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Eumig FL-1000 / updaten

Begonnen von deep, Donnerstag, 03.April.2014 | 06:03:18 Uhr

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deep

Der Sternenstäubler geht gut, mMn sogar sehr  gut - gar keine Frage - aber er hat das Zeug zu mehr, zu deutlich mehr.

Hauptsächlich deshalb weil zwar die Basis solide ist, was sich nicht zuletzt im Layout zeigt, aber sich in den letzten 3 Jahrzehntchen doch das eine oder andere getan hat.
Das Deck hat keine reine Sternmasse, aber die zweitbeste Variante, nämlich eine sinnvolle Baumstruktur.
Ein weiterer Grund für die gute Ausgangsbasis für ein klangliches modding ist die Vermeidung von Dual op-amps und die ganz offensichtlich nicht ausschliesslich am Reissbrett entstandene Schaltungsauslegung.
Ein weiterer Grund ist die Verwendung von Tantalelkos im Signalweg.

Zu letzterem habe ich ja schon hier
http://new-hifi-classic.de/forum/index.php?topic=7285.msg156451#msg156451
ausführlich meine Erfahrungen und Ansichten ausgebreitet, und - was Wunder - auch beim FL-1000 wirkt es sich erwartungsgemäss positiv aus, wenn die Tantals beim Tausch  nicht nur kanalweise gematcht, sondern auch gleich noch mit MKT und MICA geshuntet werden.

Bis ich die Zeit finde mich mit den FET der ersten Wiedergabe-Stufe auseinander zu setzten, habe ich mich mit den zwischenzeitlich eingelangten op-amp Alternativen beschäftigt.

Um beliebig tauschen zu können und reproduzierbare Ergebnisse bei mehrmaligen Gegenchecks zu erhalten, wurden beim IC161 / 261 (NAB Entzerrerstufe) und  IC 105/ 205 (Ausgangsbuffer) die original bei mir verbauten LM301 gegen eine gedrehte und vergoldete IC Fassung getauscht, auf welche wiederum eine ebensolche Fassung mit eingestecktem bzw aufgelötetem IC gesteckt wird.


Zur Auswahl angetreten sind :

LM 301 (die Originalbestückung, ein op-amp alten Strickmusters von Texas Instruments, mit dem Vorteil einer relativ hoher Eingangsimpedanz)
SSM 3121 (ein FET op-amp aus der mMn damals hervorragenden PMI Schmiede, welche mit dem legendären SSM2017 und ein paar andern IC den Trend zu dezidierten Audio op-amps eingeläutet haben)
LME 49710 (ein auf Super-Daten gezüchteter Nachfolger des drögen NE5532 von Texas Instruments)
NJM 2068 (der mMn mit Abstand musikalischste Audio op-amp weit und breit von New Japan Radio, sehr nahe an guten diskreten Aufbauten)


Da es den NJM2068 leider nur als Dual op-amp mit einem anderem Pinout wie die Singel op-amps gibt, musste dieser auf der IC-Fassung entsprechend verschaltet werden.
Wichtig ist, dass der nicht benutze op-amp auf definiertem Potential liegt. Dazu wurde der OUT2 mit -IN2 gebrückt und  +IN2 auf OUT1 gelegt.

Weiters hat sich gezeigt, dass der LME49710 (und nur dieser) in der Entzerrerstufe sein eigenes Liedchen gepfiffen hat (vermutlich das Ergebnis einer gewissen Schwingneigung bei entsprechenden Randbedingungen aufgrund des hochkomplexen Designs).
Abhilfe hat das direkte auflöten eines Stützkondensators gebracht, wie es sowieso für weiteren klanglichen Gewinn geplant war.

Nach dem shoot out geblieben ist als bestes klangliches Ergebnis zu meiner Überraschung eine Kombination aus LME49710 (Entzerrerstufe) und NJM2068 (Ausgangsbuffer).

Der LME49710 kann in der Entzerrerstufe offenbar mit seinen sehr guten PSRR Werten voll punkten. Bei den dort relativ kleinen Signalen kann der NJM2068 diesbezüglich nicht mithalten und hätte wahrscheinlich einen lokalen Super-Regulator erforderlich gemacht.

Nehme ich den  LME49710 auch für den Ausgangsbuffer wird mir der Sound  zu "technisch-perfekt", mit der "Musikalität" des NJM2068 kann er mMn bei weitem nicht mithalten.
Andererseits spielt der etwas stärkeren Durchgriff der Versorgungsspannung beim NJM2068 bei den relativ hohen Pegeln im Ausgangsbuffer überhaupt keine Rolle mehr.

Der SSM2131 hat sowohl in der Entzerrerstufe als auch im Ausgangsbuffer gegenüber dem LM301 einen beachtlichen klanglichen Gewinn eingefahren, kann aber mit der letzten op-amp Generation was Verzerrungsarmut und einiges andere anbelangt, definitiv nicht mithalten.


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Was hats nun gebracht ?
Ich kann nur wärmstens empfehlen, das selber erfahren bzw erhören zu wollen !!!

Der "rustikale touch" ist einer "umfassend faszinierenden Darbietung mit Tiefgang" gewichen.
Der herausragende Charakter des Eumig was Weite, Spielfreude, Detailreichtum und tonale Oppulenz betrifft, bleibt trotzdem erhalten.

Rausch- und Verzerrungsmessungen kommen vielleicht später noch, wenn ich auch die 2SK170 FET - für die Eingangstufe nach dem Wiedergabekopf - ausgecheckt habe.
Ausserdem ist auch auf anderen Baustellen noch vieles zu tun und noch nicht mal der Wiedergabezweig vollständg durchgearbeitet.
Michael

deep

#1
Und hier noch der mod der op-amp im Eumig FL-1000
Michael

deep

showdown
.,111


Die Messungen zeigen einen Vergleich der Orignal-Bestückung zu dem oben erwähnten IC-mod und auch die erste FET Stufe wurde nun mit dem 2SK170 modifiziert und entsprechend angepasst.
Die Pegel habe ich vor der Messiung kanalweise auf 1/10 dB genau aufeinander abgeglichen.

Eingespeist wurde mit dem Minirator Pro direkt am Tonkopfkabel über einen Vorwiderstand von 470kOhm um die Abschluss-Impedanz des Kopfes möglichst wenig zu beeinflussen.
Die Messung erfolgte bei VU-Meter "satt" auf 0dB, was realen ca +2dB am Line-Ausgang bedeutet. 

Gemessen wurde also NICHT über Band, sonder AUSSCHLIESSLICH der Wiedergabe-Verstärkerzweig.

Es ist zu erkennen, dass die 2. Harmonische um ca. 3dB abgesenkt ist bei der 3. Harmonischen sogar ca 6dB gewonnen wurden.
Bei starker Glättung zeigt sich, dass beim Rauschen über weite Bereiche ca 3dB gewonnen werden, oberhalb ca 5kHz sich der Trend jedoch umkehrt.
Michael

deep

#3
So hübsch die Messungen ausgefallen sind - den Einsatz des 2SK170 FET kann ich derzeit jedenfalls nicht empfehlen.

Da der 2SK170 gegenüber der Originalbestückung eine deutlich höhere Steilheit aufweist, bieten sich mehrere Varianten die Schaltung so zu adaptieren, dass nicht an nachfolgenden Stufen geschraubt werden muss.
Zuallererst nimmt man einfach nur einen anstelle der originalen zwei FET. Dies ist auch deshalb ratsam weil der 2SK170 eine eher höhere Eingangskapazität aufweist.

Dann  kann man entweder den Drain-Widerstand - laut SPICE und auch in der Praxis -   ca. auf die Hälfte verringern, der Rest lässt sich mit dem Poti ausgleichen.
Oder aber man sieht eine AC Strom-Gegenkopplung vor. Laut SPICE und auch in der Praxis passen ca 180 Ohm  im Source-Zweig - der Rest lässt sich mit dem Poti ausgleichen.

Beide Varianten klappen grundsätzlich einwandfrei, aber der Sound wird dabei leider tödlich steril.




Quelle: Praktiker
   

Der nächste Kandidat ist der 2SK117
Michael

kuni

Hi Michael,

Zitat von: deep am Sonntag, 06.April.2014 | 13:13:43 Uhr
Es ist zu erkennen, dass die 2. Harmonische um ca. 3dB abgesenkt ist bei der 3. Harmonischen sogar ca 6dB gewonnen wurden.
Bei starker Glättung zeigt sich, dass beim Rauschen über weite Bereiche ca 3dB gewonnen werden, oberhalb ca 5kHz sich der Trend jedoch umkehrt.

Ist das wirklich so der Burner, auf einem Niveau von -50dB bei den Harmonischen und -80dB (!!!) beim Rauschen ?
Gruß, Kuni
..............................
http://kuni.bplaced.net/
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deep

#5
Zitat von: kuni am Montag, 07.April.2014 | 12:06:32 Uhr
Hi Michael,

Ist das wirklich so der Burner, auf einem Niveau von -50dB bei den Harmonischen und -80dB (!!!) beim Rauschen ?


Hallo !
Tja, das ist wohl eine mehr als berechtigte Frage.

Speziell im Zusammenhang mit Bandwiedergabe wo sowieso "enorme" Rauschpegel und Verzerrungen - jedenfalls nach heutigen digitalen Standards - vorhanden sind und nur mit Kopfstand und Salto Mortale zu handeln sind.

Ich würde meinen, die Antwort muss zweigeteilt erfolgen.
Einerseits dokumentieren meine Messwerte dass es auch besser geht. Daran ist nichts zu rütteln.
Andererseits pfeif ich auf Messwerte, wenn das klangliche Ergebnis nicht stimmt.

Dies ist hier genau so ein Fall.
Die Messwerte der Modifikation sind super, das klangliche Ergebnis dagegen durchaus enttäuschend.
Man darf nicht vergessen dass die Verzerrungen einer Fet Stufe mit dem Signalpegel stark ansteigen, was im Umkehrschluss bedeutet, dass ich von der Elektronik her einige dB an "Aussteuerungsfestigkeit" im Wiedergabezweig gewonnen habe. Nunja, sort of.

Andererseits ist - wie schon weiter oben ausgeführt - die Modfikation der IC alleine (also mit den original FET in der ersten Stufe) mMn eine absolut empfehlenswerte Angelegenheit.
Ich würde Meinen, dass sich der klangliche Gewinn durch die IC-Modifikation alleine per Messung in keinster Weise nachvollziehen liesse - habe ich also erst gar nicht versucht.
Der dominate Anteil der harmonschen Verzerrungen entsteht nämlich in der FET Verstärkerstufe.

Nur - diese harmonschen Verzerrungen der FET Stufe sind nicht das was den Eumel "verbesserungswürdig" macht - diese können mMn genausogut verbleiben.
Mach dir doch selber ein Bild: die IC kosten ein paar Krümel und ordentliche Fassungen sind schnell eingelötet.

Ich wäre sehr gespannt zu erfahren zu welchen Ergebnissen du kommst.

Wenn ich so darüber nachdenke komme ich zum Schluss, dass die damaligen Entwickler höchstwahrscheinlich auch sehr viel probiert haben bis sie "ihren" Klang verwirklicht sahen.
Wie sonst soll es zB Sinn machen, dass die FET auf welche es hier ankommt keine NF Typen sondern UHF Dinger sind und bei Einsatz von massgeschneiderten NF Dingern die Präsentation zum Trauerspiel wird ?
Michael

deep

#6
Dass der 2SK170 mMn in Sourceschaltung klanglich  nicht so der Hit ist, hatte ich ja schon angemerkt.

Ganz aufgeben wollte ich diese Variante aber doch noch nicht und bis ein paar andere spannende FET Typen eintrudeln ist ja Zeit das eine oder andere zu probieren.
Man kann ja nie wissen.
:flööt:

Also habe ich mich daran gemacht, jene Verzerrungen aus den Nichtlinearitäten der FET Kapazitäten - welche in den Harmonischen nicht wirklich ersichtlich sind - mittels des Kaskodentricks zu minimieren.
Da im Eumig FL-1000 bei der 1. Verstärkerstufe nach dem Tonkopf als Versorgungsspannung lediglich etwas über 20V zur Verfügung stehen, habe ich mich für eine komplimentäre Kaskode entschieden.

Unten sind die schematics der folded cascode zu sehen.
Der erste Aufbau war der Einfachheit halber mit den originalen 16k Widerständen nach +V.
Bringt schon eine gewisse Verbesserung gegenüber 2SK170 ohne Kaskode, ist aber nach wie vor meilenweit von der Musikalität des Originaldesigns entfernt. Etwas weniger langweilig aber trotzdem batzweich, wie das oft mit FET Schaltungen der Fall ist.
Zudem greifen Störungen von der +V Versorgung merklich durch.
So eine komplimentäre Kaskode spiegelt natürlich perfekt jede Spannungsschwankung der Versorgung auf den Ausgang.

Mit FET Stromquellen nach +V wirds diesbezüglich schon mal deutlich interessanter.
Allerdings empfiehlt es sich - gerade auch bei Kaskodenschaltungen - die Geduld für Hörsessions über einen längeren Zeitraum aufzubringen, um nicht vorschnell irgendwelchen vordergründigen Effekten aufzusitzen. Mal sehen.

Da die 2SK170 recht stark streuen war der DCA Pro übrigens echt hilfreich um kanalweise ähnliche Verhältnisse herzustellen ohne lange rumprobieren zu müssen.
http://new-hifi-classic.de/forum/index.php?topic=7311.0
Michael