Zeit. Doch seit Erstellung konnte ich hier und da werkeln und damit die letzten Wochen  nutzen können um mich aktiv in Sachen Tonbandgerätbausatz einzuarbeiten und diesen bestimmungsgemäß zusammenzusetzten.

Um es vorwegzunehmen, der Aufwand hat sich gelohnt! Die ASC AS6002S/38 besticht durch einwandfrei Funktion, außerordentlichen Frequenzgang und natürlich mit reiner Reproduktion.

In der Zwischenzeit habe ich ihr über das übliche Auktionshaus eine Staubschutzhaube gegönnt, lediglich eine passende Kopfträgerplatte mit der Aufschrift "AS 6002 S  fehlt leider noch.

Doch zur zur vollendeten Tonbandmaschine war es noch ein arbeitsreicher Weg.

Der erste Zwischenschritt sah wie hier abgebildet aus:



Bild: 2658_ASC_AS6002S



Bild: 2662_ASC_AS6002S

Hier sind bereits Netzteilelektronik, Bandzuggeber und das Bandlängenzahlwerk montiert. Es fehlt noch der Kern des Laufwerks mit Schwungmasse und Tonmotor.



Bild: 2660_ASC_AS6002S

Ab hier war es nur ein kleiner Schritt bis wieder alles an seinem richtigen Platz war. Klar! Auch die Steckverbindungen waren dank ihrer Kodierung schnell an ihren vorbestimmten Ort platziert.

Im Anschluss steht dann neben der Funktionsprüfung die Justierung der Bandzüge im Vordergrund. Rechts oben an der Netzteilplatine kann ein Stecker mit vier Adern eingeführt werden, an dem  die jeweiligen Wickelmotorspannung abgegriffen werden und damit weiter unten an den Bandzuggebern justiert werden.



Bild: 2676_ASC_AS6002S

Wichtig ist auch die exakte Ausrichtung der Gabelblende welche durch die vorhanden Gabellichtschranke fährt, damit der Regelbereich so arbeitet wie im Service Manual vorgegeben. Die Justierung erfolgt mittels einem Innensechskantschlüssel




Bild: 2678_ASC_AS6002S


Ich hatte hier den Aufsprechkopf kurzfristig gegen einen Bogen-Typ gewechselt, dies jedoch wegen nicht Eignung rückgängig gemacht. Daher musste der Tonkopf neu eingetaumelt werden, welche ich mittels Kopfoberfächenbemalung mittels Folienschreiber und "up side down" Bandführung iterativ einjustiert habe.



Bild: 2671_ASC_AS6002S


Obiges Bild zeigt die gute Eignung einer Rückseitenmattierung um schnell und damit nach kurzem Durchlauf den Kopfspiegel begutachten zu können!
Bild: 2669_ASC_AS6002S


Bild: 2674_ASC_AS6002S_Tonkopf

Nach erfolgreicher Einstellung erfolgt noch die Feinarbeit mittels Phasenabgleich für die korrekte Tonkopfsenkrechtstellung:



Bild: 2679_ASC_AS6002S_Spaltsenkrechtstellung_

Nun kann es so richtig losgehen und die Feinarbeit zum unverfälschtem Ton ist nicht mehr weit.



Bild: TX_7_00027_ASC_AS6002S



Bild: TX_7_00026_ASC_AS6002S


Bild: TX_7_00031_ASC_AS6002S



Bild: 1715_ASC_AS6002S_mit_Haube



Bild: 1717_ASC_AS6002S_mit_Haube

Die Feinarbeit erfolgte am Rechner mittels EWX24/96 Soundkarte und der Software Audiotester.
Hier vorerst ohne weiteren Kommentar.








Gruß

Thomas


gyrator

Liebe ASC-Interessierte,

heute möchte ich endlich Eure gestellten Fragen beantworten.

Also zunächst zur Michaels gestellter Frage:


Zitat von: arti296 am Mittwoch, 31.März.2010 | 15:41:41 Uhr
hallo Thomas,
.....
folienkondensatoren für elkos?
wie ich sehe, hast Du z.b. auf der eingangsplatine einige tantals durch folienkondensatoren ersetzt. bringt die ersetzung etwas (gehörmäßig und messtechnisch)?

ich meine mich erinnern zu können, dass mir ein hifientwickler mal sagte, dass eine Ersetzung der kleinen Elkos und Tantals durch Kondensatoren besser klingen würde. ich habe das nie ausprobiert und immer schön brav elko gegen elko und tantal gegen tantal getauscht. bei den alten styroflexen verfahre ich ebenso. einmal hatte ich auch diese gegen Folienkondensatoren getauscht. gehörmäßig fiel mir das weder positiv noch negativ auf...

jedenfalls bin ich schon sehr gespannt auf teil 2 Deines berichtes.

