Hallo zusammen,
den folgenden Beitrag habe ich gestern schon im BMF vorgestellt. Jürgen hat angeregt, ihn auch hier zu posten, was ich gerne tue. Nachdem ich die vor 30 Jahren beerdigte Analog-Ära meiner Tonmeistertätigkeit gewissermaßen als Hobby wiederentdeckte, haben sich hier seit Anfang des Jahres zu meinen jahrzehntelang gehegten Revox A77HS und Nagra IV-S noch drei Telefunken-Schätzchen hinzugesellt. Alle drei waren in sehr unterschiedlichem Zustand, als sie mich erreichten, doch nach zum Teil intensiven Restaurations- und den üblichen Einmessarbeiten funktionieren sie jetzt größtenteils tadellos.
Die erste war eine M15A mit deutscher Schichtlage, die mir mit Dolby A angekündigt wurde, was sich aber als Dolby 360 Rahmen mit telcom c4 Einschüben herausstellte. Diese zwei zusätzlichen telcom-Kanäle waren zufälligerweise exakt das, was mir noch gefehlt hatte.
Nach der Grundreinigung und dem Ölen sämtlicher Lager mussten zunächst die Schleppschalter an den Bremstrommeln wieder gängig gemacht werden, weil sonst die Wickelmotorsteuerung verrückt spielte (beliebter Fehler einer M15, die zu lange unbenutzt herumgestanden hat).
Arbeitspunkt und Regelverstärkung des Capstan waren so stark verstellt worden, dass die Wiedergabe nicht startete, was zum Glück leicht zu beheben war.
Dejustierte Bremsen und vor allem eine schief eingestellte Gummiandruckrolle müssen jahrelang die Freude an der Maschine getrübt haben: Das Band war bei Aufnahme/Wiedergabe fast 2 mm zu hoch durch die Führungen gelaufen, was erstaunlicherweise auf Capstanwelle und Tonköpfen keine Spuren hinterlassen hat.
Durchgebrannte Signallampen unter dem Bedienfeld konnte ich durch kleine, in die Rafi-Fassungen eingelötete 24V-Birnchen ersetzen, wie sie auch bei der A77 in der Bandende-Lichtschranke Dienst tun.
So sah mein frisch eingerichtetes kleines Hobby-Analogstudio damit aus:



Nebenbei fällt mir ein: Früher hatte ich mal ein Telefunken M5 Serviceköfferchen, von dem ich aber nur noch die Spezialschlüssel und die drei Federwaagen aufgehoben habe. (Die Tortenschaufel-Bandzugwaage habe ich - wohl in einem Anfall von Wahnsinn - vor 25 Jahren endgültig entsorgt, Schande über mich …)
Darin enthalten war auch ein spezieller Bobby mit einem 10 cm langen Hebel, womit man Motor- bzw. Bremsdrehmomente ermitteln konnte – z. B. für das erhöhte M15A-Standbremsmoment links, falls beim Umspulen das Band durchgelaufen ist. Auch dieses Teil habe ich damals weggeschmissen, aber jetzt kurzerhand mit einer 25 cm Spule und einer M3 Schraube nachgebaut, siehe hier:

Die zweite Maschine war eine M21R, die kleine Schwester der M21 (nach dem Motto „was nicht drin verbaut ist, kann auch nicht kaputtgehen“) in sehr gutem Allgemeinzustand. Einige mechanische Einstellungen (v. a. Bremsen), für die spezielle Lehren und Einstellwerkzeuge notwendig sind, habe ich noch für sehr kleines Geld machen lassen, bevor ich die Maschine übernahm. Ich selber musste eigentlich nur noch einige Lager ölen, Umlenkrollen justieren, hie und da etwas reinigen (z. B. Zählwerkstroboskopscheibe) und schließlich einmessen - fertig.
Eine sehr aufgeräumte Maschine, wie ich finde, auch innerlich:







Ein kleiner Kritikpunkt an der M21 wäre, dass einige Messpunkte nur schlecht zugänglich und nach den Angaben im SM auch teilweise schwer zu finden sind. Am wenigsten praxisgerecht fand ich die Lage der Messpunkte für den internen Pegelabgleich bei Aufnahme und Wiedergabe, die ich mir schließlich auf drei freie Pins der von mir ohnehin nicht benutzten 15-poligen VU Meter Anschlüsse gelegt habe, sodass ich jetzt die Maschine nicht jedes Mal auf die Seite legen muss, nur um den Pegelabgleich durchzuführen.
Mit diesem Neuzugang füllte sich allmählich mein Hobbystudio - Analog und Digital einträchtig beieinander:

Die dritte Maschine schließlich war wieder eine M15A, diesmal mit internationaler Schichtlage. Weniger gelaufen als die beiden anderen (4000 Stunden) war sie in einem relativ struppigen, fast verwahrlosten Zustand. Hatte anscheinend viel an nicht artgerechten Lagerorten zubringen müssen, doch alle Herzstücke waren überraschenderweise einwandfrei (Motoren, Kopfträger, Tonwelle, Umlenkrollen …).
Stark auf den Preis drückten zwei während der Demo beim Verkäufer weiß abrauchende Knallfrösche in der Wickelmotorsteuerung. (Davon hätte auch die Sprinkleranlage im dortigen Tonstudio starten können …) Diese Burschen (insgesamt fünf) waren nicht ganz leicht auszuwechseln, weil man die darüber liegenden Triac-Kühlbleche hinterher kaum wieder drangeschraubt bekommt, aber irgendwie klappte das auch noch. (Bei meiner M15-Erstanschaffung sind auf der gleichen Leiterplattenversion bessere RC-Glieder verbaut worden.)
Zunächst habe ich die stark zerkratzte und abgeschabte Hammerschlaglackierung durch schwarzmatt ersetzt, was der Optik durchaus zusagt, wie ich finde:

Die eingebaute Bandschere war leider abgenudelt, als Ersatz dient mir für den Moment eine M10 Bandschere aus Vollmetall.

Bei dieser Maschine gab es allerdings sehr viel zu reinigen - streckenweise kam ich mir vor wie im Pfeifengehäuse einer Barockorgel, wo seit gefühlten hundert Jahren nicht mehr staubgewischt wurde.
Wie bei meiner ersten M15A auch, habe ich die Eingänge für die Aufnahmeverstärker an XLR-Einbaubuchsen gelegt, weil ich keine Großtuchelweibchen mehr anschaffen mochte:

Drei Dinge fielen beim Kauf sofort ins Auge: das Zählwerk lief nicht, die Wiedergabe war auf einem Kanal stumm und auf dem anderen verrauscht, und ein Rangieren bei Umspulen war nicht möglich. Letzteres war verursacht durch eine gebrochene Schelle an dem 620Ω / 30W Drahtwiderstand, der die Rangierstufen bestimmt. Da diese Biester nicht leicht oder billig zu bekommen sind (vor allem nicht mit Abgriffen), habe ich die Schelle mit einem stärkeren Kupferdraht bandagiert, was zum Glück funktioniert hat:

Beim Zählwerk ist die Gabel-Lichtschranke defekt, die die Zählimpulse liefert (sowas habe ich vorher noch nie erlebt).
Ersatz scheint es aber zum Glück zu geben, für 3 oder 4 Euro:

Bei den Wiedergabeverstärkern schließlich bin ich noch einigermaßen ratlos. Speisespannung liegt an, laut Messung sind auch alle Kondensatoren dicht. Eigentlich kommt bei der taubstummen Karte nur noch der Transistor oder das IC der ersten Verstärkerstufe in Frage, denn dahinter kommt schon kein Signal mehr. Der zweite WV ist vermutlich ebenfalls schon vor der Entzerrung defekt, weil sein Rauschen ziemlich dunkel klingt, fast wie Rumpeln.
Ich glaub’s ja kaum, aber ich frage hier einfach mal:
Hätte jemand zufällig zwei WV-1 (oder WV-11) für mich übrig? 
Das wär’s fürs erste.
Grüße, Peter