beste grüße :-)x Michael

Der Tausch von Tantal's gegen Folienkondensatoren, hat bei mir keine klangliche Gründe. Ich habe es gern solide, so dass ich nicht mehrfach an ein und der selben Maschine herum-basteln möchte um nachfolgende, vermeindliche Defekte zu beseitigen. Ich tausche daher die Tantals bis zu einer Kapazität von 4,7µF gegen kapazitätsgleiche Folienkondensatoren, da diese wesentlich unempfindlicher gegen über Spannungsspitzen über deren spezifizierten Versorgungsspannung sind. Weiterhin wurden damals aus kosten gründen möglichst geringe Spannungsreserven bei Tantalkondensatoren einkalkuliert. Höhere Kapazitäten werden bei mir gegen Tantals mit höher spezifizierten Spannungswert ersetzt.



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Zitat von: kuni am Mittwoch, 31.März.2010 | 19:54:50 Uhr
Hi Thomas,

das ist mal 'ne nette Baustelle. Würd' mich grad auch anmachen  :grinser:
Sag' mal: Die ASC ist schon länger zerlegt, oder ?
Wie merkst Du Dir wie das alles wieder zusammengehört ?


Hi Kuni!

Die AS6000er stand schon lange bei mir herum, jedoch nur ihres Gehäuses beraubt. Die von mir hier dargestellte Zerlegung ist kurz vor meinen Beitrag erfolgt. Hierbei wurden dann von mir nach und nach alle Leiterplatten überarbeitet.
Wie dann alles erneut zusammengefügt werden muss, ist bei der ASC nicht schwer. Mit etwas Erfahrung beim ASC-Basteln erkennt man schnell wie alles zusammengefügt werden muss. Die Leitungen der Kabelbäume enden an kodierten Steckern, so dass ein vertauschen fast nicht möglich ist.



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Zitat von: teax am Montag, 26.April.2010 | 14:02:24 Uhr

@ Thomas:
wie ist das eigentlich mit den Köpfen? Wie erkennt man, ob die noch wieder geschliffen (heißt das so?) werden können, oder ob nicht?

Gruß
Frank


Hi Frank!

Tonköpfe an der ASC können nicht erfolgreich geläppt werden, das hier durch den Materialabtrag am Tonkopf durch das Tonband kein überstehender Grad entsteht, der dass Band evtl.. nicht ordentlich am Tonkopf entlang laufen lässt. Die Bogen und Woelke Köpfe sind alle mit Nuten oberhalb und unterhalb der Bandbreite versehen. Damit steht kein Material außerhalb der Bandlaufkanten über.

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GRuß

Thomas

Captn Difool

Mit den Folien-Cs handhabe ich das mit aller Regelmäßigkeit ebenso wie jener Entwickler. Tantals klingen nicht unbedingt schlechter, aber bei den Elkos merkt man das schon deutlich. Die sind einfach zu langsam. Die Feinauflösung und Feindynamik gewinnen deutlich hörbar, gleich ob Bandgerät oder Verstärker, letztlich sind es immer die Verstärkerzüge in jedem Gerät. Vor allem die Koppel-Cs im Signalweg bringen was, zuweilen auch unterstützend die Gegenkopplungszweige. Größere Elkos, für die die Tauschfolien zu groß würden oder gar nicht mehr gibt, empfehle ich mit ca. 150nF zu brücken, bringts auch.

gyrator

Zitat von: Captn Difool am Montag, 24.Mai.2010 | 20:08:50 Uhr
Mit den Folien-Cs handhabe ich das mit aller Regelmäßigkeit ebenso wie jener Entwickler. Tantals klingen nicht unbedingt schlechter, aber bei den Elkos merkt man das schon deutlich. Die sind einfach zu langsam. Die Feinauflösung und Feindynamik gewinnen deutlich hörbar, gleich ob Bandgerät oder Verstärker, ......

Diese These erscheint mir inzwischen immer weniger plausibel. Gerade an den letzten Studer und AEG/Telefunken Bandmaschinen welche ausschließlich für den Profimarkt konstruiert wurden, ist solch ein erklärter Zusammenhang nicht berücksichtigt worden.
Hier findet man gerade im Signalweg reichlich Tantalkondensatoren. Also gerade in Maschinen mit denen diverse Musikstücke produziert wurden beinhalten Tantalelektrolytkondensatoren im Signalweg.

Gruß

Thomas

Captn Difool

Ich bezog mich mit meiner Aussage auf normale, chemische Elyts, wie sie in Konsumgeräten Verwendung finden. Sicherlich unterliegen Profimaschinen einer anderen Kalkulation als Geräte für den Massenmarkt. Und wie ich auf den Bilder oben sehe, sind genau die WIMAs verbaut, die ich auch gewählt hätte